Kommentar
01:00 Uhr, 19.06.2007

Hilfreiche Fondsratings? – Das müssen Sie darüber wissen

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, weshalb verschiedene Ratingagenturen zu verschiedenen Bewertungen einzelner Fonds kommen? Und warum Sie in verschiedenen Zeitschriften unterschiedliche Performanceranglisten finden?

Hier einige grundlegende Hinweise:Renditeranglisten werden nach unterschiedlichen Zeiträumen aufgestellt. Beispielsweise die Rendite über drei Monate bedeutet, dass der Wertzuwachs eines Fonds etwa von Anfang Februar bis Ende April gemessen wird. Ein rollierender Drei-Monats-Rhythmus bedeutet, dass die nächste Drei-Monats-Periode dann von Anfang März bis Ende Mai gemessen wird. Und so fort. Die Rendite über ein Jahr wird im Allgemeinen als rollierende 12-Monats-Rendite dargestellt, also etwa von Anfang Mai 2006 bis Ende April 2007. Genauso verhält es sich mit Vergleichen über mehrere Jahre. Die Rendite des letzten drei Jahre würde also heute durch den Zeitraum Anfang Mai 2004 bis Ende April 2007 dargestellt und im Juni 2007 durch den Zeitraum Anfang Juni2004 bis Ende mai 2007, usw.

Achten Sie also genau darauf, welcher Zeitraum genau betrachtet wird. Insbesondere wenn Fonds ihre Rendite selbst angeben, werden natürlich mit Vorliebe die besten Zeiträume ausgesucht. Es ist oft verblüffend, wie schon die Änderung eines oder zweier Monate selbst in einer Drei-Jahres-Periode die Rendite verändert. Der Trick: Man wählt den Startmonat nach einer Schwächephase. Wenn Sie die Renditen eines Fonds in mehreren Publikationen vergleichen werden Sie zu Ihrem Erstaunen sicher oft unterschiedliche Ergebnisse sehen. Hier sollten Sie dann den genauen Zeitraum der Renditeangaben ansehen. Dieser ist in der Regel mit angegeben. Vorsicht auch vor Ranglisten, die nach der Performance von drei Monaten aufgestellt sind. Sind denn quartalsweise Betrachtungen überhaupt aussagekräftig – Ich denke Nein.

Die Rating-Agenturen im Überblick

Morningstar:
Ein renommierter amerikanischer Anbieter, der erst seit einigen Jahren auch in Deutschland aktiv ist, ist die Firma Morningstar. Inzwischen wurden aber mehr als 1000 in Deutschland zugelassene Fonds quantitativ eingeordnet. Morningstar überprüft dabei jeden Monat alle Fonds die länger als drei Jahre am Markt sind und bei denen es über diesen Zeitraum keine wesentlichen Änderungen in der Investmentstrategie gab. Die Anzahl der verliehenen Sterne gibt Auskunft darüber, wo der Fonds europaweit in Bezug auf die Performance seiner Vergleichsgruppe steht. Dabei bedeuten
5 Sterne: Er gehört zu den besten zehn Prozent in Europa.
4 Sterne: Er liegt zwischen den Top 10 und den besten 32,5 Prozent
3 Sterne: E liegt innerhalb der mittleren 32.5 Prozent
2 Sterne: Er gehört zu den unteren 32,5 Prozent bis unteren zehn Prozent
1 Stern: Er gehört zu den schlechtesten zehn Prozent

Standard&Poors
Die amerikanische Gesellschaft Standard &Poor‘s hat bereits 1984 das erste Rating für einen Geldmarktfonds erstellt. S&P beurteilt Fonds sowohl unter qualitativen Kriterien (Fonds-Rating) und unter dem Aspekt der Wertentwicklung (Fonds-Ranking). In Deutschland und Europa sind die Amerikaner allerdings erst in den vergangenen Jahren tätig geworden, nachdem die Nachfrage nach Geldanlagen in Investmentfonds und die Möglichkeiten hierzulande stark zugenommen haben. Wichtig zu wissen: Für ein Rating berücksichtigt Standard & Poor’s ebenfalls nur Fonds, die bereits mindestens drei Jahre am Markt sind und zu den besten 20 Prozent ihrer Anlagekategorie gehören. Diese 20 Prozent werden durch einen von S&P entwickelten quantitativen Filter ermittelt – also mittels eines Computerprogramms, das mit genau selektierten Kriterien gefüttert wird. Die Bewertungsstufen reichen von AAA für extrem gut, über AA für sehr gut bis A für gut. Die Bestnote können allerdings wiederum nur diejenigen Anlagegesellschaften bekommen, deren Management über eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung verfügt. Für das Rating wird eine Vielzahl von Informationen – zum Teil sogar anhand von Interviews erhoben. Hier fließt neben statistischen Erhebungen, die Qualität des Fondsmanagements, die Wirtschaftlichkeit der Gesellschaft und die Art und Weise der Entscheidungsfindung ein. Demgegenüber stellt das Fonds-Ranking eine Performance-Hitliste dar. Bei Rentenfonds wird zudem die Volatilität bewertet mit V1 (wenig schwankend) bis V6 (stark schwankend). Insofern unterscheidet sich schon der Bewertungsprozess von S&P erheblich von demjenigen von Morningstar. Klar also, dass dabei auch zu unterschiedlichen Beurteilen kommen muss.

Feri Rating & Research
Größte deutsche Ratingagentur ist das Bad Homburger Unternehmen Feri Trust. Anhand eines selbst entwickelten Ranking-Systems testen die Analysten Fonds anhand der Kriterien Wertentwicklung und Risiko. Die Analysten haben für das Ranking mehr als 6000 Fonds untersucht und die Leistung mit Fonds verglichen, die vergleichbare Schwerpunkte bei der Anlage verfolgen. Die Ergebnisse, die ein Fonds im Vergleich zu seiner Vergleichsgruppe erzielt, unterteilt Feri Trust in folgende Qualitätsaussagen:
A = sehr gut,
B = gut,
C = durchschnittlich,
D = unterdurchschnittlich,
E = schwach.
Ein A- oder B-Rating zeigt an, dass ein Fonds über einen Zeitraum von fünf Jahren eine stabile, überdurchschnittliche Performance mit relativ niedrigem Risiko aufweist.

Lipper
Die US-Ratingagentur Lipper bewertet Fonds nach vier Kategorien:

Kapitalerhalt(K):
Hoch bewertete Fonds haben ein geringeres Verlustrisiko gegenüber der Peergroup und vermeiden möglicherweise eher Verluste

Konsistente Erträge (E):
Hoch bewertete Fonds weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, jahrelang gleich bleibende Erträge zu generieren.

Absolute Erträge (A):
Hoch bewertete Fonds liegen in der Peergruppe durch hohe absolute Erträge vorn

Kosten und Gebühren (G):
Hoch bewertete Fonds haben eine niedrigere Kostenquote als die Fonds der Vergleichsgruppe. Für alle Disziplinen werden Noten von 1 – 5 vergeben. Die jeweils 20 besten Prozent bekommen die 1, die nächsten 20 Prozent die 2, usw.

Sauren Fonds Research AG
Sauren geht einen etwas anderen Weg als die Konkurrenten. Im Rahmen des Fondsmanager-Ratings analysiert die Sauren AG anhand persönlicher Gespräche das Profil eines Fondsmanagers, seine Anlagephilosophie, den Investmentprozess und die Vergangenheitserfolge. Auch das Fondsvolumen und die Frage, wie sensibel die jeweilige auf steigende Volumina reagiert, spielen eine Rolle. Sauren führt jedes Jahr etwa 250 Interviews durch. Dabei werden eine, zwei oder drei Goldmedaillen vergeben. Dabei gilt aber auch schon eine Goldmedaille als Auszeichnung.

Mein Fazit:
Die „beste“ Ratingmethode gibt es wohl nicht – jede Variante hat Vor- und Nachteile. Aber wenn Sie die Bewertungskriterien kennen, können Sie jetzt die Unterschiede der Ratingergebnisse besser nachvollziehen. Aber: Rating ist nicht Alles. Achten Sie lieben auf die Risikokennzahlen wie etwa Sharpe Ratio (ich habe diese hier im Fonds-Reporter bereits erläutert): Ein positives Sharpe-Ratio, also eines, das deutlich größer als eins ist, zeigt an, dass gegenüber der risikolosen Geldmarktanlage eine Mehrrendite erwirtschaftet wurde. Zum anderen zeigt es, in welchem Verhältnis diese Mehrrendite zum eingegangenen Risiko steht. Müssen Sie als Anleger beispielsweise zwischen zwei Fonds wählen, von denen der eine zwar etwas schwächer in der Rendite, aber eben auch etwas weniger risikobehaftet ist, so gibt die Sharpe-Ratio die notwendige Hilfestellung.

Achten Sie aber auch auf die Kosten. Hier insbesondere auf die TER, die Total Expense Ratio, die vom Fondsvermögen (dem Net Asset Value, NAV) automatisch abgezogen wird Denn Performance ist nicht gleich Ertrag. Obwohl die Sharpe-Ratio bereits ein sehr gutes Instrument für die Auswahl von Fonds ist, zahlt sich insbesondere bei einem langfristigen Anlagehorizont auch ein Blick auf die Kosten aus.
Dazu ein Beispiel: In den vergangenen 15 Jahren legte der Aktienindex MSCI World pro Jahr durchschnittlich um 8,9% zu. Aus 100 € wären bei dieser Performance nach 15 Jahren 351 € geworden. Legt man für Aktienfonds eine durchschnittliche Gesamtkostenbelastung (Total-Expense-Ratio, kurz TER) von 1,5% zugrunde, reduziert sich die Performance auf 7,4% pro Jahr – aus der Anlage wären damit nach Ablauf der 15 Jahre nur 292 €, also rund 19% weniger, geworden. Die Differenz von 1,5% muss das Fondsmanagement also Jahr für Jahr über die Marktrendite hinaus erwirtschaften. Aber es gibt sie natürlich, die konstanten Outperformer. Vergleichen Sie dazu den Mehrjahreschart eines Fonds mit dem der entsprechenden Benchmark. Für Fragen dazu stehe ich gerne zur Verfügung.

Dieser Beitrag wurde auf http://www.fonds-reporter.de veröffentlicht.

Autor: Dr. Gregor Bauer:

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Dr. Gregor Bauer arbeitet bundesweit als unabhängiger Portfolio Manager für Privatinvestoren. Er ist zweifacher Buchautor, schreibt regelmäßig Marktanalysen für das Handelsblatt und die Börsenzeitung und ist gefragter Referent und Interviewpartner auf Seminaren, Börsentagen und im TV. Er ist zudem als Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands der Technischen Analysten Deutschlands tätig.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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