Fundamentale Nachricht
08:37 Uhr, 29.04.2015

Grexit bis 2020 ist wahrscheinlich

Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment, geht davon aus, dass ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone in den nächsten drei bis fünf Jahren sehr wahrscheinlich ist.

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - „Meiner Einschätzung nach ist die Wahrscheinlichkeit eines Grexit in den vergangenen Wochen eindeutig gestiegen. Ich glaube nicht, dass es in diesem Jahr dazu kommen wird, aber ich gehe davon aus, dass ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone in den nächsten drei bis fünf Jahren sehr wahrscheinlich ist. Irgendwann dürften die starken strukturellen Reformen und der harte Sparkurs politisch wie sozial zu kostspielig werden“, schreibt Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment, in einem aktuellen Marktkommentar.

Um die Wettbewerbsfähigkeit signifikant zu verbessern, dürfte es für Griechenland leichter sein, aus dem Euro auszusteigen und eine Währungsabwertung vorzunehmen. Das werde voraussichtlich in den nächsten Jahren geschehen. Momentan sei der politische Wille noch stark ausgeprägt, Griechenland in der Währungsunion zu halten – besonders in Deutschland. Aber gleichzeitig sei in den vergangenen Jahren eine Art Schutzwall um Griechenland herum gebaut worden. Deshalb reagierten die Märkte nicht so stark auf die anhaltenden Spannungen. Die Institutionen hätten eine ausgeprägte Verhandlungsmacht und würden nicht die ersten sein, die reagieren werden – das werde die griechische Regierung sein, heißt es weiter.

Ein Grexit bringt natürlich eine gewisse Ansteckungsgefahr für andere Länder mit sich. Dieses Risiko ist allerdings geringer als es noch 2012 bei der letzten großen Krise war. Denn es gibt Schutzmaßnahmen, vor allem das Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank EZB ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Die Märkte werden auf den Grexit reagieren, und es wird zu vorübergehenden Turbulenzen kommen, aber im Endeffekt wird dies für Griechenland mit weitaus höheren Kosten verbunden sein als für alle anderen Marktteilnehmer. Ich gehe davon aus, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro langfristig gut für das Wirtschaftswachstum des Landes sein könnte, ebenso für das Wachstum der Eurozone – trotz des anfänglichen Schocks. Aber das ist kein Thema für dieses Jahr“, so Stupnytska.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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