Kommentar
09:19 Uhr, 31.08.2023

Hat Powell wichtige Wirtschaftsdaten vorab „verplappert“?

Fed-Chef Jerome Powell sprach in seiner Rede in Jackson Hole am vergangenen Freitag von Wirtschaftsdaten, die erst heute veröffentlicht werden. Hat Powell die Daten vorab verraten?

Heute um 14.30 Uhr werden in den USA die Daten zu den persönlichen Konsumausgaben und Einkommen der US-Amerikaner im Juli veröffentlicht. Die Daten geben auch Auskunft über den sogenannten PCE-Deflator, nämlich die Preisänderungen der in den Konsumausgaben enthaltenen Waren. Dies wird auch als PCE-Inflationsrate bezeichnet. Bereinigt um Energie und Nahrungsmittel ("PCE-Kerninflationsrate") gelten die Daten sogar als der wichtigste Inflationsmaßstab der US-Notenbank Fed.

In seiner mit Spannung erwarteten Rede am vergangenen Freitag in Jackson Hole sprach Powell davon, dass die PCE-Kerninflationsrate im Juli 4,3 Prozent betragen habe. Dabei waren die Daten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht veröffentlicht, vielmehr stehen die Daten erst heute zur Veröffentlichung an. Hatte Powell also vorab Kenntniss von wichtigen Wirtschaftsdaten und hat sich „verplappert“?

Ein Blick in den zeitgleich mit der Rede veröffentlichten Redetext bestätigt diesen Verdacht nicht. In der Grafik, auf die sich Powell an der fraglichen Stelle seiner Rede bezog, ist nämlich explizit vermerkt, dass es sich bei dem Juli-Wert um eine Schätzung handelt, die auf Basis der Verbraucher- und Produzentenpreise ermittelt worden sei. Leider wies Powell in der Rede selbst nicht darauf hin, dass es sich um eine Schätzung handelt, wodurch der Verdacht, er habe wichtige Wirtschaftsdaten vorab verraten, erst entstanden ist.

Die Volkswirte der Banken erwarten für Juli eine PCE-Kerninflationsrate von 4,2 Prozent (und nicht 4,3 Prozent, wie von Powell genannt). So oder so dürfte sich die Inflation nach diesem Maßstab im Juli auf Jahressicht wieder etwas beschleunigt haben, von 4,1 Prozent im Juni. Die PCE-Inflationsrate dürfte von 3,0 Prozent auf 3,3 Prozent gestiegen sein. In der folgenden Grafik sind für die PCE-Preisdaten diese Schätzungen für Juli bereits enthalten.

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Powell sagte in seiner Rede auch den folgenden Satz, der mit Blick auf die Daten zumindest etwas fragwürdig klingt: „Die niedrigeren monatlichen Werte für die Kerninflation im Juni und Juli waren erfreulich, aber zwei Monate mit guten Daten sind nur der Anfang dessen, was nötig ist, um Vertrauen aufzubauen, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung unseres Ziels bewegt.“ Er bezog sich damit offenbar auf die „normale“ Kerninflation (im Gegensatz zur PCE-Kerninflation) und deren Veränderungen gegenüber dem Vormonat (und nicht gegenüber dem Vorjahresmonat), was aus der Rede selbst ebenfalls nicht eindeutig hervorgeht.

Insgesamt ergibt sich mit Blick auf die bereits veröffentlichten Verbraucherpreisdaten (und auch die PCE-Schätzungen) eher die Feststellung, dass sich die Teuerung im Juli wieder leicht beschleunigt und nicht weiter abgenommen hat. Das steht etwas im Widerspruch zur Erwartung der Finanzmärkte, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht weiter anheben wird. Allerdings kommt in diesem Zusammenhang natürlich den CPI-Daten für August, die Mitte September veröffentlicht werden, eine ganz besondere Bedeutung zu. Hat sich die Inflation im August wieder abgeschwächt, ist mutmaßlich alles in Ordnung und die Fed kann darauf verzichten, im September wieder an der Zinsschraube zu drehen. Zeigt sich eine weitere Beschleunigung, könnte es für Fed-Chef Powell sehr schwierig werden, ein Ende der Zinserhöhungen zu begründen.

Fazit: Fed-Chef Jerome Powell sprach in seiner Rede in Jackson Hole am vergangenen Freitag zwar von der PCE-Kerninflationsrate im Juli, obwohl die Daten erst heute veröffentlicht werden. Das Kleingedruckte der Grafik, auf die sich Powell bezog, weist aber ausdrücklich darauf hin, dass es sich beim Juli-Wert nur um eine Schätzung handele. Die Verbraucherpreisdaten zeigen, dass sich die Inflation in den USA im Juli wieder etwas beschleunigt hat. Besondere Spannung kommt deshalb den August-Daten der Verbraucherpreise zu, die Mitte September veröffentlicht werden. Die Daten sollten möglichst eine weitere Abschwächung der Teuerung im August zeigen, damit die Fed, wie von den Finanzmärkten erwartet, die Zinsen im September nicht weiter anheben muss.

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