Kommentar
13:28 Uhr, 16.06.2015

Griechenland will IWF-Kreditrate nicht zahlen - Update

Griechenland will die Zahlung der am 30. Juni fällige IWF-Kreditrate um sechs Monate verschieben. Athen hat in den Regularien des IWF offenbar eine technische Möglichkeit dafür gefunden.

Griechenland will die am 30. Juni fällig werdende IWF-Kreditrate in Höhe von 1,55 Milliarden Euro vorerst nicht zahlen. Die Zahlung über 1,55 Milliarden Euro solle um sechs Monate verschoben werden, berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Athen habe in den Regularien des IWF eine technische Möglichkeit für einen einseitigen Zahlungsaufschub um sechs Monate gefunden, heißt es. Dies würde dem Land in den Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern erneut Luft verschaffen. Ein griechischer Regierungsvertreter hat den Bericht jedoch dementiert.

Das würde bedeuten, dass wir uns das griechische Schuldendrama noch länger ansehen müssen. Ich würde eine Staatspleite und einen geordneten Austritt aus der Eurozone begrüßen. Dies würde dem Land mittelfristig wieder eine Perspektive geben. Ich befürchte jedoch, dass es erneut zu einem faulen Kompromiss kommen wird und die Lösung des Schuldenproblems weiter in die Zukunft verschoben wird. Das Dahinsiechen der griechischen Wirtschaft würde sich damit zum Leid der griechischen Bevölkerung fortsetzen. Eine Staatspleite und ein Grexit wäre kurzfristig zwar auch dramatisch - ein Ende mit Schrecken ist auf lange Sicht aber besser als Schrecken ohne Ende.

Die Risiken, die ein Grexit für Griechenland birgt, sehe ich vor allem von den übrigen Euro-Ländern ausgehen. Solidarisch wäre es, der Wirtschaft mit einem Investitionsprogramm möglichst schnell wieder auf die Beine zu helfen. Es ist aber zu befürchten, dass die Eurozone genau das Gegenteil tun und die wirtschaftliche Genesung in Griechenland sogar noch blockieren würde. Dann hätte man gleich das passende Exempel für die übrigen Peripherieländer. Nichts wäre schlimmer für die EU, als eine kräftige Konjunkturerholung in Griechenland nach einem Austritt aus der Eurozone. Dies würde die Gefahr, dass andere Länder dem Beispiel Griechenlands folgen, deutlich erhöhen. Das Ende der Eurozone in der jetzigen Form wäre vorprogrammiert.

Update:

Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras will sich nicht mehr auf eine Rückzahlung der Tilgungsrate an den IWF festlegen. Das berichten jetzt auch griechische Medien. Er habe dies bei einem Treffen mit den Chefs der beiden kleinen pro-europäischen Oppositionsparteien To Potami und Pasok (Sozialisten) zu verstehen gegeben. Demnach behält er sich eine Option vor, die gebündelte Tilgungsrate nicht zu bezahlen, falls es bis Ende des Monats zu keiner Einigung mit den Gläubigern kommen sollte. Laut Nachrichtenagentur dpa sickerten die Informationen aus Kreisen der beiden Oppositionsparteien an die Presse durch. Da es nun mehrere übereinstimmende Medienberichte gibt, klingt das Dementi der Regierung nicht mehr besonders glaubhaft.

28 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • cafu
    cafu

    GR ist nicht systemrelevant. Interessiert doch keinen... Man sollte schlechtem Geld nur kein Gutes hinterher werfen.

    18:21 Uhr, 16.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Mal ehrlich...wenn man die ganzen bad news der REALWELT der letzten TAge addiert und dann noch die Zahlungsverweigerung GRs adddiert, kann doch beim besten Willen nicht verstehen , WARUM nun der DAX steigt. ICH verstehe das nicht. Das ist einfach irre.

    17:30 Uhr, 16.06.2015
    4 Antworten anzeigen
  • wollicgn
    wollicgn

    was für eine Schmierenkomödie, einfach nur noch zum kotzen.

    @ thozy

    bin ganz Ihrer Meinung ohne diesen hickhack wären wir besser dran.

    15:53 Uhr, 16.06.2015
  • Thozy
    Thozy

    Dreht doch mal das GRE in Grexit in ein GER. Also ein Gerxit. Deutschland raus aus dem Euro. Das ist die Lösung aller Probleme. Nur will das Herr Schäuble so nicht wahr haben. Norwegen, Dänemark, Schweiz, Schweden...allen geht es gut und Deutschland sollte mit der D-Mark in die Krise schlittern? Nie im Leben.

    15:15 Uhr, 16.06.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Erasmus v. Baden
    Erasmus v. Baden

    Genau so ist es. Am 7/8 Juni haben Frau Merkel und Herr Hollande die entsprechenden Anweisungen auf Schloss Elmau erhalten... Griechenland bleibt in der EU und im EURO und damit basta!

    14:10 Uhr, 16.06.2015
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ach was.. die Pfeife im weissen Haus hat seinen "Untertanen" in der EU befohlen, GR, koste es was es wolle, im EUR Verbund zu halten... dies alleine aus strategischen Gründen.. wäre ja zu schlimm, wenn Putin es noch schaffen würde, in Griechenland Seehäfen für seine Kriegsschiffe einzurichten.. so haben gefälligst die anderen EU Länder für immer und ewig die armen Griechen durchzufüttern!

    Ja natürlich wäre ein Austritt für die Griechen am besten.. aber wie gesagt, sie dürfen nicht!

    13:45 Uhr, 16.06.2015
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten