Analyse
10:28 Uhr, 15.01.2018

HELMA EIGENHEIMBAU - Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht

Wenn auch hübsch verpackt, kassiert das Management von Helma innerhalb eines Jahres erneut die Langfristprognose ein. Aktionäre sollten spätestens jetzt aufwachen.

Erwähnte Instrumente

  • HELMA Eigenheimbau AG - WKN: A0EQ57 - ISIN: DE000A0EQ578 - Kurs: 40,550 € (XETRA)

Eine fast schon "dauerempfohlene" Aktie im Smallcap-Bereich trotz zuletzt enttäuschender Performance ist Helma Eigenheimbau. Es ist knapp ein Jahr her, als ich vor diesem Titel ausdrücklich gewarnt hatte. Die Headline lautete klar formuliert: "Die Party ist vorbei!". Der Grund war eine massive Prognosesenkung und zwar gleich für die kommenden Jahre.

Interessanterweise sahen es Börsenmagazine, Börsenbriefe und zuletzt auch Warburg Research anders. Warburg kürte den Titel erst am 10. Januar wieder zu den besten Anlage-Ideen 2018 und vergab ein Kursziel von 57,30 EUR. Das Timing hätte nicht schlechter sein können. Nur zwei Tage später kassierte das Helma-Management erneut die Langfrist-Prognose ein (hier finden Sie die Unternehmensmeldung). Natürlich wie fast schon üblich schön umschrieben, ich zitiere die Begründung:

Andererseits stehen die Ressourcen für die qualitativ hochwertige Herstellung dieser Produkte aufgrund der sehr hohen Marktnachfrage nicht immer in dem Umfang zur Verfügung, der notwendig wäre, um alle noch nicht im Vertrieb befindlichen Projekte zu den gewünschten, frühestmöglichen Zeitpunkten bei gleichzeitiger Erzielung einer stabil hohen Marge zu realisieren. Der Vorstand der HELMA Eigenheimbau AG hatte daher in 2017 entschieden, den Fokus weiterhin klar auf eine hohe Qualität und eine möglichst hohe Marge zu legen, was mit einer niedriger als ursprünglich erwarteten Wachstumsgeschwindigkeit beim Umsatz einhergeht.

Ich hab' da so ein Déjà-vu

Man fragt sich schon, was das Management ein Jahr lang gemacht hat. Denn es ist im Prinzip die selbe Begründung für die Prognosesenkung, die es bereits 2017 gegeben hatte. Nach der damaligen Kappung gab es in meinen Augen zwei Möglichkeiten:

  1. Das Management hält den Ball flach, gibt konservative Langfristprognosen heraus, weil es sich im Klaren ist, dass das Wachstum nicht so hoch ausfallen kann ohne Kapazitätserweiterungen.
  2. Das Management gibt Vollgas, versucht die Nachfrage zu bedienen und hält daher am Langfristplan mit ehrgeizigen Jahreszielen fest.

Beides haben die Verantwortlichen nicht umgesetzt. Der Markt strafte die Aktie am Freitag daher erneut und völlig zu Recht deutlich ab.

Prognose nun auf EBIT-Basis

Im Detail sank der Auftragseingang von Helma im Jahr 2017 von 268,8 auf 245,4 Mio. EUR. Der erwartete Umsatz von 290 Mio. EUR sei daher nicht mehr erreichbar, so das Management. Man rechne mit nahezu unveränderten Erlösen. 2016 hatte Helma 263,8 Mio. EUR umgesetzt. Es sei aber gelungen, die Marge zu erhöhen, wodurch der Gewinn 2017 in einer Bandbreite zwischen 3,19 und 3,36 EUR liegen dürfte. Analysten hatten zuletzt mit einem Umsatz von 293,6 Mio. EUR und einem Gewinn je Aktie von 3,25 EUR gerechnet.

Zusätzlich wird die Umsatzplanung 2018 und 2019 zurückgenommen. Anstelle dessen tritt eine neue Prognose auf Gewinn-, genauer gesagt auf EBIT-Basis. Das EBIT solle eine durchschnittliche jährliche Steigerung von 14 % aufweisen, also die Wachstumsrate, die ursprünglich für den Umsatz angedacht war. Dadurch errechnet sich für 2018 ein EBIT zwischen 21,0 und 22,5 Mio. EUR und für 2019 ein EBIT zwischen 23,5 und 26,0 Mio. EUR. Unterm Strich dürfte das Ergebnis je Aktie 2018 zwischen 3,62 und 3,88 EUR ausfallen. 2019 peilt man 4,05 bis 4,49 EUR je Aktie an.

Untenstehende Tabelle zeigt die Analystenschätzungen VOR der Prognoseanpassung. Die Abweichungen sind erheblich. Im Prinzip wird Helma 2019 unterm Strich erst das verdienen, was Analysten bereits für 2018 erwartet hatten. Beim EBIT liegt man 2019 sogar unter der Analystenprognose 2018.

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Jahr 2017  2018e* 2019e*
Umsatz in Mio. EUR 293,60  336,00  389,80 
Ergebnis je Aktie in EUR 3,25  4,18  5,35 
KGV 13  10  8 
Dividende je Aktie in EUR 1,25  1,50  1,85 
Dividendenrendite 3,01 % 3,61 % 4,46 %
*e = erwartet; Wichtiger Hinweis: Prognosanpassung NICHT berücksichtigt!

Aus charttechnischer Sicht ging das Short-Szenario im ersten Quartal 2016 hervorragend auf (siehe Pfeil). Die Marke von 38,00 EUR wurde zügig erreicht. Anschließend erholte sich der Titel, aber wenig überzeugend. Der Weg des geringeren Widerstands zeigt ganz klar abwärts. Als Unterstützung dient für die kommenden Wochen die Marke von 37,10 EUR. Gibt der Smallcap auch diesen Support auf Wochenschlusskursbasis auf, dürfte eine zweite Abwärtswelle auf 31,20 EUR auf dem Programm stehen. Der Stopp kann bereits auf 49,45 EUR nachgezogen werden.

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Fazit: Das Vertrauen in das Management von Helma Eigenheimbau ist erst einmal dahin. Daran ändern auch um den heißen Brei herumgeschriebene Pressemitteilungen nichts. Es ist freilich jedem selbst überlassen, ob man in einen Wert investieren will, bei dem das Management fundamental gerne viel ankündigt und schlussendlich wenig liefert. Aus technischer Sicht drängt sich hier jedenfalls kein schneller Einstieg auf. Weitere Abwärtsziele sind offen.

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5 Kommentare

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  • Bastian Galuschka
    Bastian Galuschka Chefredakteur

    Zumindest kauft der Vorstand heute Aktien. Wenn ich mit dem kritischen Artikel auch dazu beigetragen habe, dass der Vorstand Vertrauen durch Aktienkäufe erzeugen möchte, passt das ja. So wie bislang kann es in jedem Fall nicht weitergehen.

    13:09 Uhr, 15.01. 2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Warburg meine ich und nicht Sie Herr Galuschka

    12:51 Uhr, 15.01. 2018
  • Bastian Galuschka
    Bastian Galuschka Chefredakteur

    Nun ist auch Warburg Research aufgewacht, sagen aber immer noch "Buy": Warburg Research senkt Kursziel für Helma Eigenheimbau von €57,30 auf €51. Buy.

    10:50 Uhr, 15.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Wir haben steigende Zahlenvon Insolvenzen im Bausektor nur soviel dazu.

    Und wer was auf Analysierende Banken gibt dem ist eh nicht zu helfen die kommen um die Ecke wenn der Markt verlaufen ist.

    10:44 Uhr, 15.01. 2018

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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