Großbritannien – Notenbank mit Wachstumssorgen
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Erwähnte Instrumente
Der jüngste britische Zinsentscheid ist in der letzten Woche wie erwartet mit einem Leitzinsniveau von weiterhin 0,50% zu Ende gehen. Überraschenderweise gab es dabei bereits eine neue Entscheidung bezüglich der quantitativen Geldpolitik, wobei die Währungshüter darauf verzichtet haben, die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen, die erst am 12. August anstehen, abzuwarten. Das Volumen der quantitativen Lockerung wird jetzt auf 175 Mrd. GBP angehoben, was den Staatshaushalt weiter belasten wird.
Rezession läuft aus
Für das laufende Quartal Q2 wurde aus Großbritannien ein Negativwachstum von -0,8% gemeldet. Der Wert war geringer als im Vorquartal mit -5,6% (Vorjahresvergleich), wobei sich der Konsum weiter festigte. So konnten die Juni-Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vormonat um +1,2% ansteigen, was für Q2 dann ein Plus von +0,7% nach +0,3% im ersten Quartal 2009 bedeutete. Insbesondere im Industriesektor hat der Abwärtsruck in Q2 mit -0,7% nach zuvor -5,1% deutlich nachgelassen. Der Dienstleistungssektor gab gegenüber Q1 nochmals um -0,6% nach, wozu der Finanzdienstleistungsbereich maßgeblich beitrug.
Wertpapieraufkäufe werden ausgeweitet
Das Volumen der quantitativen Lockerung wird auf 175 Mrd. GBP angehoben. Damit werden nochmals 50 Mrd. GBP auf den vorherigen Zielwert des Wertpapier-Kaufprogramms von zuvor 125 Milliarden GBP aufgesattelt. Die letzten Sitzungsprotokolle der britischen Notenbank waren allesamt recht ähnlich. Bezüglich der Konjunktur sieht man weiterhin Abwärtsrisiken, für die Inflation dagegen Aufwärtsgefahren, wobei sich die Schätzungen zuletzt kaum änderten, was erklärt weshalb nun nochmals ein größerer Schluck aus der quantitativen Pulle der Geldpolitik genommen werden soll.
Die kaum veränderten Wachstumsprognosen lassen vermuten, dass die Notenbanker mit dem Erfolg des Wertpapieraufkaufs bisher nicht zufrieden bzw. sich über dessen Wirksamkeit nicht schlüssig sind. Die Entwicklung diverser Konjunkturvorlaufindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes hatte zuletzt nicht erfüllte Hoffnungen auf bessere Wachstumswerte geweckt.
Mittelfristige Inflationsgefahren
Die Inflation fiel im Juni auf 1,8% und damit knapp unter das Inflationsziel von 2,0%, was in erster Linie auf die gesunkenen Lebensmittel- und Energiepreise zurückzuführen ist. Mit dem aktuellen Leitzinsniveau von 0,5% ist man der Meinung, dass Inflationsziel von 2% auch mittelfristig gewährleisten zu können. Langfristig dürfte sich ein Inflationsproblem einstellen, was die Notenbank auch bereits eingestanden hat.
Erst 2010 wieder Nullwachstum
Die neuesten Wachstums- und Inflationsprognosen werden erst am kommenden Mittwochmorgen veröffentlicht. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte auch im 3. Quartal sinken und erst in Q4 wieder in den neutralen Bereich zurückkehren. Nimmt man einen Mittelwert der Schätzungen diverser Kreditinstitute und der britischen Notenbank, so wird es in 2009 ein Negativwachstum von etwa -4,5% geben, während ab 2010 wieder auf ein Nullwachstum gehofft werden kann.
Kurzfristig wird man dem Wachstum gegenüber den Inflationsgefahren weiterhin die höhere Priorität einräumen. Vor dem Hintergrund der genannten Daten sind Zinserhöhungen in Großbritannien vor dem Jahr 2010 unwahrscheinlich und werden erst im Verlauf des nächsten Jahres auf die Agenda kommen.
Charttechnik
Die Risiken bei EUR/GBP zeigen mittelfristig nach unten. Longpositionen bieten nur bei signifikanten Bewegungsmustern temporäre Kaufgelegenheiten. Zwischenhochs abzuverkaufen, ist die erfolgsträchtigere Strategie. Während EUR/USD letzten Freitag ein Tower Top und damit eine temporäre Umkehrformation auf erhöhtem Kursniveau gebildet hat, kam auch EUR/GBP unter Druck, konnte sich aber zum Wochenauftakt wieder erholen. Am Mittwoch stehen neue britische Inflationsprognosen zur Veröffentlichung an, nachdem die Juni-Erzeugerpreise recht hoch waren. Anstiege bis 0,8600 (Hoch der letzten Woche) und ein Überschießen bis 0,8675 (fallende 200-Tagelinie) sollten wieder gute Shortchancen eröffnen.
Jens Lüders
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