„Hart aber leider ziemlich unfair“
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Eine wohl historische Börsen-Woche liegt hinter den Anlegern, die speziell nach der Beantragung des Gläubigerschutzes von Lehman Brothers am Zertifikatemarkt für reichlich Verwirrung gesorgt und hier zum Teil essentielle Fragen aufgeworfen hat, die früher eher theoretischer Natur waren. Ist mein Zertifikat noch sicher? Soll man wegen des Emittentenrisikos überhaupt noch in strukturierte Produkte investieren? Alles Fragen, zu deren Beantwortung derart populistische Sendungen wie die am vergangenen Mittwochabend im ZDF ausgestrahlte Ausgabe von „Hart aber fair“ keinesfalls beitragen können, bei der von so manchem anwesenden „Experten“, der zum Teil sogar seit Jahren im TV von der Börse berichten darf, leider die Tatsachen vollständig verdreht wurden und Anlage-Zertifikate als mögliche Opfer der Finanzmarktkrise plötzlich als die Ursache allen Übels verunglimpft wurden und das womöglich nur deshalb, weil man sie selbst nicht im Entferntesten versteht oder verstehen möchte. „Produkte, die man nicht in 2,30 Minuten erklären kann, taugen nichts“, na wer das behauptet, sollte sein neues Handy am besten auch gleich mit aus dem Fenster werfen. Was soll der Zuseher respektive Anleger bei solch unqualifizierten Kommentaren überhaupt noch denken? In der Haut eines Bankberaters will man da schon gleich gar nicht stecken, nach dieser mehr als „unfairen“ Sendung.
Aber auch von Seiten des hochgelobten erst seit dem vergangenen Jahr neu aufgestellten Verbandes war in der bislang schwersten Krise wieder einmal nichts in den Medien zu vernehmen, wie schon damals, als es um die Abgeltungssteuerproblematik und deren negative Konsequenzen für den Zertifikatemarkt ging. Derweil sich an der Basis die Emittenten trotz des Vertrauens-Desasters schon wieder stolz auf die Schenkel klopfen und davon angetan zeigen, dass immer mehr „erwachsen gewordene“ Anleger ihr Heil derzeit in Reverse-Produkten auf fallende Märkte suchen. Nur zu dumm, das es sich bei diesen Papieren ebenfalls um Inhaberschuldverschreibungen handelt. Das Business ist eben knallhart und duldet keine möglichen „Verlierer“, auch wenn man sie letztendlich mit markigen Sprüchen und Hochglanzbroschüren selbst hervorgebracht hat und dies auch weiterhin in großem Stile tut, man denke da nur an das schier unbegrenzte Angebot an Kapitalschutzanleihen, mit denen sich Investoren für ein oder zwei Prozent mehr Rendite das Emittentenrisiko ins Depot holen. Vielleicht könnte man dem ungläubigen Unternehmensberater aus der „Hart-aber-Fair-Runde“ bei Gelegenheit auch einmal erklären, wie dieses Auszahlungsprofil doch möglich ist. Bei soviel vornehmer Zurückhaltung der Schlüsselorgane der Branche dürfte dem Populismus aber leider auch weiterhin Tür und Tor geöffnet bleiben, auch wenn einige beruhigende Worte von Expertenseite dem verunsicherten Zertifikateanleger auch manchmal ganz gut täten.
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