Kommentar
10:33 Uhr, 21.08.2020

Inflation ist aktuell kein Thema

Viele befürchten, dass die Geldschwemme und enormen Staatsausgaben zu einem Inflationsschub führen werden. Das werden sie nicht.

Notenbanken wünschen sich seit Jahren tendenziell mehr Inflation als weniger davon. Seit der Finanzkrise kämpfen sie gegen sinkende Preise und nicht gegen steigende. Der Kampf gegen Deflation hat die Entscheidungen der Notenbanken in der Coronakrise vereinfacht. Die Deflationswahrscheinlichkeit erreichte zeitweise mehr als 70 %. Notenbanken dürfte es freuen, dass die Deflationswahrscheinlichkeit nun wieder bei 0 % liegt. Das Inflationsziel von 2 % ist damit aber noch lange nicht erreicht. Kurzfristig steigt die Inflation wieder an. Das ist ein bekanntes Phänomen. Mitten in der Krise sinkt die Teuerungsrate. Das macht natürlich Sinn. Weniger Menschen arbeiten und können daher auch weniger nachfragen. Sinkt die Nachfrage, sinken die Preise. Beginnt sich das Wirtschaftsleben wieder zu normalisieren und greifen die Konjunkturprogramme, kommt es kurzfristig zu einem Inflationsschub. Dieser stellt sich immer als kurzfristiges Phänomen heraus. Das war auch nach der Finanzkrise nicht anders. Der Grund dafür ist relativ einfach. Mitten in einer Krise sparen Konsumenten. Der Schock sitzt tief, insbesondere bei Krisen wie der Finanz- und Coronakrise. Man hält sein Geld zusammen, immerhin weiß man ja nicht, ob man im nächsten Monat noch einen Arbeitsplatz hat...


Freiwillig sparen die wenigsten. Ein Teil dessen, was sich Konsumenten vom Munde absparen, wird zu Beginn des Aufschwungs nachgeholt. Der Konsum ist nicht gänzlich verloren, nur zeitlich verschoben. Zu Beginn eines Aufschwungs gibt es einen Nachfrageschub. Die Inflation steigt. Danach pendeln sich Nachfrage und Angebot wieder ein. Die Inflationsrate normalisiert sich.

Das wird auch dieses Mal wieder so sein. Die Nachfrage schnappt gerade zurück. Mittelfristig ist die Nachfrage jedoch begrenzt. Die Arbeitslosenraten sind in den meisten Ländern hoch und werden für lange Zeit hoch bleiben. Gleichzeitig ist die Kapazitätsauslastung immer noch historisch niedrig (Grafik 2). Wenn Kapazität nicht knapp ist, kann ohne Probleme mehr produziert werden, wenn die Nachfrage weiter steigt.


Inflation entsteht, wenn Kapazität knapp ist. Das ist sie aktuell nicht und es ist auch nicht absehbar, dass Kapazitätsknappheit zu einem Thema wird. Jeglicher Inflationsanstieg ist daher temporär.

Bis auf einen kleinen Teil unter Anlegern erwartet auch niemand Inflation. Marktbasierte Inflationserwartungen sehen gerade einmal eine Inflationsrate von 1,6 % pro Jahr über die nächsten 10 Jahre. Konsumenten schätzten die Inflation bis Juni höher ein. Das lag vor allem daran, dass Lebensmittelpreise kurzfristig anstiegen. Lieferschwierigkeiten während des Lockdowns waren dafür verantwortlich.


Inzwischen beginnen sich die Erwartungen auch bei Konsumenten wieder zu normalisieren. Niemand erwartet einen Inflationsanstieg und Kapazitäten sind nicht knapp. Nachhaltig hohe Inflation ist da praktisch unmöglich.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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