Fundamentale Nachricht
13:34 Uhr, 09.04.2014

GUS: Geopolitische Spannungen als negativer Einflussfaktor

Die Analysten vom Raiffeisen Research haben ihre BIP-Prognose 2014 für Russland von 1,7 Prozent auf 1 Prozent gesenkt.

Wien (BoerseGo.de) - Die alles bestimmende Thematik seit Februar ist die Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland, die bislang in der Annexion der Krim gipfelte. Raiffeisen Research geht im Hauptszenario davon aus, dass die Gebietsansprüche Russlands sich nicht weiter auf die Ostukraine ausdehnen werden und es auch zu keiner Eskalation mit militärischen Mitteln oder strengen Wirtschaftsblockaden zwischen der EU, den USA und Russland kommen wird.

Das verschärfte Klima zwischen Moskau und Kiew ist Anlass genug, um negative Auswirkungen auf die jeweiligen Volkswirtschaften und Finanzmärkte zu beschleunigen. So reduzierten die Analysten von Raiffeisen Research jüngst die BIP-Prognose 2014 für Russland von 1,7 Prozent auf 1 Prozent, ebenso passten sie die Wachstumsprognose für 2015 nach unten an. Der radikale Umbau der Ukraine dürfte 2014 zu einem massiven Einbruch von 3-7 Prozent beim BIP führen.

Dagegen setzt sich die Aufhellung der Konjunktur in Zentraleuropa (CE) unvermindert fort. Die Analysten haben folglich ihre BIP-Schätzungen für Polen (3,1 Prozent), Tschechien (2,3 Prozent) und Ungarn (2 Prozent) angehoben. Die Wachstumsannahmen für SEE sind stabil, wobei hier Rumänien und Bulgarien eine führende Rolle in der Region einnehmen. Die Prognose für das BIP-Wachstum der gesamten CEE Region wurde auf 1,2 Prozent gesenkt.

Die geopolitischen Spannungen führten zu deutlichen Kapitalabflüssen in den beiden Krisenländern. Seit dem offenen Konflikt haben Russen neben RUB auch Guthaben in USD aufgelöst und in EUR, JPY und CHF getauscht. Die russische Notenbank reagiert auf die seit Herbst 2013 beschleunigte RUB-Abwertung mit moderaten Devisenstützungen, schrittweiser Anhebung der Bandbreiten des Währungskorbes (55 Prozent USD/45 Prozent EUR) und einer deutlichen Zinsanhebung. Dagegen musste die ukrainische Zentralbank restriktive Maßnahmen setzen, um trotz Interventionen die UAH-Abwertung in Grenzen zu halten.

„Wir können uns bis Juni einen weiterhin schwachen Rubel (Richtung 37,2 versus USD) mit einer darauf folgenden Gegenbewegung vorstellen. UAH/USD sollte sich mittelfristig zwischen 10,5 und 11,5 einpendeln. Leichte Erholungstendenz orten wir beim PLN und CZK bis Jahresende“, erklärt Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research der Raiffeisen Bank International AG,

die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Spannungen auf Geldpolitik und Währungen.

Die stark angezogenen Renditen in Russland (zeitweise über 9 Prozent bei 10-jährigen Staatsanleihen) sind Ausdruck der Anlegerskepsis hinsichtlich politischer und wirtschaftlicher Berechenbarkeit. „Für Q2 2014 sehen wir kaum Entspannungstendenzen an den CEE-Rentenmärkten, so dass zeitweise mit weiteren Renditeanstiegen auch in Polen, Ungarn und Tschechien gerechnet werden muss. Angesichts der geopolitischen Spannungen in der Region ist der schwache Start der CEE-Börsen in das Jahr 2014 wenig überraschend. Wir sehen im Verlauf von Q2 noch Rückschlagpotenzial, erwarten jedoch mit Fortdauer eine stärkere Betonung der Fundamentaldaten und damit eine Kurserholung“, beendet Brezinschek seinen Ausblick auf das kommende Quartal.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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