Kommentar
17:40 Uhr, 10.06.2021

Inflation und Aktien: Dieser Chart gibt Hoffnung

Aktien reagieren auf bestimmte Umstände sehr empfindlich. Dazu gehört Inflation. Diese muss Aktien aber nicht drücken, wenn sie nur vorübergehend ist. Aber ist sie nur vorübergehend?

Die US-Notenbank hat dazu eine relativ klare Meinung. Genauer gesagt, der Chef der Notenbank hat dazu eine klare Meinung. Inflation ist vorübergehend. Viele andere Notenbanker sind sich der Sache überhaupt nicht sicher und wollen über einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik diskutieren. Notenbanker sind sich in den USA uneinig, ob die hohe Inflation in diesem Jahr ein temporäres Phänomen ist. In anderen Regionen sind Notenbanken weniger uneins. In Kanada, Großbritannien und sogar der Eurozone macht man sich größere Sorgen. Der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik wird vorbereitet oder hat bereits begonnen. Wieso ist die Fed in dieser Sache der Nachzügler?

Im Kern der Sache liegt die Unsicherheit. Notenbanken und Ökonomen können vermuten, was geschehen wird. Es gibt aber kein Modell, das Sicherheit gibt. Es bleibt ein Ratespiel. In den USA sieht die Notenbank vor allem eine Periode als beruhigend an. Dafür muss man fast 80 Jahre in die Vergangenheit blicken.

Ende des Zweiten Weltkrieges stiegen der Verbraucherpreisindex und damit die Inflation stark an (Grafiken 1 und 2). Während des Krieges waren die Lieferketten zum Teil unterbrochen und die Wirtschaft wurde gesteuert. Produktionskapazitäten wurden umgeschichtet. Konsumgüter wurden weniger produziert und rationiert. Die Kapazitäten, inklusive Arbeit, wurden in Kriegsindustrien umgeleitet.


Damit die Knappheit an Konsum- und Gütern des täglichen Bedarfs nicht stark ansteigen, wurden die Preise für einige Kategorien kontrolliert bzw. festgelegt. Während des Krieges war die Inflation daher niedrig. Nach Ende des Krieges geschah allerdings etwas, das mit der heutigen Situation vergleichbar ist.

Viele Güter waren knapp, die Beschäftigung jedoch hoch. Aus Mangel an Konsummöglichkeiten wurde gespart. Wie heute gab es einen Sparüberschuss. Nach langem Verzicht konnte nach Kriegsende wieder konsumiert werden. Die Lieferketten waren darauf noch nicht ausgelegt. Preiskontrollen blieben allerdings nicht bestehen, sodass die Preise rasch anstiegen.

Auch heute sind die Lieferketten nicht auf das ausgelegt, was die Welt durchmacht. Die Ursachen sind verschieden, die Folgen die gleichen. Damals stieg die Inflationsrate über einen Zeitraum von 9 Monaten immer weiter an. Heute sind wir ungefähr im fünften Monat. Der Spuk könnte also bald wieder vorüber sein.

Das damalige Konsumfest hatte ein Ablaufdatum. Der Nachholeffekt ebbt irgendwann ab und der Überschuss an Erspartem ist irgendwann abgebaut. Auch heute kann es wieder so kommen. Statt Boom ist in zwei Jahren sogar eine ziemliche Ernüchterung mit Rezession denkbar.

Kurzfristig wissen wir nicht, ob die Inflation bleibt oder wieder verschwindet. Die Chance, dass die Fed Recht hat und sie nur vorübergehend ist, besteht. Für den Aktienmarkt ist das essentiell.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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