Kommentar
11:12 Uhr, 19.07.2018

Handelskonflikt - Lacht am Ende Europa?

Gerade erst beginnen die USA darüber nachzudenken, ob sie weitere 200 Mrd. USD an Waren mit Zöllen belegen sollen, da platzt China mit einer Sensationsmeldung heraus.

Es ist fast schon komisch. Die USA bemühen sich um eine Handelsbilanz, die vor allem mit China ausgeglichener sein soll und dann kommt diese Meldung: Chinas Überschuss mit USA auf Rekordwert. Diese Meldung kam nicht etwa in den USA. Sie beruht auf Statistiken einer chinesischen Behörde.

Es ist schwer zu sagen, was dahintersteckt. Die Behörde hätte die Meldung so wohl nicht machen müssen. Vielleicht sollte sie die USA reizen... Wie dem auch sei, die bisherigen Bemühungen der USA fruchten nicht. Es ist auch noch zu früh, um Bilanz zu ziehen. Die Zölle, die gelten, umfassen vergleichsweise geringe Volumina und gelten erst seit kurzem.

Der Trend der letzten Jahre wird entsprechend bestehen bleiben, zumindest vorerst. Die USA haben eine tiefrote Güterbilanz (Grafik 1). Auf China entfällt 50 % des Defizits. Das sieht schlimm aus, ist in der Realität aber gar nicht so dramatisch.

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An anderer Stelle hatte ich schon darüber berichtet, dass es Faktoren gibt, die gerne unter den Tisch gekehrt werden. Dazu zählt etwa die Dienstleistungsbilanz, die für die USA gegenüber China mit über 40 Mrd. USD positiv ausfällt und die Einkommensbilanz. In der Einkommensbilanz sind z.B. Gewinne enthalten, die von Auslandstöchtern an die Konzernmutter in den USA überwiesen werden.

Fairerweise muss man festhalten, dass die Bilanz mit China auch nach der Berücksichtigung dieser Faktoren negativ ausfällt. Trotzdem haben die USA in ihrer Argumentation massive Schwachstellen. US-Unternehmen verdienen sich in China ja dumm und dämlich.

Aktuell ist das Verhältnis zwischen den beiden Ländern dann ausgeglichen (Grafik 2). China exportiert Waren im Wert von über 500 Mrd. USD in die USA. Im Gegenzug importiert es lediglich Waren im Wert 134 Mrd. USD aus den USA. Der Abstand aus Exporten und Importen wird durch den Austausch von Dienstleistungen zugunsten der USA verschoben.

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Wirklich relevant sind für die USA aber die Umsätze von US-Unternehmen in China selbst. Diese lassen sich nicht über jeden Zweifel erhaben erheben. Das Bureau of Economic Analysis ordnet diesen jedoch eine Zahl von deutlich über 300 Mrd. USD zu.

Den USA wäre es lieber, wenn diese Umsätze anders zustande kämen, also durch Produktion in den USA und Export nach China. Das würde die Bilanz anders aussehen lassen, aber an den Verkäufen nichts ändern, außer sie vielleicht schmälern, weil die Produkte teurer würden.

Geht es um den Austausch von Geld, ist das Verhältnis der USA mit China nicht ausgeglichen. Geht es darum, wer das Geld verdient, ist das Verhältnis ausgeglichen. Gehen die USA ihren Weg über Zölle weiter, ist denkbar, dass China US-Unternehmen sanktioniert und ihnen die Verkäufe in China erschwert. Das tut den USA vermutlich mehr weh, denn Firmen würden im zweitgrößten Markt der Welt plötzlich das Nachsehen haben. Vor allem Europäer könnten hier gewinnen. Das setzt der Komik dann die Krone auf: Die USA ziehen gegen China ins Feld und Europa gewinnt.

Da die EU nun aber selbst beginnt, mit Zöllen um sich zu schlagen, ist dieses Szenario ungewiss. In der Angst, dass nun Stahl, welches nicht mehr in die USA exportiert werden kann, von China oder anderen Ländern nach Europa gelangt, werden Schutzzölle erhoben. Dies gilt für Mengen, die den Durchschnitt der letzten drei Jahre übersteigen. Vergleichbar ist das mit den US-Zöllen also nicht. Dennoch kann sich spätestens jetzt auch die EU nicht mehr als Advokat von Freihandel bezeichnen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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