Kommentar
16:16 Uhr, 25.05.2018

Handelskonflikt - Erste Effekte werden sichtbar

Ein Schritt vor, ein Schritt zurück – bis ein Deal zwischen China und den USA erzielt wird, dauert es noch. In der Zwischenzeit zeichnen sich die ersten Effekt der bisher beschlossenen Maßnahmen ab. Und diese zeigen, dass der Konflikt schadet.

Der Konflikt begann bereits im Januar 2018, als die USA höhere Zölle auf Waschmaschinen und Solarzellen aus China einführten. Die Folgen werden jetzt sichtbar und sie sind genau so, wie man sie sich nach dem Lehrbuch vorstellt.

Werden zusätzliche Zölle auf Waren erhoben, werden diese einfach teurer. Hersteller können auf einen Teil ihrer Marge verzichten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, doch solche Schritte können den Preisanstieg durch Zölle nicht komplett aufwiegen. Nach der Einführung von Zöllen wird daher ein Preisanstieg erwartet, der sich in einer höheren Inflationsrate niederschlägt.

Die Zölle auf Waschmaschinen betragen für die ersten 1,2 Mio. Stück 20 %. Werden mehr Waschmaschinen importiert, steigt der Zoll auf 50 %. Im Warenkorb, mit dem die Konsumentenpreise in den USA berechnet werden, gibt es einen Posten für Waschmaschinen. Langfristig ist der Preisindex im Abwärtstrend (Grafik 1). Jetzt aber gibt es eine spektakuläre Trendwende. Im vergangenen Monat stieg der Preis plötzlich um 10 %.

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Ein Preisanstieg von 10 % innerhalb eines Monats ist außergewöhnlich. Der Anteil dieser Warengruppe am Gesamtwarenkorb ist natürlich klein. Die Inflationsrate wird dadurch also nur zu einem sehr geringen Teil beeinflusst. Man könnte das Ganze also einfach ignorieren. Werden allerdings Zölle auf weitere Produkte erhoben, lässt sich die Sache nicht mehr ignorieren. Konsumenten werden den Preisanstieg bemerken und kaum erfreut sein.

Einen Preisindex für Solarzellen gibt es leider nicht, allerdings kann man sich ausrechnen, dass bei einem Zoll von 30 % der Preisanstieg ebenfalls erheblich sein wird. Es sind nicht nur die Preise, die der Konflikt beeinflusst. Es sind auch die Warenmengen. Dies gilt nicht nur für Importe in die USA, sondern auch für US-Exporte nach China.

China nimmt den USA fleißig Sojabohnen ab (Grafik 2). Im Durchschnitt werden pro Woche inzwischen 500.000 Tonnen Sojabohnen exportiert. Das Exportvolumen unterliegt gewissen Schwankungen, was unter anderem auch mit dem globalen Ernteertrag zusammenhängt. Unterm Strich ist der Trend jedoch stark ansteigend.

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Seit wenigen Wochen sinken die Exporte rapide. Das hat einerseits saisonale Gründe, aber nicht nur. Die effektiven Exporte nehmen im Mai und Juni immer stark ab. Das Landwirtschaftsministerium veröffentlicht allerdings auch Statistiken zum Auftragsbuch und großen Einzelaufträgen.

Die bereits bestellte, aber noch nicht gelieferte Menge an Sojabohnen, erreichte in der vergangenen Woche den niedrigsten Stand seit 4 Jahren. Das sagt bei einem langjährigen Aufwärtstrend viel aus. Ebenso wurde eine Lieferung von 1 Mio. Tonnen storniert. Auch wenn das Ministerium das Land nicht nennt, kann man sich denken, dass es China war. Wie der Zufall so wollte, wurde mehr oder minder zeitgleich bekannt, dass China große Aufträge nach Brasilien vergibt.

Der große Knall im Konflikt ist bisher ausgeblieben. Der Konflikt ist aber sehr real und zeigt sich bereits in den Daten. Bisher sind keine positiven Auswirkungen für die USA zu erkennen. Konsumenten zahlen mehr und bestimmte Industrien exportieren weniger. Langfristig mag es auch Vorteile geben, kurzfristig sind diese bisher jedoch nicht zu erkennen.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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