Fundamentale Nachricht
08:06 Uhr, 12.05.2015

Indien lässt China alt aussehen

Die Aktienmärkte von Indien und China haben noch Potenzial. So unterschiedlich die Investitionsgründe sind, jene für Indien überzeugen Asoka Wöhrmann, CIO und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee, derzeit mehr.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal so langsam wie zuletzt 2008 gewachsen, mit sieben Prozent. Selbst diese Zahl lässt sich nur schwer den Quartalszahlen chinesischer Firmen entnehmen. Doch wer sich chinesischen Börsen mit fundamentaler Analyse nähert, hat ohnehin schon verloren. Und das Terrain jenen einheimischen Privatanlegern überlassen, die allein im März über vier Millionen neue Wertpapierdepots eröffnet haben und deren Wertpapierkäufe auf Kredit bereits 1,8 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausmachen. Ihre Kaufeuphorie hat Shanghais A-Aktien in neun Monaten verdoppeln lassen und sich zuletzt auch auf die etablierte Hongkonger Börse übertragen, wie Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer (CIO) und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee, im aktuellen „CIO View“ schreibt.

Das könne man als Aufholprozess deuten, da Chinas Aktien Mitte 2014 noch mit einem KGV von 102 bewertet gewesen seien. Jetzt seien es 20, im Einklang mit dem Schnitt der Schwellenländer. Allerdings verschleiere dieser aggregierte Blick, dass 36 Prozent des Index auf Finanztitel entfielen, denen selbst die forschen Chinesen nur ein KGV von 12 zubilligten, was wiederum ein 36er KGV für den Industriesektor bedeute. Vor allem die Hoffnung auf monetäre und fiskalische Impulse im zweiten Halbjahr lasse die Anleger trotz flauer Makrozahlen auf diese Aktien stürzen, heißt es weiter.

„Auch die Börse Indiens profitiert von Vorschusslorbeeren. Von dem seit Mai 2014 amtierenden Ministerpräsidenten Narendra Modi wird erwartet, das ewige Hoffnungsland strukturell voran zu bringen. Über Reformen des Arbeitsmarkts, des Landrechts, des Steuersystems. Und über die Verbesserung der Infrastruktur, die Indien bisher daran hindert, China als Werkbank Paroli zu bieten. Während beide Länder vom billigen Öl und geldpolitischem Spielraum profitieren, hat Indien seinem Rivalen einiges voraus: eine deutlich jüngere Bevölkerungsstruktur, eine bessere Schuldenlage und eine geringere Abhängigkeit von der Weltwirtschaft (Exportquote 15 Prozent, China 22,4 Prozent). 2015 wird es erstmals schneller wachsen als China. Alles Gründe, aus denen wir indische Aktien derzeit noch mehr bevorzugen als chinesische“, so Wöhrmann.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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