Kommentar
13:11 Uhr, 14.07.2022

Hat Gold als Krisenwährung versagt?

Krieg, Inflation, Energiekrise… an Argumenten für Gold mangelt es nicht. Trotzdem kommt der Goldpreis nicht vom Fleck bzw. fällt. Versagt die Krisenwährung?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
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  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.712,27 $ (JFD Brokers)

Die Debatte, ob Gold als Investment Sinn macht, kann die Gemüter erhitzen. Ob man es für sinnvoll hält oder nicht, den Preis ändert es nicht. Man kann also nüchtern Jahrhunderte an Preisdaten analysieren und sich so ein Bild machen. Das Bild ist bis 1971 ziemlich unspektakulär. Gold war Geld und der Wechselkurs war festgelegt. Nur temporär konnte die Preisbindung nicht gehalten werden, z.B. während des US-Bürgerkriegs in der ersten Hälfte der 1860er Jahre. Keiner kann sagen, wie Gold performt hätte, wenn es die Preisbindung über die meiste Zeit nicht gegeben hätte. ls der Goldstandard Anfang der 70er Jahre aufgehoben wurde, war der Dollar immer noch derselbe von 1861. Wenn man so will, wurde es mit Aufgabe der Preisbindung möglich, Jahrhunderte der Unterbewertung in kurzer Zeit auszugleichen. Das hat im Vergleich zu Aktien wenig genützt. Aktien hängten Gold über die meiste Zeit ab. Das gilt auch seit Ende des Goldstandards. Der Goldpreis wirkt im Vergleich zu Aktien immerhin weniger volatil. Das an sich kann Wert haben. Betrachtet man die Drawdowns, insbesondere nach 1971, stellt man fest, dass Gold nicht unbedingt weniger volatil als Aktien ist.

Die Aufwertung ist niedriger als bei Aktien und die Volatilität ist nicht geringer. Jetzt haben wir gleich mehrere Krisen auf einmal zu bewältigen und der Goldpreis fällt. Das mag verwundern, ist aber vorhersehbar. Gold folgt tendenziell den Realzinsen. Steigen diese, wird Gold unattraktiver, unabhängig davon, ob es eine Energiekrise oder Krieg gibt (Grafik 3).


Die Korrelation zum Realzins (reale Rendite 10-jähriger US-Anleihen) war nicht immer so eindeutig wie in den vergangenen 20 Jahren. Ende der 80er Jahre bis zu Beginn des neuen Jahrtausends waren Goldpreis und Realzins wenig korreliert. Über die Gründe kann man spekulieren. Auffällig ist, dass Notenbanken in dieser Zeit Goldreserven verkauften. Dies könnte die geringere Korrelation erklären (Grafik 4).

Die zu erwartende Tendenz (steigender Realzins), belastet Gold mehr, als es durch Krisen gestützt wird. Ohne Krisen stünde der Goldpreis aller Wahrscheinlichkeit nach tiefer. Gold versagt nicht vollkommen als Krisenwährung. Das gilt vor allem dann, wenn man eine Krise richtig definiert. Die meisten Währungen von Industrieländern sind stabil. Der Euro hat gegenüber dem Dollar verloren, doch von einem Kollaps kann man nicht sprechen. Es fehlt an einer gravierenden Krise, sodass Gold in den meisten Währungen derzeit seitwärts tendiert oder fällt (Grafik 5).

Ganz anders sieht es in anderen Währungsräumen aus. Ob hohe Inflation in der Türkei oder Ukrainekrieg, in Lira und Rubel hat Gold genau das getan, was es tun soll. Es hat die Abwertung der Währung ausgeglichen. Der wahre Wert von Gold wird in großen Krisen sichtbar, die eine Papierwährung destabilisieren. Bei Krisen, die eine Währung nicht destabilisieren, hilft Gold wenig.

Eine Versicherung will man eher für den ersten Fall und für diesen ist Gold immer noch die beste Wahl.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Limes123
    Limes123

    Soweit ich das richtig verstehe und sehe, ist Gold in Rubel abgestürzt, weil der Rubel momentan die stärkste Währung weit und breit ist.

    19:42 Uhr, 14.07.2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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