Kommentar
00:00 Uhr, 07.04.2009

Haben Sie das Zeug zum Privatinvestor?

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Sehr geehrte Mitglieder,

in den letzten sieben Tagen sind zwei mir bekannte Privatinvestoren aus dem Aktienmarkt ausgestiegen. Einer ist erfolgreicher Manager, die andere eine intelligente, allein stehende Frau, die aus einer Abfindung eine beträchtliche Summe zu verwalten hat. Beide sind Aktienneulinge, und beide sind seit circa einem Jahr am Aktienmarkt engagiert. Sie stiegen also nach den massiven Einbrüchen vom Januar und vom März 2008 ein.

Der Manager hat eine ordentliche Mischung aus Liquidität, viel Edelmetall und etwa 40 Prozent Aktien. Das Aktiedepot steht mit circa 30 Prozent im Minus, wirft aber etwa vier Prozent laufende Dividenden ab. Das Argument für die Kündigung lautete in etwa: „Die Aktien sind gefallen, also haben Sie mich falsch beraten.“ Keine Frage von strategischer Vermögensaufteilung und dass es ja im Herbst 2008 auch ganz anders hätte kommen können: Wenn wirklich Banken untergegangen wären, stünden wir mit Bankeinlagen sehr schlecht da. Eine Vermögensaufteilung ist also IMMER wichtig.

Bei der Dame liegt es etwas anders: Sie hatte ebenfalls Edelmetalle, Liquidität und Aktien. Da ihr Gesamtfinanzplan etwas knapp war, hatten wir eine Aktienquote von etwas mehr als 50 Prozent aufgebaut. Auch dieses Depot steht mit circa 30 Prozent im Minus, wirft habe hohe laufende Dividenden ab. Aber sie las sich immer tiefer in die im Moment aufblühende Katastrophenliteratur ein. Überall wittert sie nun Verschwörungen; der Crash des Kapitalismus steht für sie unmittelbar bevor.

Als erstes löste sie ihre dringend benötigten Liquiditätsreserven auf und kaufte davon Edelmetalle. Nun verkaufte sie in den letzten Tagen auch noch die Aktien – gerade, als sich eine leichte Erholung abzeichnete. Sie setzt also alles auf eine Karte: den großen Crash. Damit zockt sie, obwohl sie sich das selbst wohl nicht eingestehen würde.

Aktien schwanken, aber sie sind extrem sicher. Gibt es etwas prinzipiell Sichereres als Aktien von Beiersdorf (WKN: 520000), Henkel (WKN: 604840), Coca Cola (WKN: 850663) oder L’Oréal (WKN: 853888)? Leider haben die Schwankungen im Kurs einen extremen Einfluss auf das Gemüt, den nicht alle Menschen aushalten. Alles, was Sie tun müssen ist, im Zweifelsfalle auch einmal zwei, maximal drei Jahre einer Abwärtsbewegung auszuhalten. Das ist sehr, sehr schwer, aber es ist notwendig, wenn sie am Aktienmarkt engagiert sind. Denn es lockt ja immer der sofortige Verkauf der Titel, mit dem Versprechen eines leichten Auswegs. Dann freut sich aber die Finanzbrache, denn Sie generieren Gebühren und wahrscheinlich verkaufen Sie gerade dann, wenn sich das Blatt dreht.

Charlie Munger, der Partner von Warren Buffett, sagte einmal: „An der Börse wird das Geld mit dem Hintern verdient.“

Ich wünsche Ihnen also gutes Sitzfleisch!

Ihr Prof. Dr. Max Otte

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