Ein dynamischer Markt für Vielfalt
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Trotz der Dynamik der vergangenen Jahre und einem politischen und wirtschaftlichen Umfeld, das gezielt an der Gleichstellung der Geschlechter arbeitet, sind Frauen in Führungspositionen und in den Organen der Unternehmensführung 2024 immer noch unterrepräsentiert. In Frankreich stellen Frauen, obwohl sie 50 % der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen, nur 12 % der CEOs in den Unternehmen des MSCI ACWIs. In Ländern wie Neuseeland (42,9 %), Thailand (20,7 %) und Norwegen (18,2 %) ist dieser Anteil höher, in den USA (8 %), Deutschland (3,6%) und Kanada (3,5 %) niedriger, aber der weltweite Durchschnitt liegt immer noch bei nur 7 %.
Dabei ist Geschlechtervielfalt in Unternehmen nicht nur eine Frage des Wertegerüsts, sondern auch eine Frage der wirtschaftlichen Logik. Der OECD zufolge steigert die Geschlechtervielfalt "das Wachstum, die Produktivität, die Wettbewerbsfähigkeit und die Nachhaltigkeit der Volkswirtschaften" und könnte bis 2060 in den OECD-Ländern zu einem durchschnittlichen Anstieg des BIP um 9,2 % führen, was etwa 0,23 Prozentpunkte zum durchschnittlichen jährlichen BIP-Wachstum beiträgt. Nach Angaben des IWF könnten diese Gewinne in Schwellen- und Entwicklungsländern sogar zu einem durchschnittlichen Anstieg des BIP um 23 % führen. Dabei geht bei der Gleichstellung nicht darum, ein Geschlecht gegenüber einem anderen zu begünstigen, sondern vielmehr darum, einen besseren Talentpool zu erschließen, der allen die gleichen Chancen bietet.
Geschlechtervielfalt kann durch gezieltes Investieren beschleunigt werden
Investoren und Unternehmen haben eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und verfügen über mehrere Hebel, um diese zu erreichen. Auf der Investment-Seite ist der Markt für Finanzinstrumente, mit denen geschlechtsspezifische Themen finanziert bzw. verfolgt werden können, wie z. B. Gender-focused Bonds, in den vergangenen zehn Jahren erheblich gewachsen. Auch die aktive Einbindung von Unternehmen, in die investiert wird, hat sich als wirkungsvolles Instrument für Veränderungen erwiesen.
Die wichtigsten Produkte zur Erschließung des Marktes für sind Nachhaltigkeitsanleihen, bei denen Emittenten ökologische Ziele mit sozialen Zielen verbinden können, und Sozialanleihen, bei denen die Gleichstellung der Geschlechter der einzige Schwerpunkt der Anleihe sein kann. Schließlich gibt es auch ein zunehmendes Interesse an Nachhaltigkeitsanleihen mit geschlechtsspezifischen KPIs.
Ein weiterer Hebel für Investoren zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter sind sogenannte Stewardship-Aktivitäten. Amundi tauscht sich seit vielen Jahren intensiv mit Unternehmen über die Gleichstellung und die Vorteile von Vielfalt aus, insbesondere im Rahmen von Governance-Bewertungen. 2023 hat Amundi 482 Unternehmen dabei unterstützt, durch mehr Vielfalt die Effizienz zu verbessern, Innovationen zu fördern und so die Finanzergebnisse zu steigern.
Die Richtung stimmt, aber Erfolge müssen erhalten und weiter ausgebaut werden
Viele Unternehmen haben inzwischen klare quantitative Ziele für die Repräsentation von Frauen insbesondere in den Führungsgremien. Diese Entwicklung wurde auch durch rechtliche Vorgaben angestoßen, wird aber seit mehr als zehn Jahren erfolgreich verfolgt. In Frankreich begann dies 2011 mit der Verpflichtung für große Unternehmen, mindestens 40 % Frauen in den Verwaltungsräten zu haben. Andere europäische Länder haben ähnliche Regeln eingeführt. Interessant ist, dass die Gleichstellung auch dann auf einem guten Weg ist, wenn es in Ländern wie Irland, Polen oder UK keine gesetzlichen Vorgaben gibt, sondern die Unternehmen die Repräsentationserwartungen in Form von "soft laws" wie beispielsweise Governance-Kodizes erfüllen. Im Vereinigten Königreich, wo der Governance-Kodex Leitlinien zur Geschlechtervielfalt enthält, sind heute 42 % der Sitze in den Vorständen großer Unternehmen mit Frauen besetzt, während es 2018 noch weniger als 10 % waren, analysiert der Guardian.
Trotz der sichtbaren Verbesserungen ist es irritierend zu sehen, dass es vermehrt zu einem sogenannten Diversity, Equity & Inclusion (DEI) Backlash, vor allem in den USA, gekommen ist. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen Unternehmen noch stärker die positiven Auswirkungen von DEI-Maßnahmen für alle aufzeigen und ihre Teams für das Wahrnehmen von unbewussten Vorurteilen sensibilisieren und ihnen entgegenwirken.
Vielfalt ist integraler Bestandteil von verantwortungsvollem Investieren
Amundi glaubt an den Wert der Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion als integralen Bestandteil verantwortungsvoller Investitionen. Vielfalt führt aus unserer Sicht zu höherer Rentabilität, da sie ein besseres Verständnis der Kundenerwartungen, eine höhere betriebliche Leistung aufgrund der Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven und eine größere Innovationsfähigkeit ermöglicht.
Damit das Anlageuniversum der Gender-focused Bonds wirklich wachsen kann, müssen die Marktakteure ein tieferes Verständnis dafür haben, was geschlechtsspezifische Investitionen bedeuten. Parallel dazu muss auch das Angebot an Anlagelösungen erweitert werden, um der Nachfrage und den Anforderungen der Anleger gerecht zu werden, auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern.
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