Kommentar
10:39 Uhr, 17.10.2008

Hohe Unsicherheit und damit hohe Volatilität dominiert - Wirtschaftsdaten prekär

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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem US bei 1.3465, nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse bei 1.3348 markiert wurden. USD-JPY notiert aktuell bei 101.55. "Carry-Trades" bieten ein Bild, das zwischen freundlich und stabil angesiedelt ist. EUR-JPY stellt sich auf 136.80, während EUR-CHF bei 1.5325 oszilliert.

Insgesamt ist der Finanzmarkt unverändert massiv verunsichert. Die logische Folge dieser Verunsicherung ist eine hohe Volatilität. Sofern die Regierungsbeschlüsse auf internationaler Ebene im Rahmen des Schutzschirmes für Finanzmarktteilnehmer und Finanzmärkte die parlamentarischen Hürden genommen haben und damit rechtlich belastbar sind, sollte sich sukzessive eine leichte Stabilisierungstendenz an den Finanzmärkten ergeben.

Die gestern veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten müssen in der Gesamtheit als prekär bezeichnet werden. In wesentlichen Teilen wurden die Konsensusprognosen massiv verfehlt.

In der Folge konnte sich der USD tendenziell befestigen oder zumindest mit Stabilität aufwarten. Dieses Reaktionsmuster ist der Korrelation geschuldet, dass eine Verstärkung der Krise zu mehr Risikoaversion führt und damit die USD-Liquidität einschränkt. Gerade das war ein wesentlicher Katalysator der USD-Befestigung in den letzten Monaten.

Dieses Reaktionsmuster, diese Korrelation ist jedoch sachlich unangemessen. Die unlimitierten Devisenswaps der Zentralbanken untereinander können nur dahingehend interpretiert werden, dass USD-Liquidität in ausreichendem Maße vorhanden ist.

Mithin darf sich der Devisenmarkt langsam aber gewissenhaft darauf einstellen, dass massiv enttäuschende Daten aus dem USD-Raum auch am Devisenmarkt wieder eine angemessene Reaktion zur Folge haben.

Kommen wir damit zu dem gestrigen US-Datenpotpourri:

Die Arbeitslosenerstanträge sanken von zuvor 477.000 (revidiert von 478.000) auf 461.000. Die Konsensusprognose war bei 475.000 angesiedelt.

Die US-Verbraucherpreise waren per September im Monatsvergleich unverändert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,9% nach zuvor 5,3%. Die jüngste Rohstoffpreisentwicklung ist dabei bestenfalls ansatzweise berücksichtigt. Weitere massive Entlastung steht hier auf der Agenda (Basiseffekte, Auslaufen der Folgen der Hurrikane).

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Die internationalen TIC-Kapitalzuflüsse in die USA stellten sich auf -0,4 Mrd. USD per August nach zuvor -74,8 Mrd. USD per Juli. Die aktuellen Daten sind nicht geeignet, Zuversicht für nachhaltige USD-Stärke zu forcieren.

Die US-Industrieproduktion sank im Monatsvergleich per September um 2,8%. Analysten hatten einen Rückgang um lediglich 0,80% unterstellt. In den letzten drei Monaten Juli - September stellte sich auf annualisierter Basis ein Rückgang um 14,5% ein. Das entspricht der schlechtesten Performance seit 1981. Die Kapazitätsauslastung sank von zuvor 78,7% auf 76,4%.

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Der Philadelphia Fed Survey per Oktober kollabierte von +3,8 auf -37,5 Punkte. Hier lag die Konsensusprognose bei -10,0 Punkten. Damit ergab sich der größte Monatseinbruch in der Geschichte dieses Index. Darüber hinaus wurde das niedrigste Niveau seit 1990 markiert. Die Subindices bestätigten den Einbruch von der Richtung, jedoch nicht von der Amplitude her. So sank der Auslieferungsindex von +2,6 auf -18,8. Der Beschäftigungsindex verlor von -0,9 auf -18,0. Der Auftragsindex brach von +5,6 auf -30,5 Punkte ein.

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Der "NAHB Housing Market Index" sank per Oktober von revidiert 17 auf 14 Punkte und hat damit einen neuen historischen Tiefstwert markiert. Mithin bleibt es am US-Wohnimmobilienmarkt bei einer drastischen Rezession.

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Bei den entscheidenden Veröffentlichungen aus den USA standen damit historische Einbrüche oder Tiefstwerte unerwartet im Raum. Dauerhaft wird der USD nicht von einer derartigen Konstellation Stärke oder Stabilität ableiten können!

Bezüglich der heutigen Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Von hervorgehobener Bedeutung sind die US-Daten. Wir werden Montag zu den Ergebnissen Stellung nehmen. Als Einstimmung bieten wir Ihnen hier die Charts für US-Neubaubeginne und das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan an. Bisweilen sprechen Charts für sich selbst!

US-Neubaubeginne:

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US-Verbrauchervertrauen:

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3250 - 80 neutralisiert den positiven Bias des Euros...

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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