Kommentar
12:12 Uhr, 29.03.2022

Hier gibt es Technologieaktien zu Spottpreisen

Nach dem Platzen der Internetblase war der Nasdaq 100 zu Spottpreisen zu haben. Wer damals kein Glück hatte, kann es heute mit diesem Index versuchen.

Wer im Herbst 2002 nach einem brutalen Bärenmarkt Mut hatte, kaufte Technologieaktien. Der Nasdaq 100 verlor im Zuge des Bärenmarktes 82 %. Die meisten, die noch wenige Jahre zuvor meinten, dass kein Preis für Technologieaktien zu hoch war, warfen spätestens zu diesem Zeitpunkt das Handtuch. 82 % Verlust kann man nicht anders als eine Kapitulation der selbst hartnäckigsten Bullen bezeichnen.

Wer Mut hatte und kaufte, konnte sich in den Folgejahren über traumhafte Renditen freuen. Der Nasdaq 100 stieg von weniger als 900 Punkten auf fast 17.000 Punkte im vergangenen Jahr. Pro Jahr lag die Rendite bei durchschnittlich 15 %. Das schlägt den breiten Markt um Längen.

Selbst wenn Anleger im Bärenmarkt nicht verkaufen und den Schmerz aushielten, konnten sie bis 2021 am Ende eine Rendite von 7 % pro Jahr ausweisen. Das ist nicht überragend, aber auch nicht schlecht und deutlich besser als jedes Sparbuch. Gute Nerven brauchte es aber.

Der Zug beim Nasdaq ist abgefahren und eine Gelegenheit wie 2002 ergibt sich vermutlich nie wieder. Die USA haben jedoch nicht den einzigen Technologieindex. Der zweite große Technologieindex der Welt ist ein chinesischer. Der Hang Seng Tech Index macht derzeit eine Entwicklung durch, die an den Nasdaq 100 erinnert (siehe Grafik).

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Der Hang Seng Tech Index konnte gerade eine Bärenmarktrally von 35 % vorweisen. Auch beim Nasdaq 100 gab es immer wieder Rallys im Bereich von 35-45 %. In der Spitze stand der Hang Seng Tech Index bereits knapp 70 % unter seinem Allzeithoch. Dank der Rally sind es „nur“ noch 60 %.

Damit der Index genauso viel verliert wie damals der Nasdaq 100, müssen sich die Kurse vom aktuellen Niveau noch einmal halbieren. Nicht umsonst heißt es: Ein Verlust von 80 % bedeutet, dass sich ein Kurs halbiert hat, nachdem er 60 % gefallen ist. Das bringt zum Ausdruck, dass man viel Geld verlieren kann, selbst wenn man nach einem Rücksetzer von 60 % kauft.

Im Gegensatz zum damaligen Nasdaq machen Unternehmen wie Alibaba oder Tencent heute viel Gewinn. Regulierung soll die Macht der Unternehmen begrenzen. Nicht zuletzt dieser Umstand hat den Bärenmarkt ausgelöst. Gerade wegen der Profitabilität erschien es mir sinnvoll, nach einer Korrektur von 50 % einzusteigen. Der Plan ging bisher nicht auf.

Die jüngste Rally wurde ausgelöst, da China ankündigte, den Markt stützen zu wollen. Auch eine Lösung für US-gelistete Unternehmen sollte es geben. Der Ankündigung folgte bisher wenig Substanz. Man wird sehen, ob sich dies ändert.

Aus fundamentaler Sicht hat der Index mehr als genug korrigiert. Nach einer Phase der Euphorie (der Index stieg nach Pandemiebeginn um fast 200 %), kann das Pendel in die andere Richtung ausschlagen. Genau das ist in den vergangenen Monaten geschehen. Zudem ist die Angst vor Regulierung und einem Delisting von Aktien in den USA real.

Man braucht also Mut und niemand kann garantieren, dass der Hang Seng Tech Index nicht wie der Nasdaq vom jetzigen Niveau noch einmal 50 % fällt. Meine Positionsgrößte ist so gewählt, dass das Depot selbst bei einer neuerlichen Halbierung nicht mehr als 3 % fällt. Wer Mut und Abenteuerlust hat, sollte dringend auf die Positionsgröße achten und Zeit mitbringen. Fundamental ist der Hang Seng Tech Index heute billiger als der Nasdaq 100 im Jahr 2002. Bis sich dies in den Kursen zeigte, vergingen viele Jahre.

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2 Kommentare

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  • zaphod_beeblebrox_Der-Nullte
    zaphod_beeblebrox_Der-Nullte

    Leider sind solche Artikel nur bedingt hilfreich, wenn der Autor nicht gleichzeitig Scheine nennt,mit denen Anleger partizipieren können. Die Mühe sollte man sich, bei Veröffentlichungen im Premium Bereich, zumindest mal machen.

    08:45 Uhr, 31.03.2022
  • Wilder
    Wilder

    Hallo Herr Schmale,

    vielen Dank für Ihre hervorragenden Artikel!

    Eine Frage zu diesem hier: womit partizipieren Sie? Ich fand nur diese WKN: A2QHV0

    Schöne Grüße!

    mk

    13:01 Uhr, 29.03.2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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