Kommentar
20:10 Uhr, 20.03.2017

Herr Trump, hier ist Ihre Rechnung!

Für Trump ist das Leben gerade anscheinend ein Wunschkonzert. Aktuell auf dem Programm: Deutschland zur Kasse bitten.

Deutschland hat angeblich gigantische Schulden - bei der NATO. Das war der Aufreger des Wochenendes. Trump hatte mal so eben in den Raum gestellt, dass Deutschland für zu niedrige Militärausgaben der NATO Geld schuldet. Das ist schon eine intellektuelle Meisterleistung, das so hinzubiegen. Schulden macht man für gewöhnlich, indem man sich etwas leiht, z.B. Geld, was man derzeit nicht hat. Deutschland hat sich nichts bei der NATO geliehen und kann entsprechend keine Schulden haben.

Trump meint es natürlich auch nicht so wörtlich. Er will ausdrücken: Deutschland gibt weniger als 2 % seiner Wirtschaftsleistung fürs Militär aus. Die Lücke zwischen den Ausgaben und den 2 % sind die "Schulden." Wäre diese Lücke zwischen derzeit 1,2 % und 2 % Ausgaben von der NATO vorfinanziert worden, so könnte man von Schulden sprechen. Auf die Goldwaage darf man Trumps Äußerungen nicht legen.

Wie dem auch sei, Deutschland ist eines von 21 NATO Mitgliedern (von insgesamt 28), die die 2 % Grenze nicht erreichen. Da braucht es viele Schuldeneintreiber. Die meisten Staaten erreichen die Ziele nicht und werden sie auch nicht so schnell erreichen. In vielen Ländern sinken die Ausgaben. Das ist möglich, weil es kein verbindliches Ziel gibt. Die 2 % wurden zwar vereinbart, doch es gibt keinen gültigen und rechtsverbindlichen Vertrag oder ein Gesetz, welches die Staaten dazu zwingt, das Ziel zu erreichen.

Man fragt sich ohnehin: wieso braucht es noch mehr Ausgaben für Kriegsgerät, wenn die USA schon ein so überdimensioniertes Budget haben? Das US-Budget reicht praktisch für die ganze Welt. Sollen andere mehr leisten, müssten die USA ihr Budget verringern, anstatt es noch zu steigern. Die Welt wird auch nicht unumstößlich besser, wenn drei Panzer mehr herumstehen.

Trump nutzt diese vollkommen skurrile Behauptung, Deutschland schulde der NATO Geld, um Druck auszuüben. Im besten Fall gibt Deutschland mehr Geld aus, indem es bei US-Firmen Rüstungsgüter kauft. Im schlechtesten Fall erhofft sich Trump, dass sich Deutschland unter Druck gesetzt fühlt und zumindest beim Thema Handel einknickt.

Ich denke nicht, dass Deutschland hier stark nachgeben wird und nachgeben sollte. Will Trump wirklich diesen unreifen Weg gehen (es erinnert schon ein bisschen an trotzige Kinder im Sandkasten, die sich gegenseitig ihre Sandburgen zerhauen), dann soll er sich nicht zu sicher fühlen. Auch den USA kann man eine Rechnung präsentieren.

Die Grafik zeigt, worum es geht. Die reichen UN-Mitgliedsländer haben sich (freiwillig) dazu verpflichtet, 0,7 % ihrer Wirtschaftsleistung für Entwicklungshilfe und Entwicklungsarbeit auszugeben. Nach Trumps Budgetvorschlag sinkt dieser Satz in den USA Richtung 0,1 %. Deutschland erreicht das Ziel ebenfalls noch nicht, ist aber schon deutlich näher dran. Der Trend stimmt langfristig, was man von den USA nicht behaupten kann.

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Hier könnte man durchaus auch eine Rechnung präsentieren und nach trumpscher Logik behaupten: die USA schulden Entwicklungsländer hunderte Milliarden an Hilfen. Ganz nebenbei könnten die USA auch ihre Schulden bei der UN begleichen, die auch schon in die Milliarden gehen. Und wenn wir schon dabei sind: die Kosten der von den USA angezettelten Kriege im Irak und in Afghanistan kosten den deutschen Steuerzahlen Milliarden und Abermilliarden.

Ja, das könnte man alles anführen und noch viel mehr. Bringen würde das nichts. So kann man es gleich lassen und nur hoffen, dass Trump bei den vielen Ländern, die er schikaniert, so lange gegen die Wand rennt, bis er aufgibt. Bei dem Temperament kann das nicht lange dauern.

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14 Kommentare

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  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    2% der Wirtschaftsleistung, das sind 4% der gesamten Staatsausgaben und ohne nachschauen ca. 6 bis 8% der Steuereinnahmen. Gerade im Fall der Militärausgaben sollte schon näher präzisiert sein wofür exakt (laufende Personalkosten oder Ausrüstung, neu oder gebraucht usw) ausgegeben wird. Gerade in der EU wird durch multiple Standards und Schutz der heimischen Waffenindustrien auch viel verschwendet.

    Die 0,7% Entwicklungshilfe wurden bereits 1970 anvisiert. Auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 versprach die Bkin erneut den Beitrag Deutschlands zur Entwicklungshilfe von 0,35% des BIP bis 2015 auf 0,7% anzuheben. Es blieb weiter nur bei dem Versprechen und bei ca nur 0,35% - also jährlich nur die Hälfte des zugesagten. Von den knapp über 8 Milliarden die 2017 vorgesehen sind, geht das meiste Geld an China - Dtlds Entwicklungshilfeempfänger Nr.1, danach kommt Indien was schon besser ins Bild passt. In den Nahen Osten oder nach Afrika fliesst - unverständlicherweise - komparativ wenig. 1,2% und gezielt klotzen anstatt kleckern für ein paar Jahre wäre ein wesentlich effizienterer Beitrag zur Enwicklung und Bekämpfung von Fluchtursachen. Dann könnte durch bessere und effizientere Kontrolle auch weniger der Korruption zum Opfer fallen - und deutsche Industrie könnte weitflächig profitieren, denn benötigt wird alles, vom Schraubenzieher, Nagel und Spaten bis hin zum Saatgut, Traktor, Pumpe, Solaranlage usw. Leider bleibt regionale tragfähige Entwicklung nur ein Schlagwort und ist verteilt auf einige wenige Musterprojekte.

    08:33 Uhr, 22.03.2017
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Trump hat nicht mehr alle Tassen im Schrank - mehr ist dazu nicht zu sagen. Eine darüber hinaus gehende, inhaltliche Beschäftigung mit dem "täglichen Schwachsinn" ist reine Zeitverschwendung.

    13:35 Uhr, 21.03.2017
  • Sander
    Sander

    Herr Schmale, ihre geistigen, linkslastigen Ausflüge in die Politik sollten Sie sich sparen. Schulden bei der UNO. Wie doof ist das denn.

    13:31 Uhr, 21.03.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Husky
    Husky

    es ist doch absehbar, was Trump damit bezweckt - bisher hat man einzelne europäische Unternehmen (und beispielhaft DB und VW) mittels Strafen ausgesaugt - nun möchte man auch das Geld der Steuerzahler haben. Auf dei Art will Trump das Handelsdefizit reduzieren. Wird nicht ganz klappen, da es dafür etwas zu groß ist.

    08:28 Uhr, 21.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Der Irre aus Washington verlangt sogar Geld vom armen Kambodscha! Das Land soll fuer seine illegale Bombardierung durch die US Airforce 1969 zahlen. DAS ist wirklich irre.

    01:13 Uhr, 21.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Der Irre aus Washington verlangt sogar Geld vom armen Kambodscha! Das Land soll fuer seine illegale Bombardierung durch die US Airforce zahlen. DAS ist wirklich irre.

    01:11 Uhr, 21.03.2017
  • jaja
    jaja

    Trump ist Präsident der US und verdient dafür Respekt ... @P_44:du wirst das definitiv nicht werden und nimm dir bitte mal die Zeit dich selbst zu fragen warum du das niemals werden kannst! Trump hat sicher nicht vergessen Wiede Wahl von den internationalen Regierungen begleitet wurde .... warum sollte er Geschenke verteilen ? Es ist def. nur EIN TEIL eines komplexeren Puzzles was hier isoliert diskutiert wird. Seine Ziele werden jedoch ganzheitlich mit den Betroffen, z.B. Deutschland, etc. diskutiert werden und denen Kopfzerbrechen breiten. Mal sehen, wie unwichtig die USA sind ... ich freue mich ...

    23:02 Uhr, 20.03.2017
    1 Antwort anzeigen
  • P_44
    P_44

    Was will man von so einem Rassisten und Nationalisten schon erwarten.

    20:26 Uhr, 20.03.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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