Heißer Sommer – mit Stimmungsschwankungen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Wer ist jetzt auch urlaubsreif? Nach einem anstrengenden zweiten Quartal, in dem die Märkte vom „Krisen-Modus“ die „Rückkehr zur Normalität“ suchten, erhoffen sich viele Anleger nun ein ruhigeres drittes Quartal.
Auch wenn wir uns vielleicht in einem latenten Erschöpfungszustand befinden – die im Zuge der Corona-Pandemie ausgelöste große Beschleunigung hat noch nicht nachgelassen. Die Märkte dürften weiterhin dynamisch bleiben. Anleger sollten sich auf einen Sommer mit hoher Volatilität einstellen.
Analysieren, agieren – Risiken ausbalancieren
Wie kann man sich darauf vorbereiten? Wer nur reagiert, schadet sich mit Blick auf Portfoliorenditen wahrscheinlich selbst. Wir halten es für effektiver, das aktuelle Umfeld zu analysieren und zu verstehen. Dann der Rat: Die Portfoliozusammensetzung entsprechend anpassen – und sich an den neuen Plan halten.
Drei Grundüberzeugungen im aktuellen Umfeld:
- Langfristig entwickeln sich die Rentenmärkte in Richtung niedrigerer Risikoprämien. Wir gelangen immer mehr zu der Überzeugung, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen noch lange bei null halten wird. Folge: Anleger sind gezwungen, höhere Risiken einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen. Durch die Pandemie beschleunigen sich langfristige Trends wie Automatisierung – wodurch es sehr schwierig werden könnte, die Arbeitslosigkeit wieder auf das Niveau vor der Pandemie zu bringen. Solange die Arbeitslosigkeit erhöht ist, wird die Fed unseres Erachtens weniger auf höhere Inflation oder erhitzte Kapitalmärkte reagieren – sondern sich verstärkt auf ihr Mandat für eine bestmögliche Vollbeschäftigung konzentrieren.
- Die Fed verfügt über die Instrumente und den Willen, ihre Ziele zu erreichen. Die Zentralbank hat erstaunliche Schnelligkeit und Entschlossenheit bewiesen, um potenzielle Hürden im Rahmen ihrer geldpolitischen Agenda zu überwinden. Beispielsweise erklärte die Fed, im Rahmen ihrer geldpolitischen Reaktion Unternehmensanleihen am Sekundärmarkt zu kaufen. Unternehmen mussten ihre Berechtigung für das Programm jedoch selbst bescheinigen, was zum Hindernis wurde. Also änderte die Fed die Bedingungen – und begann stattdessen, Anleihen nach einem indexierten Ansatz zu kaufen.
- Während einer großen Beschleunigung – mit mehr potenziellen Marktreaktionen – sind Risiken höher. Von den zehn größten eintägigen Spread-Bewegungen bei Hochzinsanleihen der vergangenen 20 Jahre hat sich die Hälfte im März und April 2020 ereignet (siehe Grafik im PDF anbei). Die Fed möchte vermeiden, dass Marktstörungen die Konjunkturerholung beeinträchtigen. Wir rechnen dennoch damit, dass die Märkte an manchen Tagen zwischen „Normal“- und „Krisen“-Modus pendeln.
Rückgang von Renditen und Risikoprämien nutzen
Unser Ziel bleibt, Portfolios so zu strukturieren, dass sie für das beschriebene Umfeld gut aufgestellt sind. Wenn sich die Märkte wieder „normalisieren“, werden viele Anleger wohl renditegetriebener sein. Das drängt die Märkte langfristig in Richtung niedrigerer Risikoprämien. Wir berücksichtigen somit Unternehmensanleihen und andere Rentenwerte, mit denen wir den Rückgang von Renditen und Risikoprämien nutzen können.
Opportunistisch bleiben
Wenn die Märkte in den Krisenmodus wechseln, bevorzugen wir eine eher opportunistische als defensive Ausrichtung. In einem Umfeld, in dem Marktreaktionen überzogen sein können und die Fed ihre Ziele entschlossen verfolgt, kann das Handlungsfenster sehr klein sein. Das haben wahrscheinlich viele Anleger im März und April zu spüren bekommen, als der Ausverkauf so erbarmungslos war, dass es unvorsichtig gewesen wäre, mehr Risiko einzugehen – und sich der Markt danach gleichwohl wieder so rasch umkehrte, dass die Chance im Nu vorüber gewesen zu sein schien.
Auf lange Sicht besteht diese Chance noch. Denn: Die Fed beabsichtigt, die Risikoprämien nach unten zu drücken, um die Wirtschaft zu unterstützen. Sie verfügt über die Instrumente und die Entschlossenheit, schnell zu reagieren, falls die Marktvolatilität die Erholung gefährdet. Das heißt nicht, dass es keine Tage geben wird, an denen die Zuversicht der Anleger erschüttert wird. Wenn diese Tage kommen, sollten sich Anleger jedoch auf die langfristige Absicht der Fed konzentrieren – und nicht blinzeln, sondern auf Kurs bleiben.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.