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10:31 Uhr, 09.04.2018

Handelskonflikt und Facebook-Affäre: Aktienmärkte im Rückwärtsgang

Das Ende des Bullenmarktes bei Aktien ist laut Christian Nemeth, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, noch nicht erreicht.

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  • EURO STOXX 50
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Salzburg (GodmodeTrader.de) - Obwohl die globalen Konjunkturdaten weiterhin in Ordnung sind und die US-Notenbank Fed ihren Ausblick kürzlich sogar anhob, drücken politische Unsicherheiten aktuell die Stimmung an den Finanzmärkten. Anhaltende Handelsstreitigkeiten, personelle Rochaden im Weißen Haus sowie die Datenaffäre bei Facebook bewirkten vor allem bei den Aktienkursen Einbußen. Das Gewinnwachstum der Unternehmen ist aber weiterhin erfreulich. Wie die Zürcher Kantonalbank Österreich AG in ihrem aktuellen Marktausblick ausführt, handelt es sich bei der momentanen Nervosität keineswegs um eine Trendwende, sondern lediglich um eine Korrektur. Denn das Ende des Bullenmarktes bei Aktien scheint noch nicht erreicht.

Ein kurzer Rückblick auf das bisherige Geschehen zeige: Das Jahr 2018 habe an den Finanzmärkten zwar gut begonnen, mittlerweile stünden aber die potenziellen Risiken im Fokus. Kurzfristig bestimme also die Politik die Kursentwicklung an den Börsen. Gerade der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die Affäre um den Zugang zu Personendaten bei Facebook hinterließen Spuren, heißt es.

„Praktisch alle bedeutenden Aktienmärkte legten den Rückwärtsgang ein. Selbst der lange Zeit unverwundbare US-Technologiesektor musste erstmals Einbußen hinnehmen“, kommentiert Christian Nemeth, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, die jüngsten Entwicklungen. So sei es auch zu erklären, dass Staatsanleihen zumindest kurzfristig eine Renaissance erlebten – sichere Emittenten seien gefragt.

Trotz aller politischen Hürden sei es um die globale Konjunktur weiterhin gut bestellt, auch wenn sich die Wachstumsaussichten zuletzt etwas abgeschwächt hätten. Die Einkaufsmanagerindizes als wichtige Vorlaufindikatoren lägen zwar immer noch auf sehr erfreulichen Niveaus, hätten aber insbesondere in Europa an die Rekordstände rund um den Jahreswechsel nicht mehr anknüpfen können. In den USA habe die Notenbank Fed ihren geldpolitischen Straffungskurs fortgesetzt und den Leitzins zuletzt auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent angehoben. Zudem sei auch der Konjunkturausblick der US-Notenbank besser ausgefallen als in ihrer Dezember-Sitzung. Für 2018 sei unverändert mit drei Zinsschritten zu rechnen. „Angesichts der Handelsstreitigkeiten und der personellen Rochaden im Weißen Haus erwarten wir jedoch eine anhaltende politische Verunsicherung, welche die Fed von einer rascheren geldpolitischen Gangart abhalten dürfte“, sagt Nemeth.

In der Eurozone mehrten sich die Anzeichen dafür, dass der konjunkturelle Höhepunkt bereits überschritten worden sei. Die Indikatoren deuteten aber immer noch auf ein sehr robustes Wirtschaftswachstum hin. Nach dem Tiefstwert von 1,1 Prozent im Februar sei in den nächsten Monaten mit anziehenden Inflationsraten zu rechnen, so Nemeth. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) offenbar nicht daran denkt, die Wertpapierkäufe bei Bedarf wieder zu erhöhen, sieht er als weiteren kleinen Schritt in Richtung geldpolitischer Normalisierung in der Eurozone.

„Von der ersten Zinserhöhung ist die EZB aber immer noch weit entfernt. Wir rechnen erst Mitte 2019 mit höheren Zinsen“, sagt der Asset Management-Experte der auf Private Banking spezialisierten Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Die Konjunkturentwicklung in den Schwellenländern verlaufe weiterhin erfreulich, US-Zölle auf chinesische Importgüter würden aufgrund der Wertschöpfungsketten aber auch andere asiatische Schwellenländer betreffen, heißt es weiter.

Nach einer Korrektur in den vergangenen beiden Monaten liege die Bewertung des Weltaktienindex MSCI World auf einem Niveau, das mit jenem von vor drei Jahren zu vergleichen sei. Gleichzeitig unterstütze das positive globale Konjunkturumfeld die erfreuliche Gewinnentwicklung bei den Unternehmen – aktuell sei von einer durchschnittlichen Gewinnsteigerung von zwölf Prozent auszugehen. Was die Anlagepolitik betreffe, so spreche das konjunkturelle Umfeld weiterhin für Aktien, wenngleich die politischen Unsicherheiten ganz generell die Stimmung drückten, heißt es weiter.

„Vor diesem Hintergrund stellen wir die Portfolios etwas defensiver auf und halten eine neutrale Aktiengewichtung derzeit für angemessen“, sagt der CIO der Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Die Kurse der Staatsanleihen seien nach längerer Zeit wieder gestiegen, was den aktuellen Trend nach mehr Sicherheit widerspiegle. Die Zürcher Kantonalbank Österreich AG gehe hier aber nur von einer kurzzeitigen Entwicklung aus und bleibe im Anleihen-Segment bei Unternehmensanleihen und Bonds aus Emerging Markets übergewichtet. Insgesamt seien die Risikopositionen im vergangenen Quartal sukzessive reduziert worden. „Wir schätzen die aktuelle Nervosität aber nicht als Trendwende, sondern als Korrektur ein. Das Ende des Bullenmarktes bei den Aktien scheint noch nicht erreicht“, so Nemeth.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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