Kommentar
19:25 Uhr, 03.01.2018

Hat QE tatsächlich funktioniert?

Die Weltwirtschaft läuft rund. Seit über einem Jahrzehnt war das Wachstum nicht mehr so synchron und hoch. Haben wir das QE zu verdanken?

QE läuft derzeit noch in der Eurozone und in Japan auf vollen Touren. Ungarn hat ein kleines QE Programm aufgelegt. Im vergangenen Jahr gesellte sich noch einmal Großbritannien hinzu. Die Schweizer Notenbank druckte ohnehin pausenlos frisches Geld. Auch Schweden sah sich kurzfristig dazu gezwungen. Die USA leben schon eine ganze Weile ohne QE, doch insgesamt ist die Geldpolitik immer noch nicht restriktiv.

Unterm Strich war 2017 das Jahr, indem am meisten Geld gedruckt wurde. Da fällt es einem schwer daran zu glauben, dass der globale Aufschwung nur Zufall sein soll. Es ist allerdings nur eine Vermutung, dass QE der Grund für den Aufschwung ist. Notenbanken sind sich zwar sicher, dass QE das Allheilmittel ist, doch bestätigt ist das keinesfalls.

Interessant ist das Fallbeispiel Japan. Hier kommt es nach fast 30 Jahren tatsächlich zu einem Paradigmenwechsel. Die Arbeitslosenrate ist so niedrig wie seit 1993 nicht mehr. Es fehlt nicht mehr viel und die Werte aus dem letzten richtigen Boomjahr vor der Krise sind wieder erreicht (Grafik 1). Schon jetzt gibt es deutlich mehr Stellen als Bewerber. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Arbeitslosenrate auf neue Rekordstände fällt.


QE gibt es in Japan seit Anfang 2013. Der Trend zu niedriger Arbeitslosigkeit begann jedoch schon viel früher im Jahr 2010. Nach dem Start von QE setzte sich der Trend einfach fort. Eine Veränderung des Trends, der schon zuvor bestand, lässt sich in den Daten nicht erkennen.
Auch beim Lohnwachstum ist der große Durchbruch bisher nicht gelungen (Grafik 2). Das Lohnwachstum ist immerhin positiv. Seit fast drei Jahren sind die Löhne nicht mehr gesunken. Das ist die längste Strecke an Lohnwachstum seit den 90er Jahren.

Verwunderlich ist das nicht, denn auch die Inflation hält sich tendenziell im positiven Bereich. Einen wirklich großen Unterschied zu der Zeit vor QE, insbesondere in der Zeit von 2004 bis 2008 lässt sich allerdings nicht erkennen. Der Inflationsanstieg 2014 ist auf eine Steuererhöhung zurückzuführen und nicht auf einen natürlichen Preisanstieg.

Die Inflationsrate, die Nahrungsmittelpreise ausklammert, ist so hoch wie lange nicht, wenn man die Steuererhöhung und den rasanten Ölpreisanstieg 2007/08 ignoriert (Grafik 3). Möglicherweise befindet sich Japan tatsächlich auf dem Weg der Reflationierung. Aber lässt sich dieser Erfolg QE zuschreiben?

Eindeutig ist die Sache nicht. In den Daten ist kaum ein Unterschied zwischen der Zeit vor QE und nach QE zu erkennen. Das bedeutet jedoch nicht, dass QE nicht gewirkt hat. Ohne QE wäre der Yen stärker geworden. Den Exportboom und damit die Rückkehr zur Vollbeschäftigung hätte es wohl nicht gegeben.

In der Eurozone ist die Lage nicht anders. Viele Länder haben sich über Exportwachstum saniert. Staaten, die immer ein Handelsbilanzdefizit hatten, weisen plötzlich einen Überschuss aus. Der schwache Euro, gesponsert durch QE, hat es möglich gemacht. Die Erfolge von QE sind nicht einfach zu greifen. Ich denke allerdings schon, dass wir ohne QE heute nicht so weit wären wie wir sind.

Clemens Schmale

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

18 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Dr. Paul Craig Roberts:

    Es stellt sich die Frage, ob sich die Teilnehmer und Akteure an diesen Märkten bewusst darüber werden, dass die zugrundeliegende Realität die momentanen Vermögenspreise nicht unterfüttert. Zentralbanken unterstützen die Kurse an den Aktienmärkten nicht nur mittels einer massiv in die Märkte eingepumpten Liquidität, sondern ebenfalls durch direkte Aktienkäufe.

    Japans Zentralbank zählt schon seit längerer Zeit zu den größten Inhabern von Aktien im Land. Zentralbanken, deren Aufgabe es ist, die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten, haben ein massives Betrugssystem geschaffen. In der westlichen Welt sind zudem auch die politischen Systeme in ein Betrugssystem abgeglitten. Keine dieser Regierungen dient mehr den öffentlichen Interessen.

    22:06 Uhr, 04.01. 2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    @Data75

    @Numero

    Das Federal Reserve System hat künftigen Wohlstand mittels der Gelddruckmaschine in die Gegenwart transferiert. Andere Notenbanken wie z.B. die EZB spielen dieselbe gezinkte Karte und als Ass im Ärmel haben sie am Ende noch Helikoptermoney, wir werden es erleben.

    Die EZB unter Draghobert ( der gnadenlos den Markt verzerrt ) finanziert seit Jahren das Stiefelland mittels der Druckerpresse. Die EZB und italiensche Banken haben seit 2008 88% aller italienischen Staatsanleihen aufgekauft, wenn die EZB morgen aus dem Anleihenkaufprogramm aussteigt, droht Italien der Staatsbankrott durch extrem steigende Zinsen.

    Die Staatsfinanzierung durch die Druckerpresse überschwemmt den Markt mit Billionen frischer Euros und Dollars und zerstört somit die Währungen. Wieso ist es heute in Deutschland nicht mehr möglich, mit einem Durchschnittseinkommen seine Familie zu versorgen und ein Haus zu bezahlen? In den 60er Jahren hat das noch bestens funktioniert. Wieso arbeiten bereits heute viele Rentner als Teilzeitkräfte oder Minijober? Weil sie es so erstrebenswert finden zu schuften, bis sie in die Gruft steigen?

    Im Jahr 2017 haben die Notenbanken dieser Welt für 2000 Milliarden USD frisches Geld gedruckt um ihr Fiat-Money-System weiterhin künstlich am Leben zu halten. Diese Summe ist doppelt so hoch, wie zur Finanzkrise in 2009. Durch die Gelddruckerei wurden die Zinsen auf den niedrigsten Stand seit 5000 Jahren manipuliert. Normale Zinsen von 5% würden für die hyperverschuldeten USA das finanzielle Aus bedeuten.

    Fazit:

    Das Federal Reserve System hat der Welt eine Monsterblase, eine Alles-Blase beschert und es kann sich nur noch mit fiesen Tricks ein paar weitere Lebensjahre sichern, aber das FED hat ein Ablaufdatum, definitiv. Wer von der Alles-Blase überzeugt ist, der sollte in das gelbe Urzeitrelikt investieren, denn das ist die Anti-Blase, im Vergleich zu Anleihen, Aktien und Immobilien ein wahrhaftiges Schnäppchen.

    21:15 Uhr, 04.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    Mit welchem Recht beschenken die Zentralbanken eigentlich die Vermögenden, während sie es den armen (eigentlich bedürftigen) vorenthalten ? diese sind auf die Almosen angewiesen, die die vermögenden bereit sind, von ihrem vermögen abzugeben.

    ein System, welches auf Wachstum zwingend angewiesen ist, hat keine auf ewig angelegte Daseinsberechtigung. es schafft mehr Probleme, als es glaubt, zu lösen.

    Kanzler

    Beglückt genug in meinen alten Tagen. – So hört und schaut das schicksalschwere Blatt, Das alles Weh in Wohl verwandelt hat. »Zu wissen sei es jedem, der's begehrt: Der Zettel hier ist tausend Kronen wert. Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand, Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland. Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz, Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.«

    Kaiser

    Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug! Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug? Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?

    Schatzmeister

    Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben; Erst heute nacht. Du standst als großer Pan, Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran: »Gewähre dir das hohe Festvergnügen, Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen.« Du zogst sie rein, dann ward's in dieser Nacht Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht. Damit die Wohltat allen gleich gedeihe, So stempelten wir gleich die ganze Reihe, Zehn, Dreißig, Funfzig, Hundert sind parat. Ihr denkt euch nicht, wie wohl's dem Volke tat. Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt, Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt! Obschon dein Name längst die Welt beglückt, Man hat ihn nie so freundlich angeblickt. Das Alphabet ist nun erst überzählig, In diesem Zeichen wird nun jeder selig.

    Kaiser

    Und meinen Leuten gilt's für gutes Gold? Dem Heer, dem Hofe gnügt's zu vollem Sold? So sehr mich's wundert, muß ich's gelten lassen.

    Marschalk

    Unmöglich wär's, die Flüchtigen einzufassen; Mit Blitzeswink zerstreute sich's im Lauf. Die Wechslerbänke stehen sperrig auf: Man honoriert daselbst ein jedes Blatt Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt. Nun geht's von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken; Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken, Wenn sich die andre neu in Kleidern bläht. Der Krämer schneidet aus, der Schneider näht. Bei »Hoch dem Kaiser!« sprudelt's in den Kellern, Dort kocht's und brät's und klappert mit den Tellern.

    Mephistopheles

    Wer die Terrassen einsam abspaziert, Gewahrt die Schönste, herrlich aufgeziert, Ein Aug' verdeckt vom stolzen Pfauenwedel, Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel; Und hurt'ger als durch Witz und Redekunst Vermittelt sich die reichste Liebesgunst. Man wird sich nicht mit Börs' und Beutel plagen, Ein Blättchen ist im Busen leicht zu tragen, Mit Liebesbrieflein paart's bequem sich hier. Der Priester trägt's andächtig im Brevier, Und der Soldat, um rascher sich zu wenden, Erleichtert schnell den Gürtel seiner Lenden. Die Majestät verzeihe, wenn ins Kleine Das hohe Werk ich zu erniedern scheine.

    Faust

    Das übermaß der Schätze, das, erstarrt, In deinen Landen tief im Boden harrt, Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke Ist solchen Reichtums kümmerlichste Schranke; Die Phantasie, in ihrem höchsten Flug, Sie strengt sich an und tut sich nie genug. Doch fassen Geister, würdig, tief zu schauen, Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen.

    Mephistopheles

    Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt, Ist so bequem, man weiß doch, was man hat; Man braucht nicht erst zu markten, noch zu tauschen, Kann sich nach Lust in Lieb' und Wein berauschen. Will man Metall, ein Wechsler ist bereit, Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit. Pokal und Kette wird verauktioniert, Und das Papier, sogleich amortisiert, Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt. Man will nichts anders, ist daran gewöhnt. So bleibt von nun an allen Kaiserlanden An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.

    Goethe war übrigens in seiner weimarer zeit dort finanzminister und damit zweiter mann im Herzogtum

    10:27 Uhr, 04.01. 2018
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Also mir leuchtet nicht ein, wie sich alle durch Steigerung ihrer Exporte und Verbilligung ihrer Währung gesund (schrumpfen? arbeiten? rechnen?) wollen. Dann heißt es auch noch, es würde mehr gespart? Da stimmt doch etwas nicht. Könnte es sein, dass da mehr Geld gedruckt wurde, als veröffentlicht?

    09:21 Uhr, 04.01. 2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    QE hat perfekt funktioniert, allerdings nur für das weltweite Bankenkartell unter Anführerschein der FED. Das Ergebnis von QE ist wiedermal die Rettung des Bankenkartells und die schleichende Enteignung des Steuerzahlers. So läuft das Spiel seit 1910 mit massiven Verbesserungen 1944 ( Bretton Woods-Währungssystem ) und 1971 ( Nixon kündigt die Goldbindung ) für König und Dame (Bankenkartell und Politclowns) und dementsprechenden Härten für die Bauern (Bürger) auf dem Spielfeld. Letztlich wurde durch das Federal Reserve System der “wahre Kapitalismus” zerstört und ein Fiat-Money-Sozialismus eingeführt, der für John Sixpack und Otto Normalverbraucher langsam aber sicher zum Problem wird, die Renten gehen absehbar auf Harz4-Niveau runter, das Einkommen ermöglicht kein vernünftiges Auskommen mehr und die eigene Immobilie rückt für immer größere Bevölkerungskreise in unerreichbare Ferne.

    Das FED vernichtet durch seine dauernden, vielfältigen Marktmanipulationen die Kaufkraft des USD , welcher in den vergangenen 100 Jahren 98% von seinem Wert verloren hat. Im Jahr 1971 opferte zu allem Überfluss Watergate-Nixon die finanzielle Freiheit seiner Landsleute engültig auf dem Altar der Fiat-Money-Zauberer und die Kreatur von Jekyll Island wurde aufgrund der nicht mehr vorhandenen Goldbindung stärker als je zuvor.

    Die Geschichtsschreiber dürften das Jahr 1971 als den Anfang vom Ende des gegenwärtigen Finanzsystems identifizieren.

    Fazit:

    QE ist ein weiterer Schritt in Richtung Abgrund, den engültigen Sprung über die Klippe dürfte das Federal Reserve System mit deutlichen Negativzinsen und Helikopter-Money einleiten, voraussichtlich bei der nächsten heftigen Krise, dann gehen auch noch die verbliebenen 2% der USD-Kaufkraft über den Jordan.

    23:54 Uhr, 03.01. 2018
    3 Antworten anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten