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12:41 Uhr, 16.10.2017

Günstiges Umfeld für einen Ausbruch des Wachstums

Aktuell besteht NN-Investment-Partners-Finanzexperte Willem Verhagen zufolge seit Beginn dieses Jahrzehnts die höchste Wahrscheinlichkeit, dass die Weltwirtschaft ihre langjährige Wachstumsgrenze nach oben durchbricht.

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Den Haag (GodmodeTrader.de) - NN Investment Partners (NN IP) sieht im Wesentlichen zwei potenzielle Szenarien für das künftige Wirtschaftswachstum. Das erste Szenario ist, dass das globale Wachstum die Marke von 3,5 Prozent durchbricht, die in den vergangenen sechs Jahren die Obergrenze markiert hat. Das zweite Szenario ist die Fortdauer eines begrenzten Wachstums, bei dem die Wirtschaft innerhalb einer gewissen Bandbreite verharrt, wie Willem Verhagen, Senior Economist Macro & Strategy bei NN Investment Partners, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Das erste Szenario mit höherem Wachstum werde nur eintreten, wenn das Produktivitätswachstum dauerhaft zulege. In einem solchen Umfeld würden die Staatsanleiherenditen aus Kernländern langsam auf ein deutlich höheres Niveau als heute steigen. Wenn die Inflation unter der Zielmarke bleibe, würde es zunächst wahrscheinlich nicht zu einer wesentlich beschleunigten geldpolitischen Straffung führen, selbst wenn das Wachstum etwa aufgrund eines steigenden Verbraucher- und Geschäftsvertrauens und höherer Ausgaben Fahrt aufnehme. Im Laufe der Zeit würde es dann zu mehr Zinsanhebungen kommen. Sie wären jedoch positiv, da sie aufgrund eines schnelleren Wachstums erfolgten, heißt es weiter.

„Die Normalisierung der Geldpolitik in den USA und die Reduzierung der Bilanz der Federal Reserve werden vermutlich schrittweise erfolgen. In Kombination mit einem höheren Produktivitätswachstum sollte das viel Schutz für Risikoanlagen bieten. Das gilt umso mehr, als die Risikoaufschläge dort, wo sie hoch sind, noch weiter sinken können, beispielsweise bei europäischen und japanischen Aktien“, so Verhagen.

Allerdings könne auch das zweite Szenario eintreten und die Weltwirtschaft in einem begrenzten, moderaten Wachstumsmodus verharren. Dafür gebe es zwei Gründe: Erstens könnten die gleichen strukturellen Faktoren, die die Nachfrage in den zurückliegenden sechs Jahren behindert hätten, weiterhin Bestand haben. Die Risikobereitschaft könnte beispielsweise dauerhaft geringer sein als vor der Krise. Der zweite Grund könnte eine trotz höherer Nachfrage schleppende Entwicklung der Angebotsseite sein. Das würde die künftige Entwicklung des Wirtschaftswachstums im Ungewissen lassen und die Aufschläge von Risikoanlagen erhöhen, heißt es weiter.

„Falls sich die Inflation plötzlich beschleunigt und die Zentralbanken gezwungen sind, das Straffungstempo deutlich zu erhöhen, würden Risikoanlagen im zweiten Szenario zweifelsohne leiden. Anders wäre es, wenn sich die Inflation nur schrittweise erhöhen würde und die Zentralbanken sich mit moderaten, etwas über dem Ziel liegenden Teuerungsraten abfinden würden. In diesem Fall könnten Risikoanlagen etwas besser abschneiden als in einem Szenario, in dem die langjährige Obergrenze des Wirtschaftswachstums vor allem deshalb nicht durchstoßen wird, weil die Nachfrage schleppend verläuft“, so Verhagen.

Aktuell bestehe jedoch die höchste Wahrscheinlichkeit seit Beginn dieses Jahrzehnts, dass die Weltwirtschaft ihre langjährige Wachstumsgrenze nach oben durchbreche. Ob das tatsächlich geschehen werde, sei aber natürlich nicht sicher. Das verschuldete chinesische Finanzsystem, geopolitische Spannungen und politische Risiken in Verbindung mit US-Präsident Trump – um nur einige Beispiele zu nennen – könnten die Marktstimmung äußerst negativ beeinflussen. In Europa schienen die politischen Risiken und die institutionellen Fortschritte in die richtige Richtung zu gehen. Aber es gebe auch hier noch Risiken: So könnten die Wahlen in Italien im nächsten Jahr eine anti-europäische Regierung hervorbringen. Zudem bestehe das Risiko in der Realwirtschaft, dass das niedrige Produktivitätswachstum durch strukturelle Faktoren bestimmt wird, die sich nicht ändern würden, heißt es weiter.

„Insgesamt scheint es zwar wahrscheinlicher, dass das Weltwirtschaftswachstum in seiner bisherigen Bandbreite verharrt, dennoch besteht die Chance, dass die Weltwirtschaft die Wachstumsdecke durchbrechen wird. Sollten sich das globale Wachstum und die Zinsen nachhaltig erhöhen, werden Anleger ihren Kurs überdenken und sollten nach Lösungen Ausschau halten, die über die traditionellen Anlageklassen hinausgehen, und selektiv stärker spezialisierte Anlageinstrumente mit optimaler Duration und einer Ausrichtung auf Wachstum nutzen“, so Verhagen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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