Kommentar
15:20 Uhr, 12.04.2021

Hype-Aktien: Top erreicht

Gamestop, AMC oder Nokia, sie sollten beweisen, dass Fundamentaldaten nicht zählen und die Kurse für immer in den Himmel wachsen können. Können sie nicht.

Die Tage des Widerstands gegen die Wall Street sind gezählt. Der Aufstand, der am prominentesten mit der Aktie von Gamestop geführt wurde, steht vor dem endgültigen Ende. Das gute Dutzend an besonders auffälligen Aktien ist in der Grafik als Hype Aktien Index zusammengefasst. Die Performance kann sich durchaus sehen lassen. Den S&P 500 hat der Index problemlos geschlagen. In den vergangenen fünf Jahren stieg der S&P 500 um 100 %. Bei den Hype Aktien waren es 744 %. Die Outperformance begann allerdings erst Ende 2020. Davor lagen diese Aktien zwei Drittel tiefer. Bei den meisten der Hype Aktien ermöglichten eine geringe Marktkapitalisierung und geringes Handelsvolumen den enormen Anstieg. Gamestop und AMC waren vergleichsweise Schwergewichte mit mehreren Milliarden an Marktkapitalisierung. Viele Unternehmen hatten vor dem Anstieg allerdings lediglich eine Kapitalisierung von weniger als 50 Mio., so etwa der Kopfhörerhersteller Koss, der vor dem Hype lediglich 20 Mio. wert war...

Hype-Aktien gab es schon immer. In regelmäßigen Abständen gewinnen Pennystocks ohne Grund mehrere hundert Prozent in wenigen Tagen. Die Anzahl an Aktien und die Koordination waren diesmal jedoch neu. Da durch die Kursanstiege zumindest ein Hedgefonds in Schieflage geriet, fühlten sich Kleinanleger bestätigt. Sie hatten es der Wall Street gezeigt.


Nun lässt die Dynamik seit Wochen nach. Gamestop ist mit einem Kurs von ca. 150 Dollar weit vom Allzeithoch bei 480 Dollar entfernt. Irgendwann geht auch der Masse das Geld aus. Viel wichtiger als Kapital ist aber ein anderer Faktor. Die Direktzahlungen der Regierung hören auf und die Wirtschaft öffnet wieder. In einem anderen Artikel hatte ich den engen Zusammenhang aus Öffnung und Handelsvolumen von Optionen gezeigt.

Mit der Öffnung der Wirtschaft hängen viele Börsenneulinge nicht mehr 12 Stunden am Tag am Smartphone und traden Aktien. Die Kurse werden volatil bleiben. Es kann auch immer wieder kleine Schübe nach oben gehen. Insgesamt ist das Hoch jedoch erreicht.

Vor zwei Monaten warnte ich explizit davor diese Aktien zu shorten. Dafür gab es zwei Gründe. Wer über Put Optionen auf fallende Kurse spekuliert, hat ein Problem: Volatilität. Volatilität ist ein Bestandteil des Optionspreises. Je volatiler ein Wert ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Ausübungspreis erreicht wird. Die Option kostet mehr.

So konnte man zum Zeitpunkt des Allzeithochs einen Put mit Ausübungspreis bei 150 Dollar kaufen. Die Option kostete damals 90 Dollar. Obwohl der Kurs der Aktie daraufhin relativ schnell zwei Drittel an Wert verlor, sank der Preis der Put Option. Obwohl man auf die richtige Richtung setzte, verlor man.

Man kann natürlich auch die Aktien direkt shorten. In diesem Fall können die Verluste unbegrenzt ausfallen. Steigt der Aktienkurs noch einmal um mehrere hundert Prozent, wünscht man sich, man hätte nicht mitgemischt.

Das Top genau zu erwischen ist mitten im Hype schwierig und man sollte davon die Finger lassen. Die Lage hat sich nun beruhigt. Fundamental sind die Hype-Aktien maßlos überbewertet und aus sozialer Perspektive stellt die Öffnung der US-Wirtschaft ein Belastungsfaktor für die Aktien dar. So langsam ist der Zeitpunkt für einen Short gekommen.

Clemens Schmale


Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten