Historische Entwicklung von Terminbörsen
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Terminbörsen sind hauptsächlich aus den Rohstoffterminmärkten hervorgegangen. Erste Formen von Terminmärkten entstanden bereits im Jahr 2000 vor Christus in Indien. Aber auch in Aufzeichnungen aus dem Römischen Reich sind erste Termingeschäfte dokumentiert. Diese Entwicklung setzte sich auf mittelalterlichen Märkten in England und Frankreich fort. Dort schlossen Kaufleute Geschäfte über Waren ab, die erst Monate später aus Asien nach Europa kommen sollten.
Voraussetzung für die Entwicklung von Terminbörsen war das Vorhandensein größerer, gut organisierter Kassabörsen. Eine solche Börse entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts in Chicago mit der Gründung der Chicago Board of Trade (CBoT) im Jahr 1848.
Der eigentliche Terminhandel an der Chicago Board of Trade begann einige Jahre später nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkriegs mit dem Handel von Kontrakten auf landwirtschaftliche Produkte (Mais, Weizen u.a.). Die CBoT ist die älteste Terminbörse der Welt.
Erst 100 Jahre später hat die weltweite wirtschaftliche Entwicklung den Aufschwung der Terminbörsen begünstigt. Zu Beginn der 70er Jahre waren die Wechselkurse der meisten Währungen nicht mehr fest, sondern frei konvertierbar. Zusammen mit einem sprunghaften Anstieg der amerikanischen Staatsverschuldung entstand ein neues wirtschaftliches Umfeld. Es war wesentlich volatiler und unberechenbarer, als man es bislang kannte. Aus diesem Grundwuchs weltweit das Interesse an Finanzterminkontrakten, mit denen diese Risiken abgesichert werden konnten. Im Jahre 1975 wurde dann der erste Finanzterminkontrakt, ein so genannter Zinsfuture, an der CBOT eingeführt. Im Laufe der Jahre stieg der Anteil von Terminkontrakten auf Finanzinstrumente an der CBoT kontinuierlich von 0,68 Prozent im Jahr 1976 auf aktuell über 80 Prozent (bezogen auf alle an der CBoT gehandelten Kontrakte).
In Deutschland begann die EUREX im Januar 1990 unter ihrem ursprünglichen Namen „Deutsche Terminbörse“ (DTB) ihre Geschäftstätigkeit. Im Jahr 2006 wurden über 1,5 Milliarden Kontrakte (rd. 6 Millionen pro Börsentag) im Gegenwert von über 7.500 Mrd. EUR umgesetzt. Damit gehört die EUREX heute zu den größten Terminbörsen der Welt.
Auch wenn heute ein Großteil aller Termingeschäfte im Finanzbereich stattfindet, bleibt doch der Ursprung des Terminhandels im Rohstoffmarkt begründet. Die Terminbörsen wurden gegründet, um Preisrisiken absichern zu können. Hierzu ein einfaches Beispiel aus dem Agrarbereich, welches bis in die historischen Anfänge des Terminhandels zurückreicht, aber auch heute noch Gültigkeit besitzt:
Beispiel
Ein Weizenfarmer trägt aufgrund der heftigen jahreszeitlichen Schwankungen der Weizenpreise das Risiko, einen Verlust zu erleiden, wenn sich der Marktpreis des Weizens zur Erntezeit zu seinen Ungunsten verändert. Einem ähnlichen Risiko unterliegt auch der potenzielle Käufer (zum Beispiel eine Großbäckerei, die bei einer eventuell schlechten Ernte hohe Preise befürchten muss). Einigen sich die beiden Kontrahenten auf einen Liefer- und Abnahmepreis mittels eines Termingeschäftes, können beide Parteien im Voraus kalkulieren und sind somit gegen ungünstige Preisentwicklungen weitgehend abgesichert. Allerdings profitieren auch beide nicht von einer eventuell für sie positiven Preisbewegung.
Autor: Christoph Geyer - Wertpapierstratege bei der Commerzbank mit Schwerpunkt Technische Analyse und Derivate. Herr Geyer ist Mit-Autor und -Herausgeber des „Praxishandbuch Börsentermingeschäfte“, erschienen im Gabler-Verlag, erhältlich bei christoph.geyer@t-online.de sowie im Fachbuchhandel
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