Im Fokus: Künstliche Intelligenz (KI)
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- Alibaba Group Holding Ltd. Reg.Shs (sp.ADRs)/8 DL-,000025Kursstand: 185,400 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Tencent Holdings Ltd.Kursstand: 41,170 € (L&S) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
Chinas Kriminelle sollten sich den Besuch eines Konzerts von Jacky Cheung besser zweimal überlegen. Denn mittels einer Künstlichen Intelligenz (KI) zur Gesichtserkennung sind schon öfters flüchtige Gesetzesbrecher unter den in die Veranstaltungen des „Gotts der Lieder“ strömenden Massen identifiziert und der Polizei gemeldet worden. Auf dem Campus der Jiaotong-Universität in Schanghai liefern autonome Roboter von Cainiao auf der so genannten „letzten Meile“ Bestellungen bei festgelegten Adressen ab. Und im menschenleeren Warenhaus von JD im Jiading-Distrikt von Schanghai sortieren und verteilen auf 40.000 Quadratmetern mehr als 1.000 Roboter vollautomatisch bis zu 200.000 Pakete pro Tag.
Diese Beispiele zeigen eindrücklich die rasanten chinesischen Fortschritte in der KI. Bis 2030 will das Reich der Mitte in dieser Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts sogar an der Weltspitze stehen, wobei der Kern der Industrie einen Wert von über einer Billion Yuan haben soll. „Derzeit haben die USA noch die Technologieführerschaft bei den Grundlagentechnologien der KI inne – etwa bei Machine Learning, Semantischer Analyse und Cognitive Computing. Doch China schließt auf. Das sollte auch Anleger interessieren, die in Zukunftstechnologien investieren wollen“, sagt Tobias Rommel, Fondsmanager des DWS Invest Artificial Intelligence.
KI-Industrie greift auf volle Geldtöpfe und Millionen von Talenten zurück
Und er weiß wovon er spricht, ist er in diesem Jahr doch fast zwei Monate durch China gereist und hat dabei in Peking sowie in der Greater Bay Area um Shenzhen – der chinesischen Antwort auf das Silicon Valley – etwa 100 Unternehmen aus dem Bereich der KI besucht. Dank des Masterplans der Regierung für die KI können diese Firmen auf die übervollen Geldtöpfe staatlich kontrollierter Banken und Investmentfonds zurückgreifen. Auch profitieren sie von den Fähigkeiten der Millionen von Studenten, die gut ausgebildet entweder von den chinesischen Universitäten kommen oder nach der Ausbildung im Ausland nach Hause zurückkehren. Und nicht zuletzt hilft auch eine besondere Geisteshaltung unter der Bevölkerung. „Im Vergleich zu westlichen Nationen sind Chinesen neuen Technologien gegenüber offener und probierfreudiger. Für sie rücken Datenschutz und Privatsphäre schneller in den Hintergrund, wenn sie das Gefühl haben, dass eine Anwendung ihr Leben bequemer oder sicherer macht. Dadurch können Forscher und Unternehmen auf enorme Datenbestände aus dem ‚wahren Leben’ zugreifen – und die sind nun Mal das Herz von guter KI-Entwicklung“, erklärt Rommel.
LinkDoc und WeRide reüssieren bei Krebsforschung und autonomem Fahren
Neben den Fortschritten, die China mittlerweile bei der KI gemacht hat, erstaunt auch die Tiefe, auf der diese Entwicklung beruht. Denn die Technologie wird nicht nur von den bekannten, zumeist börsennotierten Spielern wie Alibaba oder Tencent nach vorne getrieben, sondern auch von einer Vielzahl kleinerer und noch junger Unternehmen, die bislang nicht im Rampenlicht stehen. So forscht etwa die 2014 gegründete Firma LinkDoc mittels Big Data und KI an der Krebsbehandlung. Basis sind über drei Millionen Akten von vornehmlich an Brust- und Lungenkrebs erkrankten Patienten. Der Chief Data Scientist des Unternehmens war bei IBM verantwortlich für Design und Entwicklung der Big-Data-Cloud-Plattform Watson Health und die Algorithmen für die KI wurden von den rund 200 Software-Ingenieuren von LinkDoc selbst entwickelt.
WeRide wurde 2017 in den USA gegründet, anschließend siedelte die Firma jedoch nach China über. Dort hat das Unternehmen mittlerweile autonome Fahrzeuge der Stufe vier entwickelt. Dieses Jahr soll die Flotte deutlich ausgebaut und demnächst für ein Robo-Taxi-Angebot in Guangzhou eingesetzt werden. So will WeRide den Fahrpreis halbieren, der derzeit bei drei Yuan pro Taxi-Kilometer liegt. „Ich hatte Gelegenheit, selbst in einem dieser Autos mitzufahren, und war sehr beeindruckt, wie nahtlos sich das autonome Fahrzeug in den fließenden Stadtverkehr integriert hat“, sagt Rommel.
Darüber hinaus hat der Fondsmanager zahlreiche weitere Unternehmen kennengelernt, die exemplarisch dafür stehen, wie dynamisch sich KI-Firmen im Reich der Mitte entwickeln. „Schon der chinesische Markt alleine ist riesig und bietet Investoren attraktive Gelegenheiten. Auf lange Sicht bleibt es spannend zu beobachten, welche Unternehmen ihre Produkte auch im Ausland an den Mann bringen können“, sagt Rommel. Doch egal, ob es sich um künftige nationale oder internationale Champions handele, es sei wichtig, früh dabei zu sein.
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