Kommentar
13:18 Uhr, 16.02.2017

Inflation: Ist der US-Dollar jetzt wertlos?

Alle reden gerade davon, dass der Dollar überbewertet sei. Nun, das kommt wohl auf die Perspektive an.

Gerade erst kam eine Flut von frischen Inflationsdaten herein. Notenbanker sind gleich auf diesen Zug aufgesprungen. Immer mehr Notenbanker freunden sich mit dem Gedanken an, die Zinsen tatsächlich 3x in diesem Jahr anzuheben. Einige wenige fordern inzwischen mehr als 3 Zinsschritte. Sie wollen aggressivere Zinserhöhungen. Woher diese Forderungen kommen, ist klar. Grafik 1 zeigt den Grund.

Die Inflationsrate stieg Anfang 2017 auf 2,5 %. Dabei lassen sich mehrere Treiber ausmachen. Medial wird der Einfluss von Rohstoffpreisen, vor allem Öl, breitgetreten. Das ist aber nicht der alleinige Grund. Die Kosten der Gesundheitsversorgung steigen mit 4 % und die Kosten für Wohnen steigen um über 3 % an. Beides sind große Ausgabenposten. Sie tun weh.

Gedrückt wird die Inflation von Nahrungsmittelpreisen. Diese fallen nach wie vor. Man kann sich aber vorstellen, was los ist, wenn diese auch noch zu steigen beginnen... Vielleicht gibt es dann andere dämpfende Faktoren. Der Anstieg der Energiepreise könnte sich wieder relativieren. Dafür aber schlägt aktuell der Preisanstieg anderer Rohstoffe (exkl. Energie und Agrarrohstoffe) noch gar nicht durch. Grafik 2 zeigt, dass hier die Preise nach wie vor leicht fallen.

Wie man es also dreht und wendet: die Inflation ist da und sie wird so schnell nicht wieder verschwinden. Sie wird nicht ewig auf hohem Niveau bleiben. Irgendwann sind temporäre Faktoren wie der Ölpreisanstieg auch durch. Konsumenten tröstet das wenig. Sie spüren die Preisanstiege nicht nur direkt und recht dramatisch (nach 5 Jahren wieder eine Teuerung über 2 % bleibt nicht unbemerkt), sondern müssen auch einen Kaufkraftverlust hinnehmen.

Jeder Dollar in der Tasche der Konsumenten wird durch die Inflation weniger wert. Wie das über die Jahre aussieht, zeigt Grafik 3. Der Dollar hat in den letzten 100 Jahren 96 % an Wert verloren. Nun muss man fairerweise sagen, dass nicht nur der Dollar im Vergleich zu "damals" wertlos geworden ist. Inflation gibt es ja auch bei uns. Nichtsdestotrotz: es ist schon etwas dran, wenn die ältere Generation vom Essen im Restaurant um 2 Mark oder der Kinokarte um 50 Cent redet.

Die Welt ist am Ende jedoch nicht ganz so düster. Die Inflation frisst zwar die Kaufkraft auf, doch es gibt ja glücklicherweise so etwas wie Zinsen. Grafik 4 zeigt das Wunderwerk, welches Zinsen vollbringen. Wird das Geld auf dem Konto mit dem Leitzins verzinst (ist vermutlich etwas optimistisch, dafür aber hätte man über Anleihen sehr viel höhere Zinsen erhalten können), hätte der Dollar nicht 96 % an Wert verloren, sondern 200 % gewonnen. Die Kaufkraft ist dank Zinsen gestiegen.

Das gilt seit 2008 nicht mehr. Der reale Kaufkraftverlust liegt bei 11 %. Das ist schon heftig. Liegt der Notenbank etwas an der Kaufkraft des Dollars, müssen die Zinsen dringen rauf, wenn natürlich auch nicht so sehr, dass es die Wirtschaft abwürgt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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