Kommentar
10:59 Uhr, 30.08.2018

Handelsstreit mit den USA: Warum China wahrscheinlich einlenken wird

Chinas Wirtschaftsdaten waren zuletzt wieder alles andere als ermunternd. Das könnte mittelfristig eine Einigung im Handelsstreit mit den USA erzwingen.

Chinas Wirtschaft geht es – wieder einmal – nicht ganz so gut wie alle hoffen. Der Schocker der jüngsten Daten war das Wachstum der Investitionen. Es sank auf 5,5 % (Grafik 1). Real, nach Inflation, liegt das Wachstum nur noch knapp über 3 %. Zuletzt war das Wachstum 2001 so gering. Damals war die Inflation jedoch niedriger. Es handelt sich also um die niedrigsten Werte seit mindestens 21 Jahren.

China kann aus diesem Grund wirklich keinen Handelskrieg gebrauchen. Allen Beteuerungen zum Trotz ist China nicht so stark. Ein Handelskrieg kippt die Wirtschaft zwar nicht in eine Rezession, aber bereits langsameres Wachstum tut weh. Die Schulden steigen immer noch um 10 % pro Jahr. Das nominale Wirtschaftswachstum liegt bei 9 %. Die Verschuldung steigt also nach wie vor.

Die Verschuldung ist auch schon sehr viel schneller gestiegen. Schuldenwachstum von 10 % gegenüber einem nominalen Wirtschaftswachstum von 9 % ist absolut in Ordnung und nahe daran, die Verschuldung sogar zu drücken. Das funktioniert allerdings nur, wenn es keinen Abschwung gibt. Ein Handelskrieg kann das Wachstum merklich drücken. Aus der Entschuldung wird dann nichts.


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Besonders dynamisch geht es ohnehin nicht mehr zu. Das Wachstum der Industrieproduktion hält sich in etwa auf dem Niveau von 2009. 2009 ist nicht gerade ein rosiges Jahr gewesen. Beim Konsumwachstum sieht es noch düsterer aus. Es sind die niedrigsten Wachstumsraten seit 2003.

Manche wurden von den Daten regelrecht aufgeschreckt. Es macht wieder das Gerücht der harten Landung die Runde. Persönlich kann ich dem inzwischen nichts mehr abgewinnen. Die harte Landung wird seit 10 Jahren erwartet und kommt einfach nicht. Trotz der jüngsten Abschwächung wird die harte Landung auch diesmal nicht kommen. Das ist auch gar nicht notwendig, um China mit dem Rücken an die Wand zu drängen. Peking versucht die Verschuldung in den Griff zu bekommen. So langsam gelingt das auch. Es muss auch gelingen.


Solange Peking die Wirtschaft ohne Störung steuern kann, ist das Land auf einem guten Weg. Ein Handelskrieg nimmt Peking viele Möglichkeiten. Es muss das Heft bis zu einem gewissen Grad aus der Hand geben. Handelskrieg heißt Konfrontation. Das ist keine Wahl mehr. Verhängt einer höhere Zölle, muss Peking folgen. Das ist das Gegenteil von freier Wahl.

Ein Handelskrieg setzt den Plan der Regierung mehr aufs Spiel als ein Nachgeben. Nicht zuletzt deswegen dürfte China die Verhandlungen wiederbelebt haben. Von einer Einigung sind beide Länder allerdings noch weit entfernt. Die Luft würde ich nicht anhalten.


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1 Kommentar

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  • Poul
    Poul

    Danke für den Artikel. Was mir allerdings feht, ist die etwas "grössere" Sicht. Hier geht es nicht nur um den Handel mit den USA. China hat mehr Trümpfe in der Hand, als nur ein paar Laptops oder iPhones zusammenzuschrauben. China ist längst DIE Weltmacht wenn es um Logistik, den Transport von Waren auf der ganzen Welt geht. Die Realisierung der NEUEN SEIDENSTRASSE(One Belt - One Road) ist schon weiter fortgeschritten als die meisten sich vorstellen können. Wachstum erzielt China auch im Ausland durch die Errichtung von Infrastrukturprojekten (Containerhäfen, Ausbau der Eisenbahnen, etc.). Auch daher kommt die Verschuldung. Aber einen reallen payoff kann man sich gut vorstellen. Die USA ist hier weit, weit ins hintertreffen geraten.

    Ganz kleines Beispiel für die Dynamik: Bis vor kurzem kamen ca. 3-5 Containerzüge pro Monat aus China nach Duisburg. Heute sind es bereits über 30 pro Woche. Die Transportzeit betrug 2-3 Wochen und und jetzt arbeitent man daran diese auf 7-9 Tage zu verkürzen. Damit ist der Zug bereits eine Konkurrenz zur Flugfracht.

    11:30 Uhr, 30.08. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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