Inflationstrends, Zentralbanken und Geopolitik bestimmen die Märkte
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Was die Märkte betrifft, so haben sich die Erwartungen hinsichtlich Zinssenkungen durch die Fed aufgrund der nachlassenden Inflation in den USA und der widersprüchlichen Arbeitsmarktdaten, die auf eine starke Wirtschaft hindeuten, geändert. Wir sind der Meinung, dass die sinkende Inflation für die Entscheidungen der Zentralbank ausschlaggebend ist. Diese Tatsache sowie die folgenden Themen werden voraussichtlich die Märkte bestimmen:
· Wirtschaftswachstum mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Wir haben unsere globalen Wachstumsprognosen für dieses Jahr leicht nach oben korrigiert, was vor allem auf Revisionen in den Schwellenländern zurückzuführen ist. In den USA deuten die Arbeitsmärkte jedoch darauf hin, dass sich der Konsum, der einen großen Teil der Wirtschaft ausmacht, allmählich verlangsamen wird. In Europa dürfte die Wirtschaftstätigkeit durch die Binnennachfrage und das Realeinkommen gestützt werden.
· Rückgang der Inflation in den USA hält an. Die jüngste Abschwächung der Kerninflation bei den Dienstleistungen in den USA ist ermutigend, aber eine gewisse Starrheit wird fortbestehen. Wir haben unsere Prognosen für den Verbraucherpreisindex auf 3,3 % und 2,5 % für 2024 und 2025 angehoben. Auch die Fed hob ihre Prognosen für die Inflation der persönlichen Konsumausgaben für 2024 an.
· Asynchrone Zentralbanken. Die europäischen Zentralbanken (EZB, Schweizer Nationalbank) haben bereits mit Zinssenkungen begonnen. Diese Divergenz zur Fed wird wahrscheinlich nicht sehr lange anhalten, da die Inflation in den USA zurückgeht. Darüber hinaus glauben wir nicht, dass andere Zentralbanken ihre Entscheidungen in einem Vakuum abseits der Fed treffen.
· Wir haben bereits früher auf die Bedeutung der Geopolitik hingewiesen. Jetzt sind Themen wie zunehmender Protektionismus (d.h. Handelszölle) und politische Unsicherheit in den Fokus gerückt. Eine mögliche Präsidentschaft Trumps könnte zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und der EU sowie zu einer Fortsetzung der Rivalität mit China führen.
In einer späten Phase des Zyklus skizzieren wir im Folgenden unsere wichtigsten Überzeugungen:
· Die Wirtschaftsaussichten sind relativ robust, aber die Bewertungen sind in einigen Bereichen der Risky Assets knapp bemessen. Daher bleiben wir für Aktien insgesamt leicht positiv gestimmt. Allerdings haben wir unsere Haltung gegenüber Aktien aus Industrieländern leicht angepasst und sind der Meinung, dass Anleger hier in einigen Bereichen Absicherungen aufbauen sollten. Bei den Anleihen sind wir konstruktiv für US-Duration und Kerneuropa gestimmt, während wir unsere vorsichtige Haltung gegenüber Japan beibehalten. Bei den Unternehmensanleihen ist das Segment EU Investment Grade unser Favorit. Andernorts bieten Schwellenländeranleihen angesichts des ordentlichen Wirtschaftswachstums in der Region gute laufende Zinserträge. Weitere wichtige Faktoren sind für uns die Zentralbanken und ihre Haltung zur Inflation. Wir sind der Meinung, dass eine relativ restriktive Haltung der Reserve Bank of Australia den AUD/TWD stützt. Gegenüber dem GBP und dem EUR sind wir jedoch nicht mehr so zurückhaltend eingestellt.
· Anleihen. Der nachlassende Preisdruck und die Erwartung von Zinssenkungen erlauben es uns, unsere Haltung in Bezug auf die Duration zu bestätigen, wobei wir insgesamt einen aktiven Ansatz verfolgen. In den USA sind wir konstruktiv gestimmt, insbesondere am kurzen Ende der Renditekurve. Wir mögen auch staatsnahe Schuldtitel und hochwertige Unternehmensanleihen, sind jedoch der Ansicht, dass Unternehmensanleihen niedriger Qualität unter hohen Zinskosten leiden könnten, da die Zinsen längerfristig höher bleiben dürften. Obwohl wir bei der Duration in Europa neutral eingestellt sind, schätzen wir das Timing in Zukunft konstruktiv ein, da die EZB ihren Lockerungspfad fortsetzt. Im Gegensatz dazu sind wir bei der Duration im Vereinigten Königreich positiv eingestellt, während wir bei Japan vorsichtig sind, auch wenn wir diese Haltung noch evaluieren. Das Segment EU Investment Grade hat attraktive Bewertungen und wir bleiben optimistisch, während wir bei High-Yield negativ bleiben.
· Aktien. Bei vielen US-Unternehmen, deren Aktien durch die KI Auftrieb erhalten haben, wird es einige Zeit dauern, bis sich die positiven Effekte tatsächlich einstellen. Daher sind wir bei solchen hoch bewerteten Tech-Titeln und Mega-Caps vorsichtig und bevorzugen Qualitäts- und Value-Titel, die nachhaltiges Gewinnwachstum erzielen können. In Europa beobachten wir genau, ob die Unternehmen in der Lage sind, ihre Margen zu halten. Unsere Haltung ist nach wie vor ausgewogen, mit einer positiven Haltung gegenüber Basiskonsumgütern und dem Gesundheitswesen, aber einer vorsichtigen Haltung gegenüber der Informationstechnologie.
· Schwellenländer. Die Aussicht auf niedrigere US-Zinsen, hohe Rohstoffpreise und das Wachstum in den Schwellenländern bedeuten, dass die globalen makroökonomischen Bedingungen für laufende Zinserträge aus risikoreichen Anlagen und Schwellenländeranleihen günstig sind. Lockerungszyklen in anderen Industrieländern könnten die Suche nach renditestärkeren Anlagen vorantreiben. Wir bevorzugen Hartwährungen gegenüber Lokalwährungen. Aus der Länderperspektive gefallen uns Indien und Mexiko. Bei den Aktien bevorzugen wir Märkte mit starken Wachstumsaussichten wie Südkorea, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indonesien.
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