Gute Aussichten für den Luxusgütersektor im Jahr 2017
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Die vergangenen drei Jahre waren für den Luxusgütersektor hart und verliefen teilweise schmerzhaft. Aktuell erscheint es allerdings so, als sei die Talsohle erreicht und die Branche hat den Tiefpunkt überwunden. Dieser Richtungswechsel schafft neue Anlagechancen, aber die Erholung innerhalb des Sektors wird nicht einheitlich verlaufen. Daher ist eine sorgfältige Aktienauswahl entscheidend für den Investmenterfolg, wie GAM Investment Director Scilla Huang Sun in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Die Umsätze der Luxusbranche seien wegen eines Konsumrückgangs der Emerging Markets in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. So habe beispielsweise der Kursverfall der Währungen die Geschäfte in Märkten wie Russland und Brasilien belastet, während die Umsätze in China aufgrund der Regierungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Korruption eingebrochen seien. „Wir erkennen an relevanten Schwellenländermärkten signifikante Verbesserungen: Da ihre Währungen im Jahr 2016 stark aufwerteten, ist die Kaufkraft brasilianischer und russischer Reisender wieder erstarkt“, so Huang Sun. Touristen aus beiden Ländern seien dafür bekannt, unterwegs gerne Geld für Luxusgüter auszugeben.
Auch das weitgehend stabile Wirtschaftswachstum in China wirke sich auf den Sektor positiv aus: „In den kommenden Jahren rechnen wir mit einem Konsumwachstum in China im hohen einstelligen Bereich. Ein Haupttreiber dieser Entwicklung ist die soziale Bevölkerungsstruktur. Die Mittelschicht mit ihrer Reiselust und ihrem Wunsch, westeuropäische Marken zu erleben, wächst immer weiter.“ Luxusunternehmen vermeldeten in der zweiten Jahreshälfte im 2016 eine Trendwende bei den Umsätzen in China – ein Trend, der sich Huang Sun zufolge künftig fortsetzen dürfte. Ein Grund hierfür bestehe darin, dass die großen Preisdifferenzen zu den europäischen Märkten geschrumpft seien. Damit können selbst diejenigen Chinesen, die weniger reisefreudig sind oder nicht reisen können, die konkurrenzfähigeren Preise von Luxusgütern im Inland nutzen“, erläutert die GAM-Expertin.
Strengere Grenzkontrollen begrenzten zudem die Möglichkeit von Graumarktimporten. Dies stärke die offiziellen Vertriebskanäle. Im Ausland ging die Zahl der Touristen aus Asien nach den Terroranschlägen in Europa stark zurück. Hier ist laut Huang Sun ebenfalls eine Wende zu spüren, da die Reisebuchungen nach Europa über die Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest im Vergleich zum letzten Jahr stark gestiegen seien. „Die Bedeutung chinesischer Touristen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie stellen rund 20 bis 25 Prozent des globalen Luxusgütermarkts und sind für ihre Kauflust bekannt.“
Grundsätzlich profitiere der Luxusgütersektor auch von der weltweiten Konjunkturdynamik, die zur insgesamt robusten Konsumentenstimmung beitrage. Die Tatsache, dass die Weltwirtschaft in ein reflationäres Umfeld eintrete, sieht Huang Sun als positiven Faktor für Branchen mit Preisgestaltungskraft an, die höhere Kosten an ihre Kunden weiterreichen können. Der aufgrund der soliden US-Wirtschaft stärkere US-Dollar sei ebenfalls vorteilhaft, denn er verstärke die Währungseffekte für europäische Luxusunternehmen.
Die sich mehrenden Zeichen für eine Kehrtwende im Luxusgütersektor stimmen auch viele Investoren zunehmend optimistisch. Die Aktienkurse spiegeln diese Stimmungsaufhellung wider, da Analysten erstmals seit Jahren ihre Gewinnprognosen anheben. „Mitte Januar begann die Berichtssaison, und die ersten Meldungen sind sehr ermutigend: Der Schweizer Konzern Richemont übertraf mit seinen Umsätzen die Konsenserwartungen und verwies zur Begründung auf höhere Umsätze in China und eine Erholung in Frankreich nach den Terroranschlägen. Burberry profitierte vom Rückgang des britischen Pfunds nach dem Brexit-Votum und vermeldete eine Steigerung der Einzelhandelsumsätze in Großbritannien um 40 Prozent im letzten Quartal 2016“, erklärt Huang Sun.
Nach dem Brexit-Votum war ein weiteres interessantes Phänomen zu beobachten, das in Zukunft möglicherweise verstärkt auftritt: Internationale Käufer strömten nach London, um sich mit teuren Uhren einzudecken. „Heute reisen Touristen dorthin, wo ihnen Währungsschwächen Luxusgüter zu attraktiven Preisen bieten. So zum Beispiel der Einbruch des britischen Pfund nach der Brexit-Entscheidung in Großbritannien“, sagt Huang Sun. Allerdings wirke die Bedeutung von Währungskursen auch in entgegengesetzte Richtung: Der starke Schweizer Franken mache die Schweiz weniger attraktiv für Reisende aus Asien, was die dortigen Unternehmen zu spüren bekämen. „Die Bewältigung dieser häufig plötzlichen und signifikanten Währungsschwankungen bleibt eine Herausforderung für Luxusunternehmen.“
Doch auch für schweizerischen Uhrenhersteller könnte das laufenden Jahr eine Verbesserung bringen, nachdem sie 2016 ein Dürrejahr überstehen mussten, berichtet Huang Sun: „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass die Margen und Umsätze im Jahr 2016 ihre Talsohle erreicht haben. Selbst in den am schwersten getroffenen Märkte, wie Hongkong, das im letzten Jahr unter Überbeständen litt, verbessert sich die Stimmung.“ Marktführer wie Swatch und Richemont seien sehr zyklisch, da die Entwicklung ihrer Margen in erster Linie durch den „Operating Leverage“ = Hebeleffekt der fixen Kosten bestimmt werde. Der starke US-Dollar komme als weiterer unterstützender Faktor hinzu.
„Luxus ist emotional und beruht eher auf der Geisteshaltung als auf Preisschildern. Besonders deutlich zeigt sich dies in den Schwellenländern, wo es sich die Menschen nicht leisten können, hohe Summen für Uhren oder Autos auszugeben, sich aber immer noch nach dem ‚westlichen‘ Lebensstil sehnen, den sie in sozialen Medien oder im Fernsehen sehen“, beschreibt Huang Sun eine weitere signifikante Entwicklung. Dieses Bedürfnis könnten sie am ehesten über „erschwingliche Luxusgüter“ wie Bekleidung von Adidas und Nike oder Kosmetik von L’Oréal befriedigen. Hier spielten Begehrtheit und Markenstärke eine wichtige Rolle. Auch Uhren könnten erschwinglich sein: Um niedrigere Preise zu ermöglichen, die für eine breitere Masse und „Millennials“ attraktiv seien, würden Edelstahl- statt Goldgehäuse angeboten. Die Angehörigen dieser Generation sind sehr ausgabefreudig, verfügten aber häufig nicht über die Kaufkraft ihrer Eltern, der sogenannten Babyboomer. Die ältere Generation gebe ihr Geld allmählich sparsamer aus, weil sie sich dem Ruhestand nähere. Neben dem erschwinglichen Luxussegment, bestehen – wie erwähnt – aber auch für die exklusivsten und begehrtesten Marken gute Aussichten. „Die Kundengruppe der Superreichen macht im Hinblick auf die Qualität keine Kompromisse und verlangt stets das Beste. Daher gehen wir davon aus, dass sich die Top-Luxusmarken weiterhin gut entwickeln.“
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