Kommentar
16:00 Uhr, 02.10.2025

Holt unser Gold heim!

51 % der deutschen Goldreserven lagern in Frankfurt am Main, in Tresoren der Deutschen Bundesbank. 12,1 % in London, und 36,9 % in New York bei der Fed.

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  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 3.873,73 $/oz. (JFD Brokers)

Diese Aufteilung ist das Ergebnis eines Verlagerungsplans, den die Bundesbank 2017 abgeschlossen hat. Zuvor war ein deutlich größerer Anteil in New York und Paris eingelagert; die Bestände aus Paris wurden vollständig abgezogen. Aber so wie sich die Weltlage entwickelt, wäre es da nicht vernünftig, alles deutsche Gold zumindest in Europa zu lagern, oder am besten komplett in Deutschland?

Der deutsche Goldschatz ist beachtlich groß, es sind rund 3350 Tonnen. Das sind beim aktuellen Kurs über 355 Mrd. EUR Gegenwert.

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Zum Vergleich: Der gesamte Bundeshaushalt 2025 beträgt gut 500 Mrd. EUR. So viel gibt der Bund also in einem ganzen Jahr aus.

Warum dieser Aufruf? Es gibt vor allem zwei Gründe, die die Bundesbank (als Eigentümerin des Goldes) jetzt zum Nachdenken bewegen sollte.

Erstens: Die EU plant aktuell einen großen Kredit an die Ukraine im Volumen von 140 Mrd. EUR zu vergeben. Als Deckung soll eingefrorenes russisches Zentralbank-Vermögen dienen (210 Mrd. EUR liegen bei Euroclear in Brüssel). Die Ukraine soll den Kredit nur zurückzahlen müssen, sofern Russland nach Ende des Krieges Reparationen zahlt. Dies wird vermutlich nicht passieren. Dann muss man sich entscheiden - wird das russische Vermögen wirklich beschlagnahmt, oder zahlen die EU-Staaten.

Natürlich liegt hier ein ganz besonderer Fall vor, da Russland die Ukraine angegriffen hat. Und ich würde es auch nicht als unfair ansehen, ganz im Gegenteil. Dennoch zeigt sich: Auslandsvermögen ist unter bestimmten Umständen eben nicht 100 % sicher. Und was diese Umstände sind, ob eine Beschlagnahmung angemessen ist (wie hier möglicherweise der Fall) oder nicht, das entscheidet eben der entsprechende Staat. Das bringt mich direkt zu ...

Zweitens: Donald Trump. Der US-Präsident hat kein Problem damit, international erpresserisch vorzugehen, das wurde nun mehrfach bewiesen. Der Handelsdeal der USA mit der EU hat auch uns schmerzhaft gezeigt, wer das Sagen hat und die Bedingungen bestimmt. Niemand wird, Stand heute, wohl unterstellen wollen, dass die US-Regierung sich fremdes Gold unter den Nagel reißen will. Aber mal ehrlich, was kann man für die Zukunft noch wirklich ausschließen?

Das Gold lagert aus historischen Gründen in den USA, es ist durch immense Handelsbilanzüberschüsse entstanden. Offiziell belässt man es so wie es ist, weil man auf diesem Weg im Krisenfall jederzeit sehr schnell an große Mengen USD kommen könnte, wenn es denn nötig wäre. Und die Lagerung bei der Fed ist, man glaubt es kaum, kostenlos!

Heute fällt es schwer sich vorzustellen, welcher Krisenfall das wohl sein soll, in dem Deutschland sich blitzschnell US-Dollar besorgen muss. Ein Verkauf der Goldreserven wäre zudem natürlich auch aus Frankfurt zu bewerkstelligen.

In den USA würde es vermutlich als Affront, als unfreundlicher Akt, als Bekundung des Misstrauens gegenüber der Regierung angesehen werden, wenn die Bundesbank das deutsche Gold komplett abzieht. Aber es ist nun mal das Recht des Eigentümers, frei über eine Sache zu verfügen. Sonst muss man sich eben fragen, wer das Eigentum wirklich hat.

Fazit

Der deutsche Goldschatz ist riesig und eine Krisenreserve, wie sie kaum ein anderer Staat der Welt hält. In derart unsicheren Zeiten sollte ein solcher "Notgroschen" in Griffweite sein. Es gibt keine überzeugenden Gründe dafür, das Gold nicht vollständig in Deutschland oder zumindest in der EU zu lagern. Immobiles Auslandsvermögen, das man gar nicht verlagern kann, hat Deutschland genug.

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11 Kommentare

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  • Jürgen 2013
    Jürgen 2013

    Da gebe ich dir recht und mein Kommentar wird keine neuen Erkenntnisse schaffen, aber hier mein Senf.

    Zuerst sollte man verstehen, warum das Gold in den USA liegt. Dies ist durch Handelsüberschüsse imBretton-Wood-System entstanden. Das hat historische Gründe. Zunächst sind die Goldreserven im Ausland „entstanden“, was mit dem Währungssystem der Nachkriegszeit, dem Bretton-Wood-System, zu tun hatte. Der Dollar war damals die Leitwährung, die in einem festen Kurs zu allen anderen Währungen stand. Um den Geldwert stabil zu halten, versprachen die Amerikaner jeder anderen Notenbank, ihre Dollars in Gold umzutauschen. Die Franzosen haben zu dieser Zeit übrigens ihr Gold immer zurückgeholt.

    Deutschland tat dies zu dieser Zeit nicht. Das hatte auch mit dem Kalten Krieg zu tun. Nach dem Zusammenbruch des Bretton-Wood-Systems war es ein wichtiges Argument, die Goldreserven vor dem Zugriff der Warschauer-Pakt-Staaten zu schützen. Die Zentrale der Bundesbank in Frankfurt, nur hundert Kilometer von der Grenze zu Ostdeutschland entfernt, erschien damals nicht als der geeignetste Ort zum Aufbewahren riesiger Staatsvermögen.

    Diese Argumentationen sind ja in der Zwischenzeit alle hinfällig. Deutschland hat von 2013 bis 2017 674 Tonnen Gold zurückgeholt, aus New York 300 Tonnen und aus Paris 374 Tonnen. Durch eine einheitliche Währung in Europa macht es durchaus Sinn, das Gold selbst im eigenen Land zu verwahren. Also raus aus Frankreich.

    Aktuell liegen noch 1236 Tonnen in den USA, also im Dollarraum.

    Ich persönlich würde mir wünschen, dass davon mind. die Hälfte in die Schweiz verlegt werden würde, da dann das Gold auf drei Währungen verteilt wäre und in der Schweiz doch nahe zugänglich wäre. Die Argumentation mit Donald Trump. Naja, in 20 bis 30 Jahren sind wir alle ein Federstrich in der Geschichte, die einen mehr, die anderen weniger. Unser System basiert auch zum Teil auf Vertrauen. Was wäre das für ein Signal für die Welt, wenn der zweitgrößte Besitzer von Gold sein Gold aus den USA holt? Ich weiß es nicht, ich kann mir das auch nicht vorstellen. Ich bin, wie schon oben erwähnt, auch dafür, dass zumindest die Hälfte noch aus den USA herausgeholt wird. Ob und wie Deutschland den Goldschatz gegen die USA als Druckmittel benutzen kann, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Aber da finden sich windige Politiker, insofern wir hier noch welche haben. Ich zweifle daran. Eine Möglichkeit finden. Einen schönen Tag der Deutschen Einheit. Wir Deutschen haben der Welt gezeigt, dass eine Einheit auch friedlich über die Bühne gehen kann.

    10:11 Uhr, 03.10.
  • Gast1
    Gast1

    Deutsches Gold in den USA gehören den Usa und weden NIE zurück nach Deutschland kommen. Hört auf zu träumen !!

    20:51 Uhr, 02.10.
  • Leines1
    Leines1

    Auf diese Idee kamen mit der wortgleichen Initiative "Holt unser Gold heim!" bereits vor 14 Jahren Peter Boehringer und mehr als 16000 andere, denen es zu verdanken ist, dass ab 2013 wenigstens ein Teil des deutschen Goldes wieder dahin gebracht wurde, wo es hingehört. https://www.gold-action.de/initiative.html

    16:54 Uhr, 02.10.
    2 Antworten anzeigen
  • Mailer
    Mailer

    Nicht einmal die US-Regierung hat jemals überprüft, ob die eigene Goldreserve in Fort Knox wirklich vollständig vorhanden ist. "Trau schau wem". Also - her mit unserem Eigentum!

    16:19 Uhr, 02.10.
  • Successer
    Successer

    Ich halte eine Lagerung eines Teils unseres Goldschatzes in den USA für durchaus sinnvoll. Man stelle sich vor, der Russe steht am Main vor den Toren der Bundesbanktresore, wenn dort die gesamten 3.550 Tonnen Gold lagerten.

    16:12 Uhr, 02.10.
    2 Antworten anzeigen
  • Domsi
    Domsi

    Das Gold, dass in UK & USA gelagert wird, gibt es nicht mehr! Deswegen wird es auch nie ausgeliefert werden (können).

    16:11 Uhr, 02.10.
  • guhliguhl
    guhliguhl

    Ich wäre auch dafür. Aber vielleicht gibt es auch Gründe, warum das Gold noch in New York und London liegt. Die Gründe, die immer vorgeschoben werden, überzeugen ja nicht wirklich. Aber möchte hier jetzt nicht rumschwurbeln. 😂

    16:08 Uhr, 02.10.