Kommentar
09:00 Uhr, 17.09.2014

Holprige Börsen zu erwarten!

Seit Wochen trübt sich die Stimmung weiter ein. Daran ändert auch die Erleichterungsrallye im August und weitere Lockerung der EZB nichts.

Aktien und fundamentale Indikatoren gehen eng Hand in Hand. Viele wollen das gar nicht wahrhaben und sind der Meinung, dass wirtschaftliche Indikatoren langsam sind und kaum Signalwirkung haben. Das mag in manchen Fällen zutreffen, in vielen Fällen sind Wirtschaftsindikatoren aber sehr zuverlässig.

Zu diesen zuverlässigen Indikatoren gehört auch der ZWE Konjunkturindex. Der Index wird jeden Monat erhoben und zeigt wie die aktuelle Lage beurteilt wird und was die Marktteilnehmer auf Sicht von 6 Monaten erwarten.

Im September hat der Index weiter nachgegeben. Erwartet wurde ein stärkerer Rückgang. Das wurde von vielen schon als positiv gewertet. Fakt ist aber, dass der Index weiter nachgibt. Die Konjunkturerwartungen fallen bereits seit Anfang des Jahres. Vor zwei Monaten folgte dann auch die Beurteilung der aktuellen Lage.

Die Erwartungen sind ein guter Vorlaufindikator für die Beurteilung der aktuellen Lage. Theoretisch sollte die Beurteilung der Lage mit einer Verzögerung von 6 Monaten den Erwartungen folgen, immerhin sollen die Erwartungen die Sicht auf 6 Monate widerspiegeln. Das funktioniert nicht immer. Erwartungen sind halt nicht unbedingt akkurat und können sich ändern.

Die Beurteilung der Lage ist hingegen ziemlich zuverlässig. Wenn die Beurteilung der Lage schlechter wird, dann sollten Anleger wirklich hellhörig werden. Aktien und Konjunkturlage laufen fast parallel.

Ist die Beurteilung der Lage erste einmal dabei zu sinken, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Trendfortsetzung sehr hoch. Verglichen mit dem Rückgang des ZEW Lageindex haben Aktien bisher noch nicht ausreichend korrigiert. Hier könnte durchaus noch etwas nachkommen. Die Märkte werden jetzt auch in Europa mehr und mehr von der EZB gesteuert bzw. eingelullt. Das muss Kursabgaben jedoch nicht ausschließen. September ist ein schwacher Monat und Anlässe für Abverkäufe gibt es genug. Ein solcher Anlass könnte morgen mit Veröffentlichung des Fed Statements gegeben sein.

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Ich erwarte keine massiven Abverkäufe. Ich bin aber der Meinung, dass die im Juli begonnene Korrektur noch nicht vorbei ist. Wenn ich mich irre, umso besser, zunächst bleibe ich allerdings bei der Einschätzung, dass es im September noch einmal nach unten geht. Immerhin sehen viele Marktteilnehmer die Zukunftsaussichten kritisch und sind auch nicht gerade von der aktuellen Lage begeistert. Es fehlen fundamentale Kaufargumente. Die EZB hat das durch ihre weitreichende Lockerung nicht ändern können. Wenn dann morgen noch Hinweise auf eine schnellere Zinsanhebung in den USA kommen, dann ist das fast schon eine Einladung für Gewinnmitnahmen.

Die gute Nachricht ist sicherlich, dass es derzeit auch noch keinen Grund gibt an eine Trendumkehr zu glauben. Die Konjunkturdaten aus der Eurozone sind gemischt. Ein erneuter, deutlicher Rückgang beim Wachstum ist allerdings noch nicht zu erkennen. Es deutet alles auf ein "weiter so" hin. Auf ewig geht das nicht gut. Auf Sicht der kommenden Monate muss man sich hier wohl aber noch keine Sorgen machen. Zudem steht die Jahresendrallye schon wieder fast vor der Tür.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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