Kommentar
21:46 Uhr, 01.10.2021

Inflation und Lieferengpässe: Wird der Aktienmarkt abgewürgt?

Der Bullenmarkt ist noch relativ jung und sollte eigentlich noch jahrelang laufen. Es gibt nur zwei gewaltige Hindernisse.

Die Parallelen des heutigen Marktumfeldes gleichen immer mehr denen in den 1970er Jahren. Damals schleppte sich der Aktienmarkt von einem Bärenmarkt zum nächsten und dies, obwohl das Umsatz- und Gewinnwachstum der Unternehmen enorm war. Was Wachstum anbelangt, waren die 70er Jahre ein goldenes Jahrzehnt. Vier Unternehmen, die es heute noch gibt, zeigen, wie golden die Zeiten waren. Erwirtschafteten diese Unternehmen zu Beginn der 70er Jahre weniger als 3 Mrd. Dollar Umsatz, waren es Anfang der 80er Jahre über 15 Mrd. Auch der Gewinn sprudelte. Der Gewinn verzehnfachte sich annähernd zwischen 1971 und 1982 . Trotzdem konnte der Aktienmarkt davon nicht profitieren. Insgesamt gab es drei Bärenmärkte und eine große Korrektur, die sehr nah an einen Bärenmarkt herankam (knapp 20 % Kursverlust). Irgendetwas passte Anlegern also nicht.

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Was das war, lässt sich mit heute vergleichen. Damals wie heute klagten Unternehmen über hohe Kosten und Lieferengpässe. Beides äußerte sich in einer hohen Inflationsrate. Im Gegensatz zu damals kommt heute allerdings noch ein Mangel an Arbeitskräften hinzu. Zuletzt legte das Transportunternehmen FedEx zahlen vor. Die Zahlen waren nicht schlecht (das Unternehmen wuchs), doch durch die hohen Kosten blieb das Gewinnwachstum hinter den Erwartungen zurück.

Lieferengpässe und Personalmangel begrenzten das Wachstum effektiv. Anleger straften den Aktienkurs ab. Es ging um 10 % nach unten. Auf solche Reaktionen müssen sich Anleger immer mehr gefasst machen. Die Probleme werden bei vielen Unternehmen immer akuter.

Inflation und Engpässe sind keine besonders spannenden Themen. Das ändert nichts an ihrer Relevanz. Reales Wachstum zählt. Durch die hohe Inflation der 70er Jahre lag das reale Wachstum deutlich niedriger als es in Grafiken 1 und 2 erscheint (Grafik 3). Real war das Gewinnwachstum im betrachteten Zeitraum zwei Mal negativ.

Der Aktienmarkt folgte dem realen Gewinnwachstum (Grafik 4). Aktuell sehen wir für dieses Jahr noch positives reales Gewinnwachstum. Im kommenden Jahr wird das schon schwieriger. Derzeit rechnen Analysten für den S&P 500 mit einem nominalen Wachstum von 10 % im kommenden Jahr. Gegenüber dem Wachstum von 60 % in diesem Jahr ist das bereits eine enorme Verlangsamung.

Berücksichtigt man die zu erwartende Inflation, stagnieren die Gewinne 2022 im Vergleich zu 2021 geradezu. Wie sehr das Anlegern schmeckt, kann man sich vorstellen. Aktuell gibt es noch keine Anzeichen für ein Ende des Bullenmarktes. Inflation und Lieferengpässe können das ändern. Es wäre definitiv nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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