Kommentar
13:45 Uhr, 25.10.2005

ifo-Index - Gelungener Start ins 4. Quartal<br />

1. Das deutsche ifo-Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft hat sich im Oktober erneut spürbar verbessert. Es stieg von 96,0 auf 98,7 Punkte, den höchsten Wert seit Oktober 2000. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte wie auch unsere weit übertroffen. Die Stimmungsaufhellung war sowohl gegenwarts- als auch zukunftsbezogen: Die Lagebeurteilung nahm nach dem starken Anstieg im Vormonat nochmals kräftig um 2,4 auf 98,9 Punkte zu, die Geschäftserwartungen verbesserten sich um 3,0 auf 98,5 Punkte.

2. Hinter der Verbesserung der Geschäftserwartungen steckt weiterhin zu einem wichtigen Teil die Hoffnung auf gute Exportgeschäfte. Der von uns für die deutschen Handelspartnerländer konstruierte Welteinkaufsmanagerindex hatte diese Verbesserung schon im letzten Monat angezeigt. Stützend kam der rückläufige Ölpreis hinzu: Seit der letzten Veröffentlichung fiel der Preis für ein Barrel der Sorte WTI um rund 6 %. Dennoch bleibt der starke Anstieg der Geschäftserwartungen angesichts des nun vollständig berücksichtigten Wahlergebnisses eine kleine Überraschung. Die Unternehmen scheinen sich mit der Perspektive einer großen Koalition arrangiert zu haben. Über einen Aspekt muss man wohl in den nächsten Monaten genauer nachdenken: Hat sich der Preisüberwälzungsspielraum der Unternehmen erhöht? Einige Umfragen deuten daraufhin. Wenn dem so ist, dann ist das für die Unternehmen eine gute Nachricht, gesamtwirtschaftlich stellt sie jedoch ein höheres Inflationsrisiko dar.

3. Erfreulich ist, dass sich die Stimmungsaufhellung nicht allein auf die Erwartungen bezog. Anders als im Jahr 2002 – dem Jahr der Erwartungsblase – folgt die Lagebeurteilung derzeit der Entwicklung der Geschäftserwartungen. Somit ist die Gefahr gering, dass der Anstieg des Geschäftsklimas ein erneutes Blasenphänomen ist.

4. Neben dem Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft (verarbeitendes Gewerbe, Bau, Einzel- und Großhandel) veröffentlicht das ifo-Institut neuerdings auch das Geschäftsklima der Dienstleister, das sich im Oktober verbesserte (keine Saisonbereinigung!). Anders als in der gewerblichen Wirtschaft ist dieser Anstieg aber nur auf bessere Geschäftserwartungen zurückzuführen, während die Lagebeurteilung sich leicht eintrübte.

5. Alles in allem sind das hervorragende Daten! Mit einem guten Oktober ist der Start in das vierte Quartal gelungen. Die Gefahr, dass die deutsche Volkswirtschaft nach dem starken dritten Quartal in ein Loch fällt, scheint gebannt zu sein. Und die weiteren Aussichten sind den Geschäftserwartungen zufolge ebenfalls ermutigend. Wir fühlen uns daher in unserem Konjunkturbild einer anhaltenden Aufwärtsbewegung bis in das erste Halbjahr 2006 hinein bestätigt. Um einen nachhaltigen Aufschwung zu signalisieren, bedarf es jedoch noch weiterer Monate mit einem hohen Wert für das ifo- Geschäftsklima wie beispielsweise 1997/98.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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