Kommentar
16:22 Uhr, 06.07.2011

Inflations-Zertifikate: Mehr Auswahl beim Schutz vor der Teuerung

Die Emittenten bringen derzeit zahlreiche neue Produkte auf den Markt, die das Ersparte vor der Inflation schützen. Besonders interessant sind Zertifikate mit „Hebel“.

„Kein Schwein interessiert sich für Inflation – außer die Medien“, sagte der Zukunftsforscher Matthias Horx kürzlich in einem Interview. Wenn der Visionär da mal nicht irrt: Die teils regelrecht explodierenden Lebensmittelpreise machen die Teuerung auch für den „Ottonormalbürger“ immer offensichtlicher: Im Mai lag die Inflation in der EU bei 3,2 Prozent – und damit nur unwesentlich unter den im April gemessenen 3,3 Prozent. In Österreich betrug die Inflation sogar 3,7 Prozent (siehe Grafik rechts). „Die Risiken in Bezug auf die mittelfristigen Aussichten für die Preisentwicklung sind weiterhin nach oben gerichtet“, so die EZB in ihrem Monatsbericht.

Angesichts der Furcht vor weiter steigenden Preisen hat die Zertifikateindustrie den Inflationsschutz längst als Verkaufsschlager entdeckt. Grundsätzlich richten sich die Kupons bei diesen Produkten nach der Inflationsrate der Eurozone, die mittels des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) ohne Tabak berechnet wird. In der Ausgestaltung unterscheiden sich die einzelnen Produkte jedoch erheblich. Die deutsche Ratingagentur Scope listet „Papiere mit Hebel, andere mit einer Sockelrendite und solche mit Mindest- und Maximalkupon“ auf.

Bei der Inflationsschutzanleihe (ISIN DE000LBB5P39) von der Landesbank Berlin gibt es nach 18 Monaten einen Kupon von 3,0 Prozent p.a. Ab dann wird bis zum Laufzeitende zur Sockelrendite von 1,0 Prozent p.a. die Inflationsrate des jeweiligen Jahres hinzuaddiert. „Mit dieser Konstruktion sind Anleger angesprochen, die sich auch für den Fall absichern möchten, dass ihr erwartetes Inflationsszenario nicht eintritt. Eine Mini-Rendite ist auch dann sicher“, urteilt Scope. Die 3,6% Inflationsanleihe II (ISIN DE000MS0KBM5) von Morgan Stanley sieht für das erste Laufzeitjahr einen Fixkupon von 3,6 Prozent vor. In den Folgejahren hängt die Kuponzahlung von der Inflationsrate ab, mindestens gibt es 3,6 Prozent p.a.

Am Laufzeitende kommen 100 Prozent des Nominalwerts zur Rückzahlung – eine Vorgehensweise, bei der der Zinseszins-Effekt außer Acht gelassen wird: Angenommen die Inflation liegt konstant bei 5,0 Prozent. Dann beträgt der Preisanstieg nach fünf Jahren insgesamt 27,6 Prozent, da der Bezugswert nach dem ersten Jahr nicht mehr 100 beträgt, sondern 105 und so weiter. Mit dem Zertifikat von Morgan Stanley hätte der Anleger aber nach fünf Jahren lediglich 25 Prozent oder 25 Euro erhalten. Die neue Klassische Inflationsindexierte Anleihe (ISIN DE000MS0KA73), ebenfalls von Morgan Stanley, umgeht das Problem, indem der Nominalbetrag entsprechend dem HVPI steigt und jährlich zudem ein Kupon von 1,5 Prozent gezahlt wird, der sich nicht auf die Ausgangsbasis von 100 bezieht, sondern auf den um die Inflationsrate bereinigten Wert. Eine deutlich über die Inflation hinaus gehende Rendite ist jedoch auch damit nicht möglich. Gänzlich raten wir von Papieren ab, die neben einem Mindest- auch einen Maximalkupon vorsehen. Hierzu zählt der Inflationsfloater der Landesbank Berlin (ISIN DE000LBB5P96). Die Kuponhöhe orientiert sich an der Inflationsrate, beträgt aber mindestens 2,8 Prozent und maximal 5,0 Prozent. Das Problem: Bei starker Teuerung ist durch den Cap kein voller Schutz des Kapitals gegeben.

Unsere Favoriten bleiben Papiere mit Hebel wie die 150% Inflationsanleihe II (ISIN DE000MS0KBP8) von Morgan Stanley und die 170% Inflationsanleihe (ISIN DE000RBS0AE8) von der Royal Bank of Scotland (siehe rechts). Nur mit diesen Papieren sind Erträge deutlich über die Inflation hinaus drin.

Fazit: Unter den vollkommen kapitalgeschützten Inflationsanleihen ist die 170% Inflationsanleihe von der Royal Bank of Scotland (RBS) unser Favorit. Das Papier sieht im ersten Laufzeitjahr einen Fixkupon von 5,0 Prozent vor. In den Laufzeitjahren zwei bis sechs erfolgt die Kuponzahlung entsprechend der jeweils jährlichen Veränderung der Inflationsrate der Eurozone multipliziert mit dem Faktor 1,7. Bei einer angenommenen Inflationsrate von 3,5 Prozent würde der Kupon also 5,95 Prozent betragen. Am Schluss der Laufzeit wird die 170% Inflationsanleihe zum Nominalwert von 100 Prozent getilgt. Immerhin noch mit einem Faktor von 1,5 ist die fünf Jahre laufende 150% Inflationsanleihe II von Morgan Stanley ausgestattet.

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