Kommentar
08:30 Uhr, 03.08.2015

Griechische Aktien ab heute wieder handelbar

Nach einem Monat Pause soll an der griechischen Börse der Handel wieder aufgenommen werden. Auf das Resultat darf man gespannt sein.

Vorsorglich wurden jedoch zahlreiche Regularien angepasst, um einen massiven Kurssturz zu verhindern.

Jede Börse legt bestimmte Mechanismen fest, die dafür sorgen sollen, dass es nicht plötzlich zu übertriebenen Bewegungen kommt. Standardmäßig werden Grenzwerte festgelegt, die nicht über bzw. unterschritten werden dürfen. Geschieht das, dann wird der Handel unterbrochen.

Bis zur Handelsaussetzung vor einem Monat wurden Einzelwerte vom Handel ausgesetzt, wenn die Kursbewegung über 10% betrug. In den ersten drei Tagen nach Wiederaufnahme des Handels wird dieser Wert auf 7% gesenkt. Wird dieser Wert erreicht, dann kann die entsprechende Aktie kurzfristig nicht gehandelt werden. Stattdessen wird eine Auktion gestartet. Bei der Auktion wird das Orderbuch gefüllt, um einen fairen Preis zu ermitteln.

Die Auktionsphase soll nun 10 statt 5 Minuten betragen. Diese Zeitspanne kann um weitere 5 Minuten (früher 3 Minuten) verlängert werden, falls der ermittelte Preis in der ersten Phase der Auktion mehr als 20% (früher 30%) vom Referenzpreis abzuweichen droht.

Mit diesen Bestimmungen muss man erst einmal sehen, obheute viel gehandelt werden kann oder ob viele Aktien permanent vom Handel ausgesetzt werden müssen. Es gibt nur sehr vage Indikationen, wie sich die Lage in den ersten Handelstagen entwickelt wird. Ein von dem US Unternehmen Global X herausgegebener Athex (ist der Leitindex) ETF wurde ganz normal gehandelt. Die Entwicklung auf dem Chart sieht ziemlich umspektakulär aus. Es verleitet zu der Annahme, dass die Eröffnung am Montag möglicherweise gar nicht so dramatisch wird.

Der Eindruck kann täuschen. Anleger, die den ETF handeln, haben für viele darin enthaltende Werte keine Referenzpreise mehr. Selbst im OTC Handel von griechischen ADRs sind die letzten Preise fast einen Monat alt. Die letzten Preise lagen bei den Bankentiteln nur noch bei maximal der Hälfte dessen, was sie vor Handelsstopp wert waren.

Seit Feststellung der letzten Preise gab es inzwischen eine Brückenfinanzierung und die klare Aussage, dass ein drittel Hilfspaket verhandelt wird. Das kann zwar positiv gewertet werden, doch man darf eines nicht übersehen: die griechische Wirtschaft ist in den letzten Wochen zum kompletten Stillstand gekommen. Unternehmen, die bis vor kurzem noch Umsatz und vielleicht sogar noch ein wenig Gewinn erwirtschafteten, werden 2015 keine schwarzen Zahlen mehr sehen. Auch der Bankensektor ist trotz neuer Gelder praktisch bankrott. Der zusätzliche Kapitalbedarf wird auf 25 Mrd. geschätzt. Würde dieses Kapital durch die Ausgabe von Aktien aufgenommen werden, dann müssten sich die Kurse allein aus diesem Grund schon mindestens halbieren.

Die 4 größten griechischen Banken, die mehr als 70% Marktanteil haben, brachten es Ende Juni auf eine Marktkapitalisierung von gut 12 Mrd. Euro. Der gesamte Bankensektor hätte demnach eine Marktkapitalisierung von 17 bis 19 Mrd. Werden 25 Mrd. an neuem Kapital aufgenommen, dann müsste für jede bestehende Aktie mehr als eine neue ausgegeben werden. Daraus ergibt sich eine Verwässerung von mindestens 50%.

Warten wir ab, was am Montag geschieht. Vielleicht bietet eine maßlose Übertreibung des Marktes eine interessante Tradingchance. Diese würde ich jedoch definitiv außerhalb des Bankensektors suchen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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