Inflationssteigerung und Wachstumsverlangsamung: Anleihestrategie im Fokus
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Infolge des allgemeinen Ausverkaufs an den Kapitalmärkten sind die Renditen und Spreads in den meisten Fixed Income-Segmenten wieder auf ein höheres Niveau zurückgekehrt. Dennoch ist die Unsicherheit und die Volatilität bei Zinsen und Aktien derzeit noch zu hoch, was bei den Marktteilnehmer dazu führt, dass sie eher bei kurzlaufenden Anleihen zugreifen. Wir bleiben bei unserer Strategie und investieren in qualitativ hochwertige Unternehmens- und die liquidesten Anleihen. Nachrangige Anleihen mit sehr kurzen Fälligkeitsterminen meiden wir, da das Prolongationsrisiko in letzter Zeit stark zugenommen hat.
Wir haben im Jahresverlauf eine Verschlechterung der Anleihenliquidität und volatile Kapitalströme in die Kreditsegmente beobachtet (bisher überwiegend Abflüsse). Deshalb haben wir unseren Liquiditätspuffer in den Portfolios erhöht und gleichzeitig die Ratingkategorie etwas angehoben. Insgesamt bevorzugt unser Credit-Team Anleihen mit BBB- und BB-Rating, nachrangig oder nicht, mit Laufzeiten und Fälligkeiten zwischen 2024 und 2027, da sie in der Regel von historisch hohen Spreads und einem moderaten Durationsrisiko profitieren.
Interessante Marktsegmente für Nachranganleihen 2022
Wir haben eine deutliche Neubewertung aller Anleihen in den Segmenten für Nachranganleihen erlebt, und das Risiko der Non-Calls hat sich deutlich erhöht. Wir sind es gewohnt, uns mit diesem Problem bei Additional Tier 1 CoCos zu befassen, aber viel weniger bei Tier 2 Bankanleihen, wo zum Beispiel eine deutsche Bank, die Deutsche Pfandbriefbank, am 24. Mai ankündigte, dass sie eine Tier 2 Anleihe nicht abrufen würde. Dieses für dieses Segment in Europa seltene Ereignis ist ein Beweis dafür, dass die Bewertung nachrangiger Anleihen zu ihren Fälligkeitsterminen nur bedingt möglich ist und auch auf Renditebasis bis zur Fälligkeit/Perpetuität bewertet werden sollte.
Daher favorisieren wir im Moment zwei Segmente: Additional-Tier-1-Anleihen mit hohen Kupons und Non-Financial Corporate Hybrids. Wir glauben, dass diese Segmente eine gute Mischung aus hohen Renditen und Spreads sowohl auf Abruf- als auch auf Perpetuität bieten, zusammen mit sehr stabilen Fundamentaldaten und höheren Anreizen, diese Anleihen im Durchschnitt abzurufen.
Erwartungen und Prognosen
Nachrangige Anleihen dürften weiterhin von den soliden Fundamentaldaten ihrer Emittenten profitieren. Die Anleger dürften allerdings nur bei geringerer Zins- und Aktienvolatilität wieder einsteigen. Wir werden die Quartalsergebnisse der Unternehmen in Europa und den USA und deren Auswirkungen auf die Marktbewertungen genau beobachten, um zu bewerten, wie schnell unsere Volkswirtschaften in die Rezession zurückfallen werden. Nachrangige Anleihen werden unserer Meinung nach bereits auf „Rezessionsniveau“ gehandelt. Wir erhöhen jedoch noch nicht das Risiko, da wir eventuell zunächst unter der importierten Volatilität an den Aktienmärkten leiden werden. Mit anderen Worten: Wir werden bis September defensiv bleiben.
Sollte sich die Lage an den Aktienmärkten und in der Weltwirtschaft verschlechtern, könnten wir von den Zuflüssen profitieren, die wieder in die Rentenmärkte fließen, sowie von der eher zurückhaltenden Politik der Zentralbanken. Zusammen mit den hohen Carry-Levels in unseren Segmenten könnte dies der Beginn einer Marktstabilisierung mit einigen leichten Anstiegen sein.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.