Griechenland vor der Entscheidung. Tradingchance?
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Ich begrüße Sie herzlich im Neuen Jahr! 2011 hatte an Dramatik und Spannung einiges zu bieten, und 2012 dürfte nicht langweiliger werden. Alle Themen des Vorjahres sind noch offen, so z.B. Griechenland, um das ich mich als erstes kümmern will.
Sie erinnern sich vielleicht, dass es im Herbst Verhandlungen gab, deren Inhalt „freiwillige“ Forderungsverzichte von privaten Gläubigern waren. Banken und Versicherungen sollten insgesamt eine Summe von rund 100 Mrd. EUR abschreiben (entspricht 50% Verzicht) und ihre Anleihen tauschen, gegen neue Langläufer (35%) und eine Barkomponente (15%).
Der Schuldenstand Griechenlands würde so auf ca. 265 Mrd. EUR sinken. Man muss den Konjunktiv bemühen, denn noch ist nichts in trockenen Tüchern. An sich sollte der Tausch dieser Tage über die Bühne gehen, doch die Gespräche sind noch am Laufen. Die griechische Seite möchte dem Vernehmen nach einen noch höheren Verzicht herausholen (75%), was man getrost als dreist bezeichnen darf. Dass die Gläubiger das alles andere als lustig finden kann man sich vorstellen, insbesondere wenn der Schein der „Freiwilligkeit“ gewahrt werden muss (damit es nicht zum „Kreditfall“ kommt und die CDS=Credit Default Swaps fällig werden). Es geht hier nicht zuletzt auch um juristische Risiken für die Bankvorstände, die sich möglicherweise der Untreue gegenüber ihren Aktionären schuldig machen. Einige Gläubiger haben bereits offen erklärt nicht teilnehmen zu wollen, was den Zusammenhalt der anderen nicht gerade befördert. Denn: Wer nicht verzichtet, bekommt 100%! Und wer verzichtet, finanziert damit der „Koalition der Unwilligen“ ihre Voll-Rückzahlung indirekt.
So ist die Lage, und es muss rasch eine Lösung her. Denn am 20. März läuft eine Staatsanleihe im Volumen von 14,5 Mrd. EUR aus (ISIN GR0110021236; 49,6%). Der EU-Gipfel im Oktober hat deswegen innerhalb des beschlossenen Rettungspaketes eine entsprechende Summe vorgesehen, die Athen erhalten soll. Die Kreditrate von insgesamt 89 Mrd. EUR soll im März fließen, allerdings ist die Einigung mit den Gläubigern unverzichtbare Bedingung. Oder klarer formuliert: Die Alternative ist der Zahlungsausfall und dann vermutlich der Austritt Griechenlands aus der Währungsunion.
Besonders delikat ist die Situation dadurch, dass Übergangsministerpräsident Papademos wahrscheinlich nicht mehr lange im Amt bleiben wird. Der Parteichef der Konservativen, Antonio Samaras, hat bereits gefordert, es müssten Parlamentswahlen noch vor Mitte April stattfinden. Er droht sonst mit der Entziehung der Unterstützung für Papademos. Was aber, wenn die nächste, dann gewählte Regierung, die rabiaten Sparmaßnahmen kassiert? Und das, obwohl die Gläubiger bereits verzichtet haben und obwohl die Gelder aus dem Rettungspaket geflossen sind?
Eine extrem heikle Gemengelage. Es ist nicht auszuschließen, dass die Griechen jetzt noch so viel wie möglich aus Europa herausziehen – und sich dann nicht an ihre Zusagen halten werden. Wohl wissend, dass dies dann Isolation zu Folge hätte. Vielleicht ist das den Menschen, die um ihre Existenz kämpfen, auch einfach egal.
Falls Sie glauben, dass es zu einer Einigung mit den Gläubigern kommt, und dass Griechenland nicht bis Ende März in die Pleite geht, dann ist die oben genannte Anleihe ein Spekulationsobjekt erster Güte,(allerdings auch mit extrem hohem Risiko). Denn unter den genannten Voraussetzungen wird sie am 20. März 2012 zu 100% zurückgezahlt, finanziert durch das Rettungspaket der EU. Für den einen oder anderen mag es gar eine besondere Genugtuung sein, dass im gleichen Zusammenhang Banken bluten mussten.
"Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit investiert."
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