Kommentar
07:23 Uhr, 21.04.2015

Griechenland: Noch diese Woche zahlungsunfähig?

Es heißt: der Markt hat immer Recht. Wenn das stimmt, dann ist die Zahlungsunfähigkeit näher als viele denken.

Wir wissen alle, dass Griechenland schon seit 3 Jahren de facto insolvent ist. Bisher kanndas Land nur seine Schulden bedienen, indem es immer neue Hilfen bekommt. Mit dem ersten Hilfspaket von 110 Mrd. Euro wurden europäische Banken gerettet. Das ist ein Punkt, den die Griechen den Geldgebern vorwerfen. Sie müssten konsequenterweise aber sogar noch einen Schritt weiter gehen, denn das zweite Hilfspaket wurde aufgelegt, um die Retter zu retten.

Nach Ende des ersten Hilfspaketes war Griechenland noch immer bankrott. Damit Länder wie Deutschland die geliehenen Gelder nicht abschreiben mussten, wurde ein zweites Hilfspaket aufgelegt. Mit diesen Geldern bedienen die Staaten ihre früher vergebenen Kredite. Griechenland bemängelt unter anderem, dass kein Geld für Investitionen bleibt. Das ist korrekt. Es ist aber falsch zu behaupten, dass Griechenland selbst nichts von dem Geld gesehen hätte. Über 100 Mrd. der Kredite sind an Griechenland geflossen. Sie haben das Haushaltsdefizit von 10% pro Jahr finanziert. Wenn sich also Tsipras und Varoufakis hinstellen und behaupten, die Geldgeber hätten nur Banken und sich selbst geholfen, dann ist das einfach falsch. Man kann nur hoffen, dass sie es aus verhandlungstaktischen Gründen so darstellen und nicht tatsächlich ernst meinen. So viel Ignoranz wäre schon sehr bedenklich.

Wie dem auch sei, Griechenland war bisher nur kurzzeitig auch offiziell bankrott. Die Eurozone hat das zwar nicht so gesehen, dafür aber einige Ratingagenturen. Auch wurden Kreditversicherungen gezahlt (CDS - Credit Default Swaps). Diese werden nur gezahlt, wenn ein Schuldner auch tatsächlich ausfällt. Das war ganz offensichtlich der Fall.

Heute ist es nun wieder soweit. Die Kreditausfallversicherung für fünfjährige griechische Staatsanleihen sind wieder auf dem Level, auf dem sie zuletzt ganz kurz vor dem letzten Bankrott waren. Die Grafik zeigt die Entwicklung des CDS Spreads in Basispunkten (das ist der Preis der Versicherung). Ebenso ist die dazugehörige Ausfallwahrscheinlichkeit abgebildet. Die Ausfallwahrscheinlichkeit sollte eigentlich die Wahrscheinlichkeit für einen Ausfall innerhalb der nächsten 5 Jahre anzeigen, da sie zu den 5 jährigen Anleihen gehören. CDS sind jedoch selten so vorausschauend.

Wären CDS einigermaßen korrekt, dann hätten sie 2008 bereits eine Ausfallwahrscheinlichkeit von knapp 100% anzeigen müssen. Das taten sie bei weitem nicht. Als Glaskugel taugen CDS nichts. Sie sind aber sehr hilfreich, wenn es um einen kurzen Zeithorizont geht. Auf Sicht mehrere Wochen sind sie recht zuverlässig. Demnach geht der Markt inzwischen von einem Bankrott innerhalb der nächsten Wochen aus.

Viele glauben immer noch an eine Einigung mit der Troika. Diese Einigung könnte es theoretisch geben. Die griechische Regierung will sich aber ebenso wenig bewegen wie die Troika. Die Regierung in Athen macht immer wieder Beteuerungen. So bleibt wenigstens die vage Aussicht auf eine Einigung bestehen. Der Markt glaubt ganz offensichtlich nicht mehr an dieses Spiel und hat die Hoffnung aufgegeben. Auch als Kleinanleger muss man sich weiterhin mit dieser Frage beschäftigen. Seit einem Monat steigen auch die Renditen der Anleihen der anderen Krisenstaaten wieder. Der Markt geht also keinesfalls davon aus, dass die Ansteckungsgefahr Null ist. Dax und Co. steigen heute wieder schön kräftig an. Das täuscht gewaltig darüber hinweg, dass bereits morgen der große Knall erfolgen kann.

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23 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    GR war, GR ist und GR bleibt pleite - das wissen ALLE. Die werden niemals Schulden zurückzahlen können/wollen - das können noch nicht mal die "normalen" Staaten. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder einen jährlichen Milliardentransfer nach GR (auf Dauer) oder die machen eine "Fliege" und zahlen auch keine Zinsen o. ä. mehr. So einfach ist das - auch das wissen ALLE.

    21:14 Uhr, 21.04. 2015
  • logon
    logon

    Der Apriltermin ist verschoben worden-auf Ende Juni.

    20:59 Uhr, 21.04. 2015
  • fehu001
    fehu001

    --@ lusche

    Nein, gegen über das, was die Griechen damals in Persien gemacht haben, ist der braune Österreicher ein kleiner, dummer Junge. Auch wenn es schon sehr lange zurück liegt.

    Wer wirklich unzählige Völker abgeschlachtet hat, erkennt man daran, dass man uns ständig daran erinnert, was wir gemacht haben. Besonders schlimm aber war es bei den Alliierten, die (bis auf Russland) über viele Jahrhunderte andere Völker abgeschlachtet haben.

    Wenn jemand aber wirklich unter dem WK-II gelitten hat, dann waren es die Russen und die Chinesen. Aber gerade die sagen hierzu fast nie etwas.

    Meckern tun immer nur die, die selbst böse Dreck am Stecken haben.

    14:32 Uhr, 21.04. 2015
    2 Antworten anzeigen
  • mkgeld
    mkgeld

    es wird langsam Zeit und es hätte schon 5 Jahre vorbei sein können.

    13:24 Uhr, 21.04. 2015
  • klaerchen
    klaerchen

    @fehu001

    ...was du schreibst, ist einfach nur peinlich. mit dem peinlichen und kruden geschreibsel, gibts du auskunft, dass die klügeren anleger, von solch doofen wie dir profitieren. das war immer so und wird auch immer so bleiben. gott lob!

    11:40 Uhr, 21.04. 2015
  • fehu001
    fehu001

    --@ whynot

    Man muss schon Grieche sein, um zu glauben, dass sie mit ihren 2% Anteil am EU BS-Produkt einen wirklichen einfluss haben.

    Ok, die Griechen denken immer noch, sie sind Alexander der Große Massenmörder, die mit seinem Völkermord und Gräultaten das persiche Großreich nieder gemacht hat. Aber das ist schon ein paar Jahre zurück und seit dieser Zeit vegetieren die verträumten Griechen dahin und keiner will sie, keiner mag sie. Denn sie sind unbedeutend und unwichtig.

    Alles andere ist reinste Marktpschologie und hat mehr mit dem Glauben an die EU / Euro-Stabilität zu tun.

    09:07 Uhr, 21.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • whynot
    whynot

    Von NOV 14 bis jetzt also in 6 Monaten - hat der Dax 33% zugelegt. Das sieht ja wirklich nach einer Einpreisung aus.

    08:22 Uhr, 21.04. 2015
  • fehu001
    fehu001

    Der Grexit, aber zumindest der Bankrott ist eingepreist. Hat man ja auch gerade am DAX gesehen. Richtig Bewegung kam erst, als die Chinesen mal wieder neute Informationen heraus gegeben hatten. Neuigkeiten zum GREXIT führen kaum noch zur Marktbewegung.

    Vermutlich aber ist das genau das Spiel oder die absicht. Man belegt den Markt so lange mit Tröpfchen der Information, bis es fast keine Reaktionen mehr gibt, dann kann man den Bankrott einleiten und umsetzen. Eine sehr sinnvolle Taktik, um einen Tzunami zu verhindern.

    Respekt den Leistungen der EZB & Co.

    08:15 Uhr, 21.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • moneymaker22
    moneymaker22

    Es ist alles nur Verhandlungstaktik eine Seite will soviel wie möglich bekommen und die andere Seite so wenig wie möglich zahlen :-) Allerdings bin ich nicht der Meinung das eine Zahlungsunfähigkeit eingepreist ist, die Aktienmärkte sind in der Nähe ihrer Höchststände und auch der EUR/USD ist relativ stabil

    08:02 Uhr, 21.04. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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