Kommentar
10:46 Uhr, 23.06.2009

IFO/GfK überraschend positiv - Risikoaversion dominiert dank Prognosen der Weltbank!

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Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.3845, nachdem am Freitag im US-Handel Höchstkurse bei 1.4011 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 95.15. In der Folge oszilliert EUR-JPY bei 131.75, während sich EUR-CHF um die Marke von 1.5050 bewegt. Die Weltbank hat gestern überraschend stark die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft von zuvor -1,7% auf -2,9% revidiert.

Die Daten für die USA wurden von -2,4% auf -3,0% angepaßt. Die Wirtschaft der Eurozone soll um -4,5% nach zuvor -2,7% schrumpfen. Für Brasilien wird nun eine Kontraktion um -1,1% nach zuvor +0,5% unterstellt und für Rußland liegt die Prognose aktuell bei -7,5% nach zuvor -4,5%.

Wir nehmen diese Prognosen der Weltbank zur Kenntnis. Nachdem also im zweiten Quartal global eine von der Weltbank (und dem IWF und der Mehrheit der Profis) nicht erwartete konjunkturelle Stabilisierung eingetreten ist, werden nun von dieser Seite die Prognosen deutlich nach unten revidiert.

"Chapeau" - wir sind gespannt, wie sich diese Situation auflösen wird und empfehlen einen Blick auf den Trackrecord dieser Veranstaltungen in den letzten 12-18 Monaten bevor zu viele Kinder vorschnell mit dem Bade ausgeschüttet werden.

Ich halte an der Sichtweise fest, daß das zweite Halbjahr 2009 nach der Stabilisierung im 2. Quartal 2009 überwiegend auf globaler Basis von Expansion geprägt sein wird. Nach dem aggressiven Lagerabbau steht dann zumindest mäßiger Lageraufbau auf der Agenda. Die massivsten Konjunkturprogramme in der Historie werden ab Sommer 2009 Wirkung zeigen. Die seit Sommer 2008 vollzogenen Zinssenkungen wirken sich erst nach 12 Monaten voll und umfänglich aus, mithin ab Sommer 2009.

Die Konjunktur atmet auch in der Krise. Nach circa 2 Jahren des Ausatmens steht Einatmen absehbar auf der Agenda. Ob es sich dabei nur um eine temporäre Zwischenerholung oder eine Trendwende handelt, ist derzeit nicht prognostizierbar! Für eine Trendwende bedarf es sicherlich verstärkter struktureller Maßnahmen (Steuern, Kartellrecht, Regulierung).

Der Markt reagierte gestern prompt. Der Korrekturmodus geprägt von erhöhter Risikoaversion verstärkte sich, obwohl die gestern veröffentlichten makroökonomischen Daten der Sichtweise der Weltbank diametral entgegengesetzt ausfielen.

Wir nehmen die Art und Weise der kritischen Distanz der Finanzmarktteilnehmer interessiert zur Kenntnis und stellen fest, daß so ein Vertrauensvorschuß für die Weltbank doch klasse ist, oder?

Wir verweisen an dieser Stelle auf einen zunehmend augenfälligen Umstand. Viele Wirtschaftsindikatoren nähern sich den oder überschreiten die Niveaus vor der Lehman Pleite (Herbst 2008) und der damit seinerzeit einhergehenden ökonomischen Paralyse. "Food for thought!"

Der deutsche IFO-Index überraschte gestern positiv mit einem nicht erwarteten Anstieg von zuvor 84,3 (revidiert von 84,2) auf 85,9 Punkte. Die Konsensusprognose war bei 85,2 Zählern angesiedelt.

Damit kam es zum dritten Anstieg in Folge. Die "Faustregel" besagt, daß durch eine derartige Konstellation eine Trendwende begründet wird. Das wollen wir nicht ausschließen. Fakt ist, daß erhöhte konjunkturelle Stabilität zumindest erkennbar ist.

Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Komponenten:

* Es kam den sechsten Monat in Folge ausgehend von Dezember 2008 zu einer verbesserten Bewertung der Erwartungen. Der Index legte in dieser Zeitspanne von 77,0 auf nun 89,5 (Vormonat 85,9) Punkte zu.
* Wasser in den Wein steuerte dagegen die Bewertung der aktuellen Lage ein. Hier kam es zu einem nicht erwarteten Rückgang von 82,5 auf 82,4 Zähler. Damit wurde der niedrigste Stand im Rahmen der aktuellen Rezession markiert.

Der Blick auf den Chart liefert zwei Erkenntnisse:

* Es gibt einen erkennbaren Anstieg in den letzten drei Monaten.
* Das Niveau des Index bleibt historisch betrachtet auf sehr mäßigem Niveau.

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Der deutsche "GfK Consumer Sentiment Index" ist per Berichtsmonat Juli von revidiert 2,6 (zuvor 2,5 Punkte) auf 2,9 Punkte gestiegen und hat damit das höchste Niveau seit einem Jahr erreicht. Der Anstieg ist auf breiter Front angelegt. Die Konsensusprognose war bei 2,5 Punkten angesiedelt.

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Insgesamt überzeugen die deutschen Daten. Das Thema Stabilisierung ist damit im zweiten Quartal für die deutsche Wirtschaft das beherrschende Thema, Weltbank hin oder Weltbank her. Bezüglich der heute anstehenden Daten aus den USA verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox und bieten einen Blick auf die Charts.

1. Absatz genutzter Wohnimmobilien: Fortsetzung der Bodenbildung!

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2. Richmond Fed Manufacturing Index: Deutlicher Anstieg seit Tiefstpunkten

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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