ifo-Index im Zeichen schwacher Konjunkturdaten
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1. Das ifo Geschäftsklima für Deutschland sank im Februar unerwartet von 96,4 auf 95,5 Punkte. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 96,7 Punkte erwartet, wir prognostizierten nur eine Verbesserung auf 96,6 Punkte. Sowohl die Geschäftserwartungen als auch die Beurteilung der Geschäftslage gaben nach, sodass der Zeiger der ifo Uhr wieder einmal – wie schon seit April 2004 – nicht in Richtung „Boom“ ausbrechen kann.
2. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sank von 95,3 auf 94,5 Punkte (Bloomberg: 95,7 Punkte; DekaBank: 95,1 Punkte). Zwei zentrale Ereignisse im Befragungszeitraum dürften hier maßgeblich gewesen sein. Erstens, die unerwartet schlechte Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal. Auch wenn dies eigentlich schon längst Vergangenheit ist, dürfte sich dies auf die gegenwärtige Stimmung ausgewirkt haben, denn zahlreiche Prognosen für das Jahr 2005 wurden inzwischen oder werden noch nach unten revidiert. Das zweite Ereignis sind die schlechten Arbeitsmarktdaten in Deutschland, insbesondere das Überschreiten der psychologisch wichtigen Schwelle von 5 Millionen Arbeitslosen. Dies weckt die Sorgen, dass die Konsumzurückhaltung weiter Bestand haben wird und dass die Binnennachfrage weiter schwach bleibt. In diese Kerbe schlugen auch die nach den optimistischen Erklärungen der Einzelhandelsverbände über das Weihnachtsgeschäft doppelt enttäuschenden Einzelhandelsumsatzzahlen (November und Dezember). Nicht umsonst ist das Geschäftsklima im Einzelhandel am stärksten zurückgegangen.
3. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Lagebeurteilung mag darin liegen, dass das Niveau dieses Stimmungsindikators gemessen an der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts zu hoch ist. Mit anderen Worten: Es könnte sein, dass Vorschusslorbeeren verteilt wurden, die sich nun als zu voreilig erweisen. Die nachfolgenden Schaubilder zeigen die Lagebeurteilung und die Vorjahresveränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts sowie die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate und die Veränderungsrate auf Sicht von sechs Monaten. Die Geschäftserwartungen scheinen sich derzeit eher als die Lagebeurteilung im Gleichklang mit der Bruttoinlandsproduktentwicklung zu befinden.
4. Schwerer zu erklären ist der Rückgang der Geschäftserwartungen auf 96,4 Punkte (Bloomberg: 98,0 Punkte; DekaBank: 98,2 Punkte), denn die Exporterwartungen haben sich – laut ifo Institut – wieder verbessert, was auch zu der Entwicklung des OECD-Leading-Indicator passt. Es muss die aus der gegenwärtigen Lage abgeleitete Erwartung einer weiterhin schwachen Binnennachfrage gewesen sein, die zu diesem Rückschlag geführt hat.
5. Die enttäuschenden Geschäftsklimadaten sind ein zusätzlicher Grund dafür, dass in der kommenden Zeit vielerorts mit weiteren Abwärtsrevisionen der BIP-Prognosen zu rechnen ist. Ausgehend von unserer im Vergleich zum Konsensus pessimistischen Prognose eines Wachstums vom 0,8 % im Jahr 2005 sind wir für das Verlaufsbild zuversichtlich. Statistische Effekte und die Arbeitsmarktpolitik werden schon im Frühjahr zu einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen führen. Nach einer Phase des Vertrauenschöpfens sollten dann die Haushalte damit beginnen, langsam ihre Konsumaktivitäten wieder zu erhöhen. Es wird kein Konsumwunder in diesem Jahr geben, es wird langsamer als von vielen bis vor kurzem noch erwartet vorangehen, aber es wird vorangehen. Auch für die Investitionen sind auf Sicht des zweiten Halbjahrs die Perspektiven wieder besser: Hohe Gewinne im Jahr 2004 haben die Kassen der Unternehmen gefüllt, und immer noch günstige Finanzierungsbedingungen erlauben die Ausdehnung der Investitionstätigkeit. Zuvor müssen sich aber die Absatzperspektiven wieder aufhellen, und das werden sie mit Blickrichtung 2006 sowohl binnen- als auch außenwirtschaftlich tun. Entsprechend sollten sich die ifo Geschäftserwartungen in den kommenden Monaten wieder verbessern.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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