Kommentar
14:46 Uhr, 07.07.2010

Heute Abend packen wir den Stier bei den Hörnern

Die Fußball-WM in Südafrika kommt jetzt in ihre ganz entscheidende Phase. Gestern Abend gelang bereits den Niederländern gegen das kampfstarke Team aus Uruguay in einer am Ende doch noch unerwartet spannenden Partie der Sprung ins Finale am kommenden Sonntag. Deutschland muss heute gegen die iberischen Kurzpassspezialisten nachziehen, um das von vielen erwartete „Traumfinale" gegen den kleinen Nachbarn zu erreichen und sich gleichzeitig für das vor zwei Jahren gegen die Spanier verlorene EM-Endspiel zu revanchieren.

Während das ganze Land dem Anpfiff um 20:30 Uhr entgegenfiebert, lässt sich mit dem richtigen Riecher ganz nebenbei auch Geld verdienen, das möchte man zumindest meinen, wenn man die Kreativität der Emittenten anlässlich der vergangenen Fußball-Großereignisse verfolgen konnte. So reizte die österreichische Erste Group noch vor zwei Jahren deutsche Anleger mit ihrer Cordoba-Garant-Anleihe, die eine mögliche Wiederholung der WM-78-Schmach sogar zusätzlich belohnt hätte. Zum Glück bewahrte uns damals Michael Ballack mit seinem fulminanten Freistoßtor, das später sogar zum „Tor des Jahres" gewählt wurde, davor. Vielleicht wäre ein Holland-Deutschland-Zertifikat in diesem Zusammenhang diesmal eine witzige Idee gewesen, doch wer konnte schon ahnen, dass sich eine solche Endspielpaarung – einen deutschen Sieg heute Abend vorausgesetzt – tatsächlich ergeben könnte.

Nein diesmal hielten sich die Anbieter in Sachen Fußball-Zertifikate erkennbar zurück, wenn man von den üblichen WM-Active-Basket-Zertifikaten der WestLB absieht, die regelmäßig bereits mehrere Jahre im Vorfeld eines Turniers aufgelegt werden und mit dem Brazil-2014-Papier (WLB7PV) aktuell eine 1:1-Spekulation auf ausgesuchte Unternehmen aus dem Land des nächsten WM-Ausrichters ermöglichen. Das Südafrika-Papier hat seine Schuldigkeit ja schon längst getan. In die gleiche Kategorie fällt auch das Poland-Winner-Zertifikat der Ersten Group (EB8PR4), das noch vor der Finanzkrise in Anspielung auf die nächste Europameisterschaft in Polen und der Ukraine aufgelegt allerdings bereits deutlich unter die Räder gekommen ist.

Das war es dann aber auch fast schon und das durchaus zu Recht, wenn man sich an die in der Vergangenheit vielfach aus reinen Marketinggründen lancierten Produkte mit teilweise wahnwitzigen Auszahlungsprofilen erinnert. Bleiben eigentlich nur noch die von der HSH-Nordbank und der WestLB gerade emittierten Fußballanleihen. Bei beiden Produkten handelt es sich um zum Laufzeitende nach jeweils vier Jahren vollständig kapitalgeschützte Papiere mit einer fixen jährlichen Zinszahlung. Was das Ganze allerdings mit der Fußball-Weltmeisterschaft zu tun haben soll, wird erst bei einem Blick auf die jährlich ansteigende Verzinsung klar, deren Nachkommastellen sich an den Jahrgängen der bisherigen deutschen WM-Siege 54, 74, 90 und hoffentlich auch heuer also 10 orientieren. Allerdings zeigen sich bei den beiden „Fußball"-Papieren vor dem Komma zum Teil erhebliche Renditeunterschiede. So erhält der Anleger ausgehend von einem anfänglich gleichen Zinssatz von 1,54 Prozent p.a., nach dem zweiten Jahr bei der HSH Nordbank mit 2,74 Prozent p.a. gleich einen ganzen Prozentpunkt mehr als bei der WestLB. Im Einzelnen ergeben sich hier folgende Kuponstaffeln:

HSH-Nordbank

WestLB

1,54 % p.a.

1,54 % p.a.

2,74 % p.a.

1,74 % p.a.

3,90 % p.a.

1,90 % p.a.

4,10 % p.a.

3,10 % p.a.

Ja und da wären ja noch die über diverse Online-Broker wie Cortal Consors oder Flatex handelbaren Zocker-Papiere von TradeGate auf die einzelnen Teilnehmerländer, die sich zum Leidwesen auch noch Ex-tra-Sport-Zertifikate nennen, de facto allerdings lupenreine Wetten auf den Gewinner der WM darstellen. Für den richtigen Tipp gibt es am Ende eine Auszahlung von 100 Euro, während jeder andere Kandidat spätestens nach dem Ausscheiden zu einem Totalverlust für den Mitspieler führt. Durch den zwischenzeitlichen Handel lassen sich damit auf der anderen Seite hohe Gewinne erzielen, wie die aktuelle Wertentwicklung des Deutschland-„Zertifikats" auf Monatssicht von über 400 Prozent bzw. allein in einer Woche von mehr als 200 Prozent beweist. Mit Spanien wären beispielsweise gleichzeitig „nur" Renditen von 70 bzw. 93 Prozent drin gewesen. Bei aller Gier und Vorfreude steht eines aber jetzt bereits fest. Nach dem heutigen Spiel, wird neben dem holländischen nur noch das Papier des Siegers zwischen Deutschland und Spanien einen Wert aufweisen.

Fußball-Anleihe
Emittent/WKN: WestLB / HSH3WM
Laufzeit: 14.07.2014
Preis: (in Zeichnung bis 09.07.2010) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 0, 75% Agio)
Fußball-Anleihe 2010
Emittent/WKN: WestLB / WLB6WM
Laufzeit: 09.07.2014
Preis: (in Zeichnung bis 06.07.2010) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 0,50 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage auf unseren beiden Internet-Portalen http://www.godmode-trader.de/Zertifikate bzw. http://www.boerse-go.de/ beteiligen würden.

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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