Kommentar
16:16 Uhr, 17.10.2023

Holt diese Krise den Markt nochmals ein?

Die Berichtssaison hat begonnen und zumindest der Auftakt ist geglückt. Einen großen Wermutstropfen gibt es.

Traditionell beginnen Banken die Berichtssaison. Einige US-Großbanken haben ihre Ergebnisse vorgelegt. Die Zahlen sind gut. Die Einnahmen und Gewinne sind gestiegen. Die Kurse reagierten positiv. Die Zahlen halfen den Regionalbanken allerdings nicht. Die guten Ergebnisse der Großbanken sind an Regionalbanken spurlos vorübergegangen. Anstatt einer Stabilisierung tendieren die Kurse seit Wochen wieder nach unten (Grafik 1).Holt-diese-Krise-den-Markt-nochmals-ein-Kommentar-Clemens-Schmale-stock3.com-1

Großbanken haben die Krise im März und April gut überstanden. Die Kurse bewegen sich seitwärts. Bei Regionalbanken fehlt nicht mehr viel und das bisherige Tief von Ende April ist wieder erreicht. Dafür gibt es gute Gründe. Ein guter Indikator dafür, ob die Bankenkrise vorüber ist, ist das Notprogramm der Fed, das Bank Term Funding Program (BTFP). Unter diesem Programm können Banken Anleihen zum Nominalwert bei der Fed hinterlegen und erhalten im Gegenzug Reserven. Das BTFP wird weiterhin genutzt. In der vergangenen Woche erreichten die Ausleihungen einen neuen Rekordwert (Grafik 2).

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Die Regionalbankenkrise ist noch nicht überstanden. Der Anstieg von Anleiherenditen in den vergangenen Wochen macht die Lage nicht besser. Die Verluste von gehaltenen Anleihen steigen weiter. Steigende Renditen lassen nicht nur den Wert von Anleihen sinken. Das Prinzip gilt für alle Arten von Krediten. Bewertet man Kredite wie Anleihen, übersteigen die unrealisierten Verluste des Bankensystems das Eigenkapital deutlich (Grafik 3).

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Das große Problem bleiben aber Anleihen. Die unrealisierten Verluste erreichen fast wieder das bisherige Hoch (Grafik 4). Dass die Verluste trotz höherer Renditen kein neues Hoch erreicht haben, ist mehreren Umständen zu verdanken. Anleihen laufen aus und neue können zu den höheren Renditen gekauft werden. Einige Banken haben ihre Risiken zudem reduziert.

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Die Krise ist dennoch nicht überstanden. Die Kurse von Regionalbanken sprechen Bände. Solange das Bankensystem nicht gesund ist, kann dies den Gesamtmarkt wieder einholen. Auch dies dürfte ein Grund sein, weshalb die Notenbanken einen ungebremsten Renditeanstieg zu verhindern versucht. Die Lage ist bereits angespannt und keiner weiß, wann der Stress im System zu groß wird. Finanzstabilität und zu hohe Renditen widersprechen sich.

Die unterschwellige Krise hängt wie eine dunkle Wolke über dem Markt. Die Lage kann jederzeit kippen. Die Kurse bringen dies zum Ausdruck. Ist das Bankensystem nicht grundsolide, droht der Wirtschaft und damit dem Gesamtmarkt jederzeit Ungemach. Eine Underperformance von Bankaktien gegenüber dem Markt ist oft ein Vorbote einer breiteren Korrektur (Grafik 5). Bevor die Korrektur beendet ist, können Bankaktien oft vor dem Gesamtmarkt steigen.

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Aktuell hält die Underperformance an. Damit bleibt auch der Gesamtmarkt gefährdet. Die Notenbank hat kein Interesse an einer Fortsetzung der Krise. Nicht zuletzt deswegen können Anleger der Notenbank glauben, wenn sie weiteren Zinsanhebungen eine Absage erteilt. Finanzstabilität ist ihr jetzt wichtiger als Inflation. Das wiederum ist eine gute Neuigkeit.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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