Kommentar
09:54 Uhr, 04.04.2007

Hedgen mit gegenläufigen Positionen

Eine günstige Möglichkeit der Risikominimierung ist das Hedgen bestehender Positionen im selben Marktsegment. Dies bietet sich insbesondere an den Aktienmärkten an. Auch bei der stärksten Rallye an den Märkten gibt es immer Aktien, die dennoch auf neue Tiefs fallen oder sich in intakten Abwärtsbewegungen befinden. Ebenso lassen sich bei einem massiven Kurseinbruch des Gesamtmarktes immer einige Aktien identifizieren, die eine stabile Aufwärtsbewegung aufweisen bzw. neue Hochs erreichen. Nun ist es sinnvoll, nach Tradingsetups zu suchen, die eine Positionierung in beiden Richtungen ermöglichen. Angenommen, Sie gehen im Aktienmarkt von einer mittelfristig startenden Aufwärtsbewegung aus, können Sie nach Aktien suchen, die ein günstiges Setup für den Aufbau einer Longposition aufweisen. Gehen Sie nun zunächst nur eine Position mit einem Kapitalrisiko von ca. 1 % ein, können Sie nicht viel verlieren, aber auch nicht in vollem Umfang von einer Rallye profitieren wenn Ihre Analyse richtig war. Es bietet sich deshalb an, mehrere Aktien mit einem günstigen Setup für einen Long-Einstieg zu identifizieren, aber auch nach Aktien zu suchen, die ein Setup für einen wahrscheinlichen Kursrückgang aufweisen. Eine einfache Möglichkeit, Kandidaten zu finden, ist Beispielsweise das Durchsuchen der Aktien, die neue Jahreshochs und Jahrestiefs erreicht haben. Mit gängigen charttechnischen Analyseprogrammen wie Metastock oder Tradestation lassen sich auch umfassendere Bedingungen festlegen, um die Suche nach starken oder schwachen Aktien zu erleichtern. Wenn Sie Aktien identifiziert haben, die nach dem bereits beschriebenen Einstiegsmethoden einen Kursrückgang erwarten lassen, können Sie in diesen Aktien Shortpositionen aufbauen, während Sie in anderen Aktien Longpositionen aufbauen um die erwartete Aufwärtsbewegung des Gesamtmarktes zu handeln. Da sich jede Aktie unterschiedlich zum Gesamtmarkt entwickeln wird, kann im Vorfeld nicht exakt das Risiko der gesamten Positionen ermittelt werden. Es bietet sich an, das Positionsrisiko der Longpositionen bei einer erwarteten Aufwärtsbewegung doppelt so Hoch zu wählen wie das Risiko bei den zusätzlich eingegangenen Shortpositionen. Es gibt dann mehrere Möglichkeiten, wie sich Ihr Depot entwickeln kann.

  1. Setzt der Markt zu einer Rallye an, gewinnen wahrscheinlich die mit einem günstigen Setup eingegangenen Longpositionen. Die Shortpositionen, mit denen auf fallende Kurse spekuliert wird, entwickeln sich gegen Sie, aufgrund des dort vorliegenden charttechnischen Setups, fällt dieser Anstieg nicht so stark aus. In der Summe dürften die Gewinne aus den Longpositionen die Verluste aus den mit weniger Kapitalrisiko eingegangenen Shortpositionen dann mehr als aufwiegen.
  2. Im Idealfall läuft die erwartete Rallye im Gesamtmarkt in der auch die eingegangenen Longpositionen steigen, darüber hinaus entwickeln sich die Shortpositionen entsprechend ihres Setups und fallen zurück. In diesem Fall kann mit beiden Positionen ein Gewinn erzielt werden.
  3. Steigt der Markt nicht wie erwartet und die Longpositionen fallen, sollte sich auch das negative Setup in den Shortpositionen durchsetzen, was bei diesen zu einem Gewinn führt. Diese Gewinne können dann die Verluste aus den Longpositionen teilweise ausgleichen, was der eigentliche Sinn der doppelten Positionierung ist.
  4. Die Longpositionen fallen während die Shortpositionen steigen. In beiden Richtungen weisen die Positionen also Verluste auf die sich summieren. Dies ist das denkbar ungünstigste Szenario das nie ganz ausgeschlossen werden kann. Dem kann nur entgegen gewirkt werden, indem die analysierten Tradingsetups der Einzelpositionen eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit aufweisen. Methoden dafür wurden bereits mehrfach benannt.

Darüber hinaus kann auch das Gesamtrisiko einer Hedge-Position nicht unverhältnismäßig Hoch angesetzt werden und sollte bei dem Aufbau gegenläufiger Positionen in der Summe des Kapitalrisikos nicht 4 % des Tradingkontos übersteigen. Eine weitere Möglichkeit ist darüber hinaus auch bei gegenläufigen Positionen ein gestaffelter Aufbau. Es werden, noch immer für das Szenario einer angenommenen Aufwärtsbewegung, zunächst zwei Longpositionen aufgebaut sowie eine Shortposition. Konnten sich diese dann in der Summe bereits positiv entwickeln, werden zwei weitere Longpositionen und gegebenenfalls auch wieder eine Shortposition aufgebaut. So lässt sich das anfängliche Risiko klein halten, dieses entspricht ungefähr dem einer einzelnen Longposition.

Autor: Marko Strehk - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de

World of Trading 2024: Triff die stock3-Experten live vor Ort

Am 22. & 23.11. findet die World of Trading in Frankfurt statt & stock3 ist mit dabei. Wir laden Dich ein, uns & unsere Experten näher kennenzulernen. Mit dabei sind u.a. Bastian Galuschka, Sascha Gebhard u.v.m.

Jetzt kostenloses Ticket sichern!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

Mehr über Harald Weygand
  • Prozyklisches Breakout-Trading
  • Pattern-Trading
  • Makro-Trades
  • Intermarketanalyse
Mehr Experten