Kommentar
16:28 Uhr, 28.08.2020

Horten von Bargeld nimmt historische Dimensionen an

In Krisen ist Bargeld gefragt. Das ist diesmal nicht anders. Man kann sogar von einem historischen hohen Bedarf sprechen.

Bargeld war in dieser Krise besonders nutzlos. Trotzdem wurde es gehortet wie selten zuvor. Bargeld war vor allem deswegen nicht sonderlich hilfreich, weil Geschäfte eine Zeit lang geschlossen waren. Auch nach der Öffnung zahlen viele Konsumenten eher mit Karte. Bargeld, das von einer Hand zur nächsten gereicht wird, ist nicht gerade steril.

Krisen bedeuten aber Unsicherheit und Bargeld ist greifbar. Die Zahl auf dem Konto ist es nicht. Es ist einfach nur eine Zahl und wer die Finanzkrise mitgemacht hat weiß, dass dieses Geld nicht unbedingt sicher ist. Es gibt auch andere Gründe, weshalb Haushalte auf Bargeld setzen. Wer Angst vor Negativzinsen hat, sich nicht sicher ist, ob die Bank morgen noch existiert oder Zwangsabgaben an den Staat befürchtet, ist mit Bargeld gut bedient.

Derzeit lässt sich ein rasanter Anstieg des Bargelds im Umlauf beobachten. In der Eurozone steigt die Menge mehr oder minder kontinuierlich an. Seit Krisenbeginn ist die Menge jedoch überdurchschnittlich stark gestiegen. 50-Euro und größere Noten sind beliebt (Grafik 1).

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Das ist kein Phänomen, das auf die Eurozone beschränkt ist. In den USA wächst die Bargeldmenge sogar schneller als zur Zeit der Finanzkrise. In der Eurozone ist das Wachstum noch niedriger, hat sich aber trotzdem nahezu verdoppelt. Auch in Japan gibt es einen Rebound des Wachstums.

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Mit Einführung von Negativzinsen stieg der Bargeldbedarf für einige Zeit lang an, fiel dann aber wieder Richtung Nullwachstum. Aktuell liegt das Wachstum gegenüber dem Vorjahr bei mehr als 5 %.

2008 war der hohe Bedarf nachvollziehbar. Es gab ja sogar den einen oder anderen Bank Run. Im Vergleich zu damals sind die Banken heute sicherer und es gibt keine langen Schlangen von Kunden vor Bankfilialen, um Geld abzuheben und es in Sicherheit zu bringen. Wieso also steigt dann die Bargeldmenge so stark an? Wovor fürchten sich die Menschen?

Das Horten von Bargeld, das man in den Daten sieht, ist eine Art Täuschung. Ein Teil des Anstiegs hängt damit zusammen, dass Banken größere Geldmengen lagern. Vermutlich bereiteten sie sich auf einen Ansturm wie 2008 vor, doch dieser kam nie.

Ein anderer Grund ist die Unterbrechung normaler Wirtschaftsabläufe. Tatsächlich wird weniger Bargeld nachgefragt. Banken geben weniger Bargeld aus als sonst üblich (Grafik 3 blaue Linie). Das würde unter normalen Umständen zu einer Verringerung von Bargeld im Umlauf führen. Es wird aber noch weniger Bargeld bei Banken einbezahlt. Allein aus dem Grund, dass weniger Bargeld zurück an Banken fließt, steigt die Umlaufmenge.

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Theorien, weshalb das so ist, gibt es viele. Unternehmen könnten Bargeld horten, nachdem sie wochenlang keines eingenommen haben. Andere Überlegungen gehen davon aus, dass der Shutdown zu einem Stau bei der Geldwäsche geführt hat. Sind z.B. Restaurants geschlossen, lässt sich das Geld nicht waschen und einzahlen. Was auch immer der genaue Grund ist, eines scheint festzustehen: Bargeld wird nicht gehortet, weil die Menschen Angst haben.


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1 Kommentar

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  • Lonzo
    Lonzo

    Mit Karte zahlen ist ja auch so bequem....

    Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass sie bei Kartenzahlung eine Gebühr an die Hausbank zu zahlen haben. Unter einen solchen Voraussetzung sollte man vielleicht mal überlegen, ob die Rückholung des Eigentums der Scheine und der händischen Übergabe an den Verkäufer sinnvoll ist. Mehr Kontrolle über das eigene Geld ist es allemal. Vielleicht auch ein Grund!?

    12:03 Uhr, 31.08. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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