Handeln die Notenbanken noch oder reden sie nur?
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Die Nervosität der Notenbanker bleibt hoch. Anders ist es kaum zu erklären, weshalb die Geldpolitik global zumindest verbal gelockert wird. Ausnahmen bilden Neuseeland und Australien. Hier haben die Notenbanken tatsächlich schon agiert und die Zinsen gesenkt. Für die Weltkonjunktur ist das jedoch relativ unerheblich. Die beiden Länder sind gerade einmal für 2 % der weltweiten Wirtschaftsleistung verantwortlich. Worauf es wirklich ankommt, das sind die Handlungen der US-Notenbank Fed, der EZB und der Bank of Japan (BoJ). Sie repräsentieren zusammen knapp die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung. Am wichtigsten bleibt die Fed. Sie hat die Hoheit über ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung.
Nun sind es gerade diese drei Zentralbanken, die viel reden, aber wenig tun. Die US-Notenbank hält es derzeit noch für wahrscheinlich, dass sie die Zinsen in diesem Jahr gar nicht senkt. Das widerspricht in Teilen dessen, was die Banker selbst gesagt haben. So oder so, schnelle und radikale Zinssenkungen sind vorerst nicht zu erwarten.
Ein Statement von Jerome Powell vor dem US-Kongress wurde zur Wochenmitte so gedeutet, dass die Zinsen im Juli gesenkt werden könnten. Der Markt nahm das positiv auf und stieg. An anderer Stelle wird einer Zinssenkung im Juli eine Wahrscheinlichkeit von 100 % eingeräumt. Wir werden sehen, ob wir enttäuscht werden. Sofern die Zinssenkung kommt, bewegen 25 Basispunkte freilich nicht die Welt. Um den Markt nicht zu erschrecken, könnte diese Zinssenkung kommen, danach aber eine Flaute für lange Zeit folgen.
Bei der EZB wäre das vielleicht anders, wenn sie nur handeln könnte. Ihr Spielraum ist recht begrenzt. Nicht zuletzt deswegen wird wohl verbal interveniert. Sie kann den Einlagensatz noch um ein paar Basispunkte senken, doch das wird wirtschaftlich kaum Folgen haben. Die Bazooka, von der lange gesprochen wurde, muss erst noch nachgeladen werden. Munition ist aber weit und breit nicht in Sicht.
Es bleibt die BoJ. Die BoJ hat ihre ultralockere Geldpolitik offiziell nie beendet. Sie kann jederzeit die Geldschleusen wieder weit aufreißen. Angebracht wäre es vielleicht sogar. Die Wirtschaft kühlt sich ab, nicht zuletzt deshalb, weil der Yen wieder aufwertet. Anstatt QE aber nach oben zu schrauben wird QE weiterhin still und leise abgewickelt (siehe Grafik).
Zum Teil können die Notenbanken nicht mehr wesentlich lockern. Die BoJ kann zwar wieder mehr Anleihen kaufen, doch die Zinsen sind schon unterhalb des Zielbandes. Die Käufe würden größtenteils ins Leere laufen. Ähnlich ist es in Europa.
Es drängt sich die Frage auf, ob Notenbanken überhaupt gewillt sind, die Geldpolitik wesentlich zu verändern. Derzeit sieht es nicht danach aus. Nach den vollmundigen Ankündigungen ist wenig geschehen und alles deutet daraufhin, dass sich das so schnell nicht ändern wird, 25 Basispunkte in den USA hin oder her.
In diesem Zusammenhang ist die Neubesetzung des Chefsessels der EZB interessant. Christine Lagarde ist durch eine harte Lehre gegangen, zuerst als Finanzministerin Frankreichs zur Zeit der Finanzkrise und dann als IWF Chefin während der Eurokrise. Dabei entpuppte sie sich als eine Person, die wohl wie sonst niemand „whatever it takes“ verkörpert.
Das gilt nicht nur für die Geldpolitik und Bankregulierung, sondern auch für Staatsschulden. Die nächste Staatsschuldenkrise ist nur eine Frage der Zeit. Sparprogramme hält Lagarde inzwischen für falsch. Mit der Kraft der EZB ist das eine interessante Einstellung. Vielleicht folgen ja doch noch Taten.
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