Kommentar
16:35 Uhr, 10.12.2014

Indische Aktien könnten noch zulegen

Wir glauben, die Konjunkturerholung in der indischen Wirtschaft und die Erholung der Unternehmensumsätze stehen erst ganz am Anfang. Indische Aktien haben zwar die meisten globalen und Schwellenmarktindizes im bisherigen Verlauf des Jahres 2014 im Allgemeinen übertroffen. Dennoch glauben wir, die Kurse haben noch Raum nach oben. Trotz der jüngsten Rally liegen indische Bewertungen weit unter dem Niveau, das zum Höhepunkt des letzten Marktzyklus 2007-2008 verzeichnet wurde - für uns ein weiterer Grund zu der Annahme, Aktienkurse und Unternehmensbewertungen haben in den kommenden Quartalen noch Kurssteigerungspotenzial.

Eine Reihe von Faktoren hat in diesem Jahr zu der verbesserten Anlegerstimmung in Hinsicht auf Indien beigetragen: Eine Notenbank, die an einer Bekämpfung des Inflationsdrucks und der Förderung einer stabilen Währung interessiert zu sein scheint; eine neue, reformorientierte Regierung mit dem Ziel, die Wirtschaft wieder auf einen nachhaltigen, langfristigen Wachstumspfad zurückzuführen; eine verbesserte makroökonomische Stabilität - mit reduzierten Leistungsbilanz- und Haushaltsdefiziten und fallender Inflation -, was durch die Heraufstufung des Ausblicks des Landes auf „neutral“ durch die Ratingagentur Standard & Poor's im September bestätigt wurde; und Aktienmarktbewertungen, die unserer Meinung nach angemessen sind und sich den langfristigen Durchschnittswerten annähern. Ebenso bedeutsam ist die Tatsache, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) trotz des in den letzten Jahren ins Stottern gekommenen Bruttoinlandsprodukts (BIP) und Beschäftigungswachstums, ein Wachstum des indischen BIP um 6,4% für 2015 prognostiziert hat. Das ist ein voller Prozentpunkt mehr als die für 2014 erwartete Rate und 50% mehr als das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt im kommenden Jahr.

Neben den sich verbessernden Wirtschaftskennzahlen hat der überzeugende Wahlsieg des neuen Premierministers Narendra Modi im Mai potenziellen wirtschaftsfreundlichen Refomen eine neue politische Dynamik verliehen – obwohl die Regierungen der Bundesstaaten, nicht das nationale Parlament, nach wie vor politische Sackgassen darstellen. Der erste Haushalt der neuen Regierung, vorgelegt im Juli, erhöht nach wie vor die Preise für Bahntickets, senkt die Ölzuschüsse und bestätigt Erwartungen der Wirtschaft weiterer marktorientierter Reformen.

Bezüglich der Unternehmen hat unserer Meinung nach der Umsatzzyklus die Talsohle erreicht, denn Umsätze und Gewinnspannen haben begonnen zu steigen. Besser als erwartete Unternehmensumsätze im zweiten Quartal des Jahres 2014 deuten bereits auf eine Erholung der Nachfrage hin, insbesondere bei urbanen zyklischen Konsumgütern, Industrieprodukten, Strom, Zement und Kohle. Wir erwarten für die kommenden Quartale, dass die Aktienbewertungen aller Wahrscheinlichkeit nach verbesserte Unternehmensgewinne reflektieren dürften. Das wiederum lässt sich auf steigende Gewinnspannen und ein zunehmendes BIP-Wachstum zurückführen. Auf Grundlage unserer Analysen erwarten wir, dass Indikatoren für die Binnennachfrage weiter die Markterwartungen übertreffen werden. Wir glauben auch, indische Unternehmensumsätze könnten mittelfristig 12%-18% wachsen und dass sich Industrie- und BIP-Wachstum erholen und die Stimmung unter den Unternehmen steigt. Wir glauben, die Erwartung steigender Unternehmensumsätze könnte die Performance des Aktienmarkts unterstützen. Auch tendieren indische Unternehmen dazu. ein stärkeres, längerfristiges Gewinnwachstum mit weniger Volatilität zu generieren als Unternehmen in anderen Schwellenmärkten. Das Umsatzpotenzial in Indien - in Kombination mit einem geringeren Risiko unerwarteter Gewinnschwankungen - könnte unserer Meinung nach höhere Zuschläge rechtfertigen. Das könnte zu einem wichtigen Faktor für Anleger werden, die ein Engagement in Schwellenmärkten mit potenziell geringerer Volatilität suchen.

Insgesamt glauben wir, Wirtschaftswachstum, politischer Wille zur Umsetzung von Reformen und die Wachsamkeit der Notenbank sind für das Wachstum der Unternehmensumsätze im Land positiv. Daher glauben wir, Umsatzwachstum und steigende Gewinne und nicht so sehr höhere Bewertungsfaktoren werden aller Wahrscheinlichkeit nach mittelfristige Haupttreiber indischer Aktienerträge sein. Gleichzeitig werden wahrscheinlich politische Stabilität und Reformen wichtige Beiträge zum langfristigen Wachstum des Landes leisten.

Obwohl das Land an der Verbesserung seiner Robustheit im Binnenbereich gearbeitet und seine externe Verwundbarkeit reduziert hat, werden nichtsdestrotz indische Aktien möglicherweise nicht gegen globale Widerstände immun bleiben. Wir glauben daher, sich abkühlende globale Volkswirtschaften - insbesondere in China und Europa - und die Möglichkeit einer Straffung der Geldpolitik in den USA könnten Aktien kurzfristig belasten. Wenn die vom Wahlergebnis ausgelöste Euphorie abklingt, wird die Nachhaltigkeit des Wachstums außerdem aller Wahrscheinlichkeit nach davon abhängen, ob Premierminister Modi die versprochenen Strukturreformen tatsächlich durchführt. Im Oktober wurde ein Maßnahmenpaket bekannt gegeben, darunter die Deregulierung des Dieselmarkts, der Gaspreise und Reformen des Arbeitsmarkts sowie Pläne für Reformen des Kohlesektors. Dies sind zwar unserer Meinung nach alles Schritte in die richtige Richtung. Dennoch werden weitere Reformen erforderlich sein, um Indiens Wachstum und das Aktienertragspotenzial zu unterstützen.

Doch trotz der möglichen kurzfristigen Hindernisse bleiben die langfristigen Wachstumsaussichten unserer Meinung nach intakt. Korrekturen könnten sich als Kaufgelegenheiten erweisen, denn wir erwarten, dass die indische Wirtschaft in den kommenden Quartalen zulegen wird und die Unternehmensumsätze steigen.

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