Handelskrieg dämpft die Stimmung
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Paris (GodmodeTrader.de) - Die Marktentwicklung und der Fortgang des Konjunkturzyklus hängen allein von politischen Nachrichten ab. Der Ausgang des Handelskriegs bzw. der Handelskriege ist noch unklar. Am Ende könnte der Streit um die Zölle aber auch nicht weiter eskalieren ... auch ohne eine grundlegende Einigung zwischen den USA und China, wie Laurent Clavel, Head of Research bei AXA Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
„Auch weil das Rennen um die US-Präsidentschaft 2020 jetzt ernsthaft beginnt, erwarten wir immer wieder Streitigkeiten und kurzfristige Eskalationen auf Kosten des weltweiten Geschäftsklimas“, so Clavel.
Das Gleiche gelte für den Brexit. Der lange Aufschub, der Großbritannien gewährt worden sei, habe Raum für den Kampf um die Führung der Tories geschaffen. Ein ungeordneter Brexit scheine wieder denkbar. Im Euroraum hielten sich die Bemühungen um einen gemeinsamen Haushalt der Euro-Länder in Grenzen. Die meisten wüssten nicht, was sie überhaupt mit einer solchen Festigung der Währungsunion erreichen wollten, heißt es weiter.
„In den USA gibt es derzeit kaum Anzeichen für eine nachlassende Konjunktur. Im Mai wurden zwar nur 75.000 neue Stellen geschaffen, aber in den letzten drei Monaten waren es im Durchschnitt 150.000. Das reicht aus, um das Angebot an Arbeitskräften aufzunehmen und die Arbeitslosenquote auf einem 50-Jahres-Tief zu stabilisieren. Die anderen Arbeitsmarktzahlen sind nach wie vor solide. In Anbetracht all dessen erwarten wir noch immer ein US-Wachstum über Potenzial: zwei Prozent im zweiten Quartal 2018 und 2,4 Prozent im Jahr 2019“, so Clavel.
Mit ihrer expansiven Haltung reagiere die Fed auf die internationalen Herausforderungen und das Risiko noch strafferer Finanzbedingungen aufgrund von Handelsproblemen. „Wir gehen davon aus, dass die Fed die Geldpolitik lockert. Vermutlich wird sie die Zinsen im September und Dezember senken, damit sich die zuletzt schwierigeren Finanzbedingungen wieder verbessern. Der Handelskrieg fordert schon jetzt seinen Tribut: Das Vertrauen lässt nach und Investitionen werden aufgeschoben“, so Clavel.
Die Konjunkturdaten aus Europa seien enttäuschend gewesen. Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe habe sich lediglich stabilisiert, und in Deutschland seien die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe so schwach wie zuletzt vor zehn Jahren. Zugegebenermaßen hätten sich binnenorientierte Dienstleistungssektoren entwickelt, die Zahl der neuen Stellen und die geplanten Neueinstellungen seien noch immer recht ordentlich und damit ganz anders als das Verarbeitende Gewerbe, bei dem es düster aussehe. Aber auch die Binnennachfrage in Europa trübe sich ein, heißt es weiter.
„Seit über zwei Jahren liegt die Inflation hartnäckig bei nur einem Prozent. Deshalb machen die Konjunktur und weltweite Entwicklungen, die die Fed beunruhigen, auch der EZB Sorgen. Auf ihrer Juni-Sitzung versuchte die EZB die Märkte zu überzeugen, dass sie noch immer viel tun kann. Die Marktteilnehmer waren zunächst skeptisch, glaubten aber dann dem entschlossenen Versprechen von Präsident Draghi in Sintra. Die deutsche Zehnjahresrendite fiel daraufhin unter minus 0,3 Prozent, ein neues Allzeittief“, so Clavel.
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