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10:52 Uhr, 13.02.2012

Athen stimmt zu - Glückstag für den März-Bond?

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Auch Innenstadt-Brände und Demonstrationen von hunderttausenden aufgebrachten Griechen konnten nichts mehr daran ändern: Das Parlament in Athen hat das „Spardiktat“ der Troika durchgewunken. Die 43 Abgeordneten, die die Vorschläge der Geldgeber nicht ganz so gut fanden und daher dagegen stimmten, wurden daraufhin gleichmal aus ihren Fraktionen ausgeschlossen. Das ist eben gelebte Demokratie.

Die Euro-Retter werden es jetzt kurzfristig schwer haben Argumente zu finden, den Griechen das im Herbst beschlossene neue Hilfspaket im Volumen von 130 Mrd. EUR (inzwischen eher 145 Mrd. EUR) zu verwehren. Möglich und wohl auch sinnvoll ist, dass das Geld in kleinen Tranchen fließt – nur so viel wie unbedingt zum jeweiligen Zeitpunkt nötig. Dies muss man insbesondere vor dem Hintergrund der Wahlen im April sehen.

Aus Umfragen geht hervor, dass eine knappe Mehrheit im Land eine Staatspleite vorziehen würde, wenn die Alternative aus weiteren Sparmaßnahmen besteht. Diese Menschen bedenken dabei offensichtlich nicht, dass eine Pleite auch nicht unbedingt dazu beiträgt, dass der Staat mehr ausgeben kann. Gespart werden muss also ohnehin in jedem Falle – ob durch Zwang der Geldgeber oder durch faktischen Zwang, weil es eben keine Geldgeber mehr gibt.
Was jetzt noch kurzfristig aussteht, ist die Einigung der Regierung mit den privaten Gläubigern. Sie sollen auf 100 Mrd. EUR verzichten, dazu muss noch ein offizielles Umtauschangebot in neue Anleihen vorgelegt und vor allem von einer ausreichenden Zahl von Gläubigern angenommen werden. Die Zeit drängt, denn die nächsten Staatsanleihen - Volumen 14,5 Mrd. EUR – werden am 20. März fällig. Die Hoffnung ist natürlich, dass der Großteil gar nicht gezahlt werden muss, weil auch diese Bonds Teil des Tauchprogramms sind. Allerdings ist die Anleihe (WKN A0T6US; 42,5%) in den letzten Monaten in ordentlichen Volumina von Hedge-Fonds und auch von Privatanlegern aufgekauft worden, und gewiss nicht mit dem Ziel des Tauschs in neue Anleihen.

Diese „Hold-Out“-Problematik ist eine der größten Gefahren der gewählten Vorgehensweise beim Schuldenschnitt. Der Verzicht ist offiziell freiwillig. Die griechische Seite hat zwar schon damit gedroht, nachträglich so genannte CAC (Collective Action Clauses) in die Anleihebedingungen einzubauen, die es einer qualifizierten Mehrheit der Gläubiger erlauben würde, verbindlich für alle einen Schuldenschnitt zu beschließen. Aber abgesehen davon, dass dies juristisch mehr als fragwürdig wäre, könnte auch schlicht die Zeit dazu fehlen. Wenn die Anleihen am 20. März nicht zurückgezahlt werden (und zwar denen, die nicht verzichten wollen), wird offiziell der Zahlungsausfall eintreten – und damit sind dann auch definitiv die CDS (Credit Default Swaps) fällig. Sie sehen – das griechische Drama ist noch lange nicht zu Ende, der nächste Akt beginnt.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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