Kommentar
18:15 Uhr, 16.02.2012

Europäische Notenbanken tauschen angeblich Bonds...

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  • GGB 20 30 2012
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Nach einem Medienbericht tauschen die EZB und die nationalen Zentralbanken der Eurozone gerade ihre im Bestand befindlichen griechischen Staatsanleihen in neue Bonds mit gleichem Nominalwert.

Das ist aus mehreren Gründen ein kluger Schachzug!

Die Notenbanken machen damit einen Buchgewinn (sie haben die Anleihen unter pari eingekauft) den sie ausschütten können, damit haben die europäischen Staaten weiteren Spielraum bei der erweiterten Kreditvergabe – denn die angepeilten 130 Mrd. EUR werden aller Voraussicht nach nicht reichen. Ihren Buchgewinn werden sie vermutlich oben drauf legen.

Nicht minder wichtig: Nun kann Athen erst recht mit der rückwirkenden Einführung der CAC (Collective Action Clauses) drohen. Mit diesem Instrument kann eine Mehrheit der Gläubiger eines Bonds alle Bondholder zur Änderung der Bedingungen zwingen, wie z.B. einem Forderungsverzicht. Solange die EZB und die NZBen im Boot waren, wäre dieser Schritt äußerst heikel gewesen, denn keine Notenbanken darf auf Forderungen verzichten - das wäre gleichbedeutend mit monetärer Staatsfinanzierung, die gemäß den EU-Verträgen verboten ist..

Sollte also auf freiwilliger Basis keine ca. 90-95% Annahmequote für das wohl nächste Woche kommende Umtauschangebot an die privaten Gläubiger erreicht werden können, dürften die Griechen im Eilverfahren ein entsprechendes Gesetz verabschieden, das nachträglich die Klauseln einfügt - natürlich unter Bruch jeder juristischen Moral. Anschließend müsste es ebenfalls im Eiltempo zu Gläubigerversammlungen der Bondholder kommen, die dann einen verbindlichen Erlass für alle zu beschließen hätten.

Ob die Zeit für den im März auslaufenden Bond (A0T6US; 43%) noch reicht ist mehr als fraglich, insofern ist er weiter als Spekulationsobjekt interessant. Es könnte der letzte der derzeit ausstehenden Bonds sein, der mit 100% bedient wird.

Allerdings ist das Pleiterisiko alles andere als gebannt, denn der Eindruck, dass jedenfalls die deutsche Seite eine Griechen-Pleite inzwischen sogar insgeheim favorisiert, verfestigt sich nach den öffentlichen Äußerungen deutscher Politiker und Demütigungen der Griechen immer mehr.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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